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Almwirtschaft durch steigenden Tourismus und wiederkehrenden Wolf unter Druck

Sophie Kepplinger, BA, 19.09.2023 17:56

BEZIRK KIRCHDORF. In keiner anderen Region Oberösterreichs werden so viele Rinder den Sommer über auf die Almen getrieben, wie im Bezirk Kirchdorf. Auch bei der Anzahl der Almen liegt unsere Region mit Abstand an erster Stelle. Dennoch: Die Statistik verzeichnet auch im Bezirk Kirchdorf einen Rückgang der gealpten Tiere. Die Gründe dafür? Zeit- und Personalmangel, steigender Tourismus und nicht zuletzt die Rückkehr des Wolfs.

  1 / 3   Die Almen im Bezirk Kirchdorf – wie hier am Bild die Puglalm in Rosenau – sind beliebte Ausflugsziele, aber auch ein wichtiger Wirtschaftsraum für bäuerliche Betriebe (Foto: Sophie Kepplinger)

Die diesjährige Almsaison neigt sich langsam dem Ende zu. Die Kühe, Schafe und Ziegen, die den Sommer über die frischen Bergwiesen genossen haben, werden demnächst ins Tal zurück getrieben. Fast 200 Almen befinden sich im Bezirk Kirchdorf, rund 175 davon sind beweidet und umfassen in Summe 1.963 Hektar Almfutterfläche.

Immer weniger Kühe auf der Alm

Auf diesen Weiden verbrachten vergangenes Jahr 2.417 Rinder, 316 Schafe, 35 Ziegen sowie 14 Pferde ihre Sommerfrische. Die Zahlen für 2023 dürften ähnlich ausfallen, wobei der Blick auf die Statistik der Abteilung Ländliche Neuordnung (Land Oberösterreich) eine Tendenz nicht leugnen lässt: Immer weniger Landwirte bringen ihre Tiere auf die Alm.

Kräftezehrende Arbeit

„Die Arbeit auf der Alm während der Saison ist das eine, die Vor- und Nachbereitung das andere“, sagt Johann Feßl, Obmann des OÖ Almvereins und Bürgermeister von Edlbach. Die Tiere müssen weidetauglich gemacht, die Almflächen von Sträuchern befreit und die Wasserversorgung gesichert werden. „Alles eine sehr kräftezehrende Arbeit“, sagt Feßl. Hinzu komme, dass auch die Anforderungen am Heimbetrieb immer weiter steigen. „Viel Zeit für die Weidehaltung bleibt da nicht. In den letzten zwanzig Jahren sind die Betriebe, die ihre Tiere alpen, massiv weniger geworden. Sollte sich der Trend fortsetzen, haben wir ein Problem“, so der Edlbacher, der betont: „Wir brauchen die Tiere, wir brauchen die Auftreiber – sonst können wir die Almen so nicht erhalten.“

„Alm ist kein Streichelzoo“

Während Almen einen wichtigen Wirtschaftsraum für bäuerliche Betriebe darstellen, gelten sie bei Einheimischen wie Touristen als gern besuchtes Ausflugsziel. In den Corona-Jahren sorgten extreme Besucherzahlen allerdings für Schwierigkeiten, vor allem bei den Parkplätzen und beim Umgang mit den Nutztieren. „Wir freuen uns über jeden Besucher, aber: die Alm ist kein Streichelzoo, und es gibt gewisse Regeln, an die es sich zu halten gilt“, betont Feßl. Durch Aufklärungsarbeit und Kampagnen wird seither versucht, die Besucher zum Nachdenken anzuregen. „Der aktuelle Sommer ist in dieser Hinsicht positiv verlaufen, es gab keine größeren Probleme zwischen Tourismus und Almwirtschaft. Beschäftigt hat die Halter vielmehr die Wiederkehr des Wolfs.“

Der Wolf ist zurück

Ob am Hengstpaß, in Leonstein bei Grünburg oder in Weyer: Wildkameras und DNA-Proben hätten, so Feßl, immer wieder bestätigt, dass auch in unsere Region Wölfe unterwegs sind. „Durch diese neue Bedrohung stellen sich viele die Frage, ob sensible Tiere, wie trächtige Kühe oder Jungtiere, noch hochgetrieben werden sollen“, so Feßl. In sensiblen Bereichen wie der Alm müsse jeder Jagdausübungsberechtigte die Möglichkeit erhalten, „Problemwölfe“ abzuschießen, so die Forderung des Edlbachers. Denn: „Wölfe bedrohen nicht nur unsere Tiere, auch unsere Arbeitskräfte hängen daran“, meint Feßl.

Almabtriebsfest in Steinbach

Trotz aller Herausforderungen zeigt sich Feßl positiv gestimmt: „Unsere Bauern, Halter und Senner arbeiten irrsinnig gerne auf der Alm – solange man ihnen die Ausübung ihrer Tätigkeit nicht zu schwer macht.“ Eine gute Gelegenheit, die Arbeit auf der Am gemeinsam wertzuschätzen und zu feiern, bietet das Steinbacher Almabtriebsfest am Samstag, 30. September, veranstaltet von der Weidegenossenschaft Molln. Start ist um 10 Uhr beim Kremesbichler in Steinbach an der Steyr, Forstau 25. Die Tiere werden von der Brettmaisalm neben der Grünburgerhütte zum Festgelände getrieben, wo sie gegen Mittag eintreffen.


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