Ihre Liebe zur Literatur bringt Helga Gutwald auf die Bühne
KIRCHDORF AN DER KREMS. Literatur und Schauspiel sind ihr Leben – dafür ist sie auch in Kirchdorf und darüber hinaus bekannt: Helga Gutwald ist nicht nur die gute Seele des Theaters in der Werkstatt, sondern begeistert mit ihrer Stimme auch bei Lesungen.
Helga Gutwald ist in Nettingsdorf aufgewachsen und hat die Pädagogische Akademie in Linz absolviert, bevor es sie beruflich nach Kirchdorf verschlug. Sie war Lehrerin in der Hauptschule Kirchdorf sowie in den Volksschulen St. Pankraz und Kirchdorf. Die Volksschule 2 Kirchdorf hat sie in den letzten vier Jahren vor ihrer Pension auch geleitet. Aufgrund ihrer Begeisterung für die Amateurtheatergruppe in Kirchdorf hat Helga Gutwald nebenberuflich die Schauspielausbildung am Brucknerkonservatorium in Linz absolviert. Ihre erste Rolle im Profibereich erhielt sie bei den Linzer Schlossfestspielen.
Heute noch auf der Bühne
Warum die 68-Jährige nie ihren Lehrberuf aufgegeben hat? „Es war nie mein Wunsch, ins professionelle Theater zu wechseln. Zudem gab es wenig Frauenrollen, die für mein damaliges Alter – ich war um die 30 Jahre – und spezielles Äußeres gepasst hätten. Ich wäre nur beschränkt einsetzbar gewesen“, erklärt die heutige Obmann-Stellvertreterin im Theater in der Werkstatt in Kirchdorf. Ihre Erfahrung gibt sie in Sprecherziehung und Ausdrucksschulungen weiter. Helga Gutwald hat auch einige Stücke in Kirchdorf und Linz inszeniert und im Figurentheater mitgespielt, bei dem sie auch Gründungsmitglied war. Wenn sie eine Rolle reizt, ist sie auch heute noch auf der Bühne zu sehen – hauptsächlich wirkt sie jedoch an der Programm-Gestaltung mit.
Lyrik und Prosa im Radio
Seit 2016 ist die 68-Jährige freie Sendungsmacherin im Radio B138 und hat 92 Folgen der Sendereihe „Gedichte sind gemalte Fensterscheiben“ gestaltet. „Die große Recherchearbeit wurde 2017 mit dem Österreichischen Radiopreis der Erwachsenenbildung in der Kategorie Kultur belohnt“, weiß Helga Gutwald diese hohe Auszeichnung zu schätzen.
2020 hat sie eine neue Sendereihe rund um Prosa gestartet (jeden zweiten Mittwoch um 20.30 Uhr, Radio B138). Unter dem Titel „Perlen der Erzählkunst“ präsentiert sie Erzählungen. „Die ersten drei Folgen behandelten ,Die Pechbrenner' von Adalbert Stifter und derzeit beschäftige ich mich mit Erzählungen von Marlen Haushofer“, berichtet Gutwald. Die zweite Folge ist am 2. Dezember zu hören. Sobald es wieder möglich ist, sind auch Lesungen mit Erzählungen von Haushofer unter dem Titel „Und so ein Leben lang...!?“ im Theater in der Werkstatt geplant.
Leidenschaft ist das Vorlesen
Ihr Faible für Literatur hat Helga Gutwald früh entdeckt. „Ich habe lesen gelernt, bevor ich in die Schule kam. Meine Deutschprofessorin hat dann die Liebe zur Literatur in mir geweckt. Eine meiner großen Leidenschaften ist das Vorlesen“, verrät Helga Gutwald. So bereichert sie jede Weihnachtsgala im Schloss Neupernstein mit der Lesung weihnachtlicher Texte – viele davon gemeinsam mit ihrem Mann Reinhard Simonischek. „Er hat durch mich wieder zum Theater gefunden und war lange Jahre als freier Schauspieler in Theater, Film und Fernsehen tätig“, erzählt Gutwald.
Wunderschöne Freundschaft
Eine besondere Begegnung hatte die 68-Jährige 2017: „Ich habe den syrischen Schriftsteller Hamed Abboud kennen gelernt, der als Flüchtling nach Österreich kam. Er hat mittlerweile zwei Bücher geschrieben. Das erste über die Flucht und seine Erlebnisse im Krieg und das zweite über das Ankommen in Österreich. Wir hielten bereits gemeinsame Lesungen ab. Es hat sich eine wunderschöne Freundschaft entwickelt.“
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