Töpfern ist wie zaubern: Keramikerin Ulrike Stürmer formt kunstvolle Unikate aus Ton
MICHELDORF IN OÖ. Einzigartige Vasen, kunstvolle Kaffeebecher, stilvolle Schalen und vieles mehr entsteht in der Werkstatt von Ulrike Stürmer in Micheldorf. Seit 20 Jahren ist das Töpfern ihre Leidenschaft. Die Keramikkünstlerin gibt einen Einblick in ihr Handwerk.
„Töpfern ist wie zaubern“, sagt Ulrike Stürmer und formt mit einer geschickten Handbewegung aus einem Klumpen Ton in nur wenigen Minuten eine Vase auf ihrer Töpferscheibe. Die Magie erlebte sie zum ersten Mal vor 20 Jahren bei einem Auslandsaufenthalt in Irland. Begeistert von dem Material und den Möglichkeiten, das es bietet, absolvierte sie eine dreijährige Ausbildung zur Keramikerin und arbeitete in Töpfereien in Irland. Wieder in Österreich kehrte sie zu ihrem Hauptberuf als Kindergartenpädagogin zurück. Doch das Töpfern begleitet sie seitdem. 2010 machte sie sich selbstständig. Das Hauptaugenmerk der 43-Jährigen liegt auf dem Geschirr. Handgefertigte Schalen, Teller und Becher verlassen ihre Werkstatt. „Mir war aber immer klar, dass ich nicht nur Geschirr machen möchte“, so die Künstlerin. Zu ihren Werken zählen auch Dekoartikel, Urnen, Fliesen und Beschriftungen.
Ton braucht seine Zeit
Keramik entsteht aus dem Rohmaterial Ton. Dieser wird in Form gebracht, gebrannt und glasiert. Das braucht allerdings Zeit. „Dem Ton muss man viel Zeit geben, deshalb arbeitet man immer an zwei oder mehr Stücken gleichzeitig“, verrät Ulrike Stürmer. Das „Zeit lassen“ sei aber auch das Schöne an dieser Arbeit. „Töpfern ist wie Urlaub machen, es entschleunigt und bereichert mein Leben“, so die Keramikerin.
Der Ton wird auf der Töpferscheibe bearbeitet oder modelliert. Gefällt ihr das entstandene Werk nicht, ist der Ton wiederzuverwenden. „Es passt zu meiner Lebensphilosophie, dass das Material, sofern es noch nicht gebrannt wurde, zu recyceln ist“, sagt die Micheldorferin.
Werkstücke zweimal gebrannt
Ist die Form wie gewünscht, muss das Werk circa eine Woche bei Raumtemperatur austrocknen. Anschließend wird es bei 950 Grad Celsius im elektrischen Keramikbrennofen 12 bis 14 Stunden gebrannt. „Nach dem sogenannten Schrühbrand schalte ich den Ofen aus und lasse die Keramik noch drinnen. Würde man den Ofen sofort öffnen, würde das Werkstück zu schnell abkühlen und zerreißen“, erklärt Ulrike Stürmer.
Im nächsten Schritt folgt die Glasur. Das Werkstück wird darin eingetaucht und es entsteht eine feine Glasschicht auf der Keramik. Die Stellfläche muss allerdings unglasiert bleiben, da diese sonst beim Glasurbrand mit der Brennplatte verschmilzt.
„Eine Glasur hat nichts damit zu tun, ob ein Stück dicht ist“, erklärt die Expertin: „Der Rohton hochgebrannt ist genauso dicht. Das Geschirr ist allerdings mit Glasur einfacher abzuwaschen.“ Ihr Geschirr ist übrigens auch für den Geschirrspüler geeignet. Einen Tag später kommt das Werk noch einmal bei 1.230 Grad in den Ofen.
Qualität erkennen
Vor dem Kauf einer Keramik empfiehlt die Expertin, auf den Boden zu achten. „Daran erkennt man die Qualität. Bei allen meinen Produkten ist der Boden gesäubert“, sagt die Keramikkünstlerin. Das heißt, sie glättet den Boden vor dem Brennen. Damit machen beispielsweise Becher keine Kratzer auf empfindlichen Oberflächen.
Kreative Raku-Keramik
Ihre Kreativität kann die Künstlerin auch mit der sogenannten „Raku-Technik“ ausleben. Diese Brenntechnik wendet sie hauptsächlich bei der Herstellung von Dekoartikel an. Dabei kommt das Werkstück beim zweiten Brennen bei 1.000 Grad in einen Gasofen. Noch heiß nimmt es Ulrike Stürmer heraus und räuchert es eine Minute lang in Sägespänen. Durch die Temperaturunterschiede bekommt die Glasurschicht Risse und der Ton, der nicht glasiert ist, wird schwarz.
Töpfern erlernen
Ulrike Stürmer hält Kurse in ihrem Atelier und im Bildungszentrum Stift Schlierbach: „Ich gebe gerne mein Wissen über das Töpferhandwerk weiter. Es ist schön zu sehen, wie bei jedem Werkstück die Persönlichkeit des Schaffers herauskommt. Wenn die Kursteilnehmer eine Freude mit ihrem Werk haben, gibt mir das sehr viel zurück.“
Auch selbst möchte Ulrike Stürmer sich weiterhin fortbilden: „Mir gefällt es, im Ausland neue Techniken zu erlernen und andere Inputs zu erhalten. Denn man hat im Leben nie ausgelernt.“ In diesem Sinne lädt sie zu ihren Kursen ein, um das Töpfern einmal auszuprobieren. Die nächsten freien Termine sind im Herbst. Weitere Infos sind auf der Webseite unter www.flowing-ceramics.com zu finden.
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