Naturschutzverbände fordern die Einstellung der Jagd auf bedrohte Enten-Arten
BEZIRK. Krickenten verbringen den Winter in den Kremsauen in den Gemeinden Nußbach und Schlierbach. Sie zählen neben den Tafel- und Schellenten zu den stark gefährdeten Entenarten. Seit 16. September bis Ende Dezember dürfen diese in Oberösterreich wieder abgeschossen werden. BirdLife Österreich und der Naturschutzbund Oberösterreich fordern nun eine umgehende Einstellung der Jagd auf bedrohte Arten.
Das Oberösterreichische Jagdrecht sieht derzeit vor, dass Entenarten, die an den heimischen Gewässern brüten oder überwintern, ganzjährig geschont werden. Davon ausgenommen sind die fünf Arten Stock-, Reiher-, Krick-, Tafel- und Schellente, die jährlich von 16. September bis Jahresende abgeschossen werden dürfen. Krick-, Tafel- und Schellente verfügen jedoch in Oberösterreich sowie auch bundesweit über derart kleine Brutbestände, dass sie aktuell als gefährdet beziehungsweise stark gefährdet eingestuft sind. So brüten im Bundesland nur 20 bis 30 Schell-, 10 bis 20 Krick- und sogar nur 5 bis 10 Tafelentenpaare.
Große Ansammlungen von überwinternden Enten findet man in Oberösterreich vor allem an den großen Seen und Flüssen wie Traun- und Attersee, Donau, Inn und Enns. Im Bezirk Kirchdorf verbringen immer wieder Krickenten den Winter in den Kremsauen. Und auch Flüsse wie die Steyr werden von verschiedenen Entenarten im Winterhalbjahr besucht.
Aussterben befürchtet
Der Schlierbacher Hans Uhl, Leiter der Landesstelle von BirdLife in Oberösterreich, erklärt: „Alleine die stetigen Verschlechterungen ihrer Lebensräume, vor allem durch Klimaerwärmung und das daraus resultierende Verschwinden von Flachwasserzonen sowie zunehmender Druck durch Freizeitnutzung an den Gewässerufern, lassen ihr völliges Aussterben befürchten. Diese extrem seltenen Enten in einer so prekären Situation auch noch zu bejagen, ist aus Sicht des Vogelschutzes absolut unverantwortlich und dringend abzustellen.“ Der Experte betont, dass es sich bei Tafel-, Schell- und Krickente um österreichweit gefährdete Vogelarten handle, die dringend einen besseren Schutz benötigen würden. „Außerdem wissen weder die Jagdverbände noch die Behörden des Landes Oberösterreich, wie viele dieser seltenen Enten getötet werden, weil in den Jagdstatistiken nur ganz allgemein ,Wildenten' aufgelistet werden, ohne Aufgliederung nach Arten. Tausende Stockenten werden also gleich behandelt wie Raritäten. Ohne artspezifische Dokumentation der Abschusszahlen ist nicht beurteilbar, wie sich die Jagd auf seltene Entenarten auswirkt“, sagt der Vogelschützer aus Schlierbach. Im Bezirk Kirchdorf wurden laut Statistik 294 Wildenten im Jagdjahr 2020/21 erlegt.
Zeitgemäßer Vogelschutz
Die Naturschutzverbände fordern nun die Landesregierung, vor allem die zuständige Landesrätin Michaela Langer-Weninger auf, dem ein Ende zu setzen und die Regelung noch vor der kommenden Jagdsaison zu korrigieren. „Eine Novellierung in dieser Hinsicht ist aus Sicht des Naturschutzes dringend von Nöten“, so Josef Limberger, Obmann des Naturschutzbundes Oberösterreich, aus Micheldorf: „Eine weitere Verarmung an seltenen Arten können wir uns nicht leisten. Der Landesjagdverband, vor allem aber die Politik, sollten hier ihrer Verantwortung dringend gerecht werden, Vorbildwirkung zeigen und Schritte setzen, um seltene Arten wie Tafel-, Krick- und Schellenten per Gesetz aus der Bejagung zu nehmen.“
Novellierung des Gesetzes
Derzeit laufen Gespräche zwischen Behörden und Interessensvertretungen zur Novellierung des Oberösterreichischen Jagdgesetzes. BirdLife und Naturschutzbund fordern die Landesregierung auf, ihre frühzeitige Einbindung in diese Gespräche zu ermöglichen.
Breit angelegter Dialog
Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) sagt in einer Stellungnahme dazu: „Wir sind gerade mitten in der Evaluierung des Landes-Jagdgesetzes. Im Zuge dessen werden auch der Schutzstatus und die Schonzeiten einzelner Tierarten wie etwa der Krick-, Tafel- und Schellente thematisiert und diskutiert. Wir nehmen die Inputs aller Stakeholder ernst und legen den Dialog zur Überarbeitung des Landes-Jagdgesetzes bewusst breit an.“
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