Liebe auf den ersten Blick: Alpakas sind sehr süß, aber auch eigensinnig und scheu
PETTENBACH. Leise grasen sie vor sich hin, ab und zu ist ein leises Summen zu hören und nähert man sich, heben sie den Kopf und blicken den Besucher mit großen schwarzen Kulleraugen an, die Rede ist von den Almtalcamp Alpakas.
Die Pettenbacher Larissa und Wolfgang Wurm haben einem Alpaka zu tief in die Augen gesehen und waren sofort fasziniert von den Tieren. Als ihnen dann auch noch Familie Herndler vom Almtal Camp den Grund als Pacht anbot, war es entschieden: Im Frühjahr 2021 sind sechs Alpakas von einem Züchter aus Klaus beim Almtal Camp eingezogen. Mittlerweile leben dort zehn Alpakas auf einer Fläche von rund einem Hektar. Aus eigener Zucht sollen sie auf bis zu 15 Tiere vermehrt werden.
Schreckhaft und eigensinnig
„Alpakas haben eine extrem beruhigende Wirkung. Sie sind ein super Ausgleich zum Bürojob“, sagt Larissa Wurm, die als Human Ressource-Generalistin in einer Personalabteilung arbeitet. Die 28-Jährige schwärmt von ihren Tieren: „Sie sind richtig süß und bringen einen immer zum Lachen.“ Ihr Mann Wolfgang fügt hinzu: „Jedes Tier hat einen eigenen Charakter und Alpakas sind Fluchttiere, sie sind sehr schreckhaft – und eigensinnig. Ihre nächsten Verwandten sind übrigens Kamele.“
Alpaka ist ein Exot
Bei der Ernährung der Alpakas ist Vorsicht angebracht. Sie dürfen nur Gras und Heu fressen. Ihr Schlund (Anmerkung: Rachen) hat einen Durchmesser von nur zwei Zentimetern und sie würden beispielsweise an Obst ersticken. Zudem vertragen sie keine Kohlehydrate. „Unsere Alpakas erhalten zusätzlich Pellets mit Mineralstoffen als Nahrungsergänzung“, berichtet Larissa Wurm und erklärt: „Ein Alpaka ist ein Exot und kein klassischer Wiederkäuer – eher eine komische Mischung aus Pferd und Kuh, was das Anatomische betrifft.“
Der Spucke ausweichen
Alpakas sind für ihr Spucken bekannt. Larissa Wurm verrät: „Sie spucken sehr viel, aber nur untereinander, um beispielsweise die Rangordnung auszumachen. Als Mensch wird man nur angespuckt, wenn man in die Schusslinie gerät.“
Nägel und Zähne pflegen
Bei der Haltung des Tieres ist auf eine regelmäßige Nagelpflege zu achten, „damit die Nägel nicht einwachsen und eine Fehlstellung, welche die Gelenke beeinträchtigt, vermieden wird.“ Auch die Parasitenbehandlung ist wichtig. „Im Frühjahr und Herbst lassen wir den Kot analysieren und nach Bedarf – wenn die Parasiten überhand nehmen – das Tier behandeln“, erzählen die Alpaka-Experten, die auch Vorstandsmitglieder beim Österreichischen Alpakazuchtverband (ÖAZV) sind. Weiters müssen die Zähne geschliffen sowie die Augen und das Gewicht regelmäßig kontrolliert werden.
Spaziergänge mit Alpakas
Die Pettenbacher bieten Spaziergänge mit ihren Alpakas an. 150 bis 200 Spaziergänge und Wanderungen unternehmen sie pro Jahr. Eine Tour dauert rund eineinhalb Stunden, teilnehmen können maximal acht Personen mit Tier und insgesamt bis zu 15 Personen. Auch Stallbesichtigungen (maximal eine Stunde) sind möglich. Mit ihren Alpakas besuchen Larissa und Wolfgang Wurm auch Altenheime und veranstalten Kindernachmittage. Zudem sind Fotoshootings zu buchen und Alpaka-Patenschaft für ein Jahr zu übernehmen.
Schur ist Pflicht
Die Huacaya-Alpakas der Familie Wurm werden einmal im Jahr von professionellen Alpakascherern geschoren. „Das ist ein absolutes Muss und tierschutzrelevant“, betont Larissa Wurm. Im Liegen dauert die Schur rund fünf bis sieben Minuten. Bei der Schur sind pro Bahn circa sechs Leute beschäftigt. Zeitgleich werden auch die Nägel gekürzt. „Da geht es Schlag auf Schlag, damit das Tier nicht so lange unter Stress steht. Das ist dann nicht nur für sie sondern auch für uns stressig“, erzählt die Alpaka-Halterin und fügt zwinkernd hinzu: „Nach der Schur ignorieren sie uns als Strafe gekonnt eine Woche lang.“
Viel Geduld beim Wolleputzen
Rund zweieinhalb bis vier Kilo Wolle werden pro Tier geschoren – abhängig von der Größe des Tieres, der Dichte des Haarwuchses und der Feinheit des Haares. Für das händische Putzen der Wolle braucht es viel Geduld. Bei einem sauberen Tier muss man mit circa 20 Minuten rechnen. Stark verschmutzte Wolle eines Tieres putzt Larissa Wurm schon mal 45 Minuten lang.
Wertvollste Naturfaser
Das Vlies zählt zu den wertvollsten Naturfasern der Welt, weil es sehr gute Eigenschaften aufweist. Es ist extrem fein, weich und flauschig sowie temperaturregulierend, selbstreinigend und allergikerfreundlich. „Kleidung aus Alpakawolle hält sofort warm und man schwitzt trotzdem nicht. Zudem reicht statt dem Waschen auch oft nur das Kleidungsstück auslüften zu lassen“, sagt Larissa Wurm.
Aus der eigenen Wolle lassen die Pettenbacher Bettdecken, Schuheinlagen, Kirschkernkissen und Dinkelkissen fertigen, hergestellt in Erika's Wollwerkstatt in der Steiermark. Alle anderen Produkte, die im mobilen Hofladen, im Webshop und nach telefonischer Voranmeldung unter 0677 62675082 verkauft werden, sind zugekauft. „Strickwolle herzustellen ist schwieriger und teurer und unsere Wolle reicht dafür nicht“, erklärt Larissa Wurm.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden