
ROSENAU AM HENGSTPASS. Seit dem Frühjahr 2022 wohnt Eric Mitterhauser im ehemaligen Jagdschloss der Grafen Lamberg, dem Forsthaus Bodinggraben, in Rosenau. Umgeben von den Gipfeln des Sengsengebirges, alten Buchenwäldern und den 1830 erbauten Hausmauern lebt der 35-Jährige einen Alltag abseits der digitalen und hektischen Welt – zumindest großteils.
Der Ofen knistert und bringt eine wohlige Wärme in die Stube. Vom kalten Windzug, der unerlässlich unter der alten, schweren Haustüre hindurch zieht, ist zumindest für den Moment nichts mehr zu spüren. Dennoch tut der heiße Kaffee gut, den Eric Mitterhauser in die Tassen schenkt. Die Stube im Forsthaus Bodinggraben trägt erst seit seinem Einzug im Frühjahr seine Handschrift, zuvor saßen hier Ernestine und Michael Kirchweger auf den Holzbänken – und einst die Grafen Lamberg.
Vom gelernten Koch und Kellner zum Gebietsleiter und Nationalpark Ranger
„Während meines Forstwirtschaft-Studiums an der Universität für Bodenkultur in Wien absolvierte ich zwei Praktika beim Nationalpark Kalkalpen. Da habe ich mich einfach in das Gebiet rund um den Bodinggraben verguckt“, erzählt Eric Mitterhauser lächelnd. Das Masterstudium absolvierte er über den zweiten Bildungsweg, in seiner eigentlichen Ausbildung zum Koch und Kellner habe er keine aufregende Zukunft gesehen. „Mir war es immer wichtig, eine Arbeit zu haben, in der ich auch aktiv sein kann – und in der ein bewusstes Leben Platz hat“, erzählt er.
In großen Fußstapfen
Diesen Wunsch hat sich der gebürtige Spitaler im Herbst 2020 schlussendlich auch erfüllt: Als für Gebietsleiter, Ranger und Urgestein Michael Kirchweger nach zwölf Jahren Tätigkeit im Dienste der Österreichischen Bundesforste ein Nachfolger gesucht wurde, war Eric Mitterhauser einer von 38 Bewerbern – und setzte sich durch. „Mehrere Monate hinweg habe ich Michael bei seiner Arbeit begleitet. Er hat mir alles gezeigt und ich habe viel von ihm gelernt. Seit Juli 2021 bin ich nun allein für das Gebiet zuständig“, erzählt der 35-Jährige.
Seit diesem Frühjahr lebt Eric Mitterhauser auch so richtig im Forsthaus. Mit allem, was dazugehört: „Mit Stromausfällen und wenig bis gar keinem Handyempfang muss man halt leben lernen“, sagt er lachend.
Abseits des „9 to 5“-Jobs
Als einer von drei Gebietsleitern im Nationalpark Kalkalpen ist Eric Mitterhauser im Auftrag der Österreichischen Bundesforste für ein Gebiet von rund 8.000 Hektar zuständig. Die nördliche Seite des Sengsengebirges, von Frauenstein bis Reichraming, steht unter seiner Obhut. „Wildtier- und Borkenkäfermanagement, Öffentlichkeitsarbeit, Besucherführungen durch das Haus, Rangertouren, Erhaltung der Infrastruktur: Auch wenn ich sieben Tage die Woche durcharbeiten würde, die Arbeit wäre nie ganz geschafft“, sagt der gebürtige Spitaler und schenkt Kaffee nach.
Am Ende der Welt, mit dem Tablet in der Hand
Obwohl der Großteil seiner Arbeit draußen in der Natur stattfindet, ist auch Eric Mitterhauser in seiner Tätigkeit als Gebietsleiter nie ganz offline. „Vor allem im Bereich des Monitorings fällt viel Dokumentation an. Da hänge ich dann auch mal am Tablet oder sitze in unserem Büro in Molln vor dem Computer“, verrät Eric Mitterhauser. Ganz so idyllisch und romantisch, wie sich sein Leben hier im Bodinggraben manchmal vorgestellt werde, sei es nicht. „Aber diese Momente, wenn ich merke, wo ich hier eigentlich bin, welche Aussicht ich vielleicht gerade habe oder wenn ich sehe, wie mein Hund Bruno voller Lebensfreude die Natur genießt: Die sind magisch“, sagt er.
Ruhe einkehren lassen
Eingebettet in den ersten Schnee erscheint jetzt auch das einstige Jagdschlösschen beinahe magisch. „Es ist ein großes Privileg, in so einem geschichtsträchtigen Haus leben zu dürfen. Aber auch eine wichtige Verantwortung, alles zu erhalten“, sagt Eric Mitterhauser. Für den langsam einsetzenden Winter wünscht sich der Gebietsleiter vor allem eines: ein ruhiges, nachhaltiges Ankommen – gemeinsam mit seinem Hund Bruno und seiner Frau Melanie, die auch in das Forsthaus einziehen wird.