"Unsere Dienstleistungen nützen jedem Einwohner einer Gemeinde"
KIRCHDORF AN DER KREMS/MOLLN. Beinah jede Gemeinde hat einen, beinah jede Gemeinde braucht ihn: den Bauhof. Die einstigen „Wegemacher“ müssen dabei mittlerweile richtige Allround-Talente sein.
Irgendwo in der Nähe des Ortskernes steht da dieses Gebäude namens Bauhof. Die hohen Wände und großen Garagentore weisen schon auf die Gefährte, die sich darin befinden, hin. Doch alles weitere? Die wenigsten wissen, welche Aufgabengebiete die Bauhofmitarbeiter einer Gemeinde abdecken müssen und wie vielseitig ihr Alltag und die darin vorkommenden Herausforderungen sind. „Grundsätzlich hat jede Gemeinde einen Gemeindebauhof, die sich größenmäßig natürlich unterscheiden. Die wichtigste Aufgabe eines Bauhofs ist die Erhaltung der kompletten Infrastruktur einer Stadt oder einer Gemeinde“, erklärt der 51-jährige Martin Buchegger, Leiter des Bau- und Wirtschaftshofs in der Stadtgemeinde Kirchdorf.
Mit Scheibtruhe und Schaufel
Früher waren die sogenannten „Wegemacher“ für die Erhaltung der Straßen zuständig. Mit Scheibtruhe und Schaufel haben sie anno dazumal die Schotterstraßen instand gehalten und so ihren Beitrag zur Erhaltung der Infrastruktur eines Ortes geleistet. Erst mit der flächendeckenden Asphaltierung der Straßen wurden die Aufgaben der Wegemacher nach und nach ausgeweitet und zentral – später dann durch die Bauhöfe – gesteuert. Mittlerweile ist die Straßenerhaltung nur eine von vielen Aufgaben.
Tischler, Maurer und Elektriker
„Manchmal wünschte ich, ich hätte noch eine Ausbildung zum Bühnentechniker gemacht“, sagt Buchegger lachend, der damit auf die Anforderungen in seinem Beruf anspielt. „Man muss eigentlich ein Universalgenie sein“, sagt der gelernte Tischler. Denn von Grünflächenpflege über Wege- und Straßenerhaltung bis hin zu Unterstützung bei Veranstaltungen, Abfallbeseitigung und Betreuung der Freizeitanlagen, wie den öffentlichen Spielplätzen, sind die alltäglichen Aufgaben der Bauhofmitarbeiter mehr als vielseitig. „Manche Gemeinden sind auch für die Wasserversorgung verantwortlich, wiederum andere haben eine Gruppenwasserversorgung. Je nachdem fällt auch dieses Thema in die Aufgaben des Bauhofs“, erläutert der 51-jährige Kirchdorfer.
Der Winter naht
In der kalten Jahreszeit gilt der Winterdienst als zentrale Aufgabe der Bauhofmitarbeiter. Vor allem in der Marktgemeinde Molln, der flächenmäßig größten Gemeinde des Bezirks Kirchdorf und der viertgrößten Gemeinde Oberösterreichs, wird dieser zur mehr als auslastenden Kernaufgabe: „Unser Straßennetz umfasst rund 150 Kilometer. Davon sind vor allem die 30 bis 40 Kilometer Schotterstraßen herausfordernd in der Instandhaltung“, meint Christian Pölz, Amtsleiter der Marktgemeinde Molln. Da dauere das Montieren der Schneestangen und Schneezäune schon einmal mehrere Wochen. Auch in der Stadtgemeinde Kirchdorf laufen die Vorbereitungen für den Winter bereits auf Hochtouren. „Wir sind derzeit dabei, die Schneestangen zu setzen, den Eislaufplatz vorzubereiten und die Grünflächen für den Winter herzurichten. Parallel dazu geht es auch schon mit den Vorbereitungen für die Adventmärkte los“, erzählt Buchegger.
Der Gemeindebauhof und seine Berechtigung
Immer wieder kommt in Gemeinden die Diskussion auf, ob die Bauhöfe aufgelassen werden sollen. „Aber wer leert die Mistkübel aus, kehrt die Straßen und wechselt auf die Schnelle die Steckdose in der Volksschule? Diese Leistungen können nicht im Einzelnen zugekauft werden – kein Unternehmer arbeitet so kleinstrukturiert“, sagt Buchegger und betont: „Unsere Dienstleistungen betreffen jeden Einwohner einer Gemeinde oder Stadt“. Auch Pölz weist mit Nachdruck auf die Relevanz der Bauhöfe hin: „Ich könnte mir keine Gemeinde ohne Bauhof vorstellen. Man schimpft zwar schnell über die Kosten der Fahrzeuge, aber in Bezug auf schnelle Hilfe ist ein Gemeindebauhof unerlässlich.“
Damit die Bauhöfe auch in Zukunft ihre wertvolle Arbeit tun können, sind Fachkräfte gefragt – und der Fachkräftemangel ist mehr als spürbar. Dem Abhilfe soll der Lehrberuf „Straßenerhaltungsfachfrau/-mann“ schaffen, den viele Gemeinden bereits anbieten. Die Berufsschule dazu befindet sich in Freistadt.
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