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Borkenkäfer seit Jänner für 10.000 Festmeter Schadholz verantwortlich

Sophie Kepplinger, BA, 02.07.2024 20:01

BEZIRK KIRCHDORF. Erst der milde Winter, jetzt der trockene Sommer: Die Auswirkungen des Klimawandels spielen dem Borkenkäfer in die Karten. Die kleinen Käfer waren heuer früher als sonst aktiv und schwärmen seither massiv aus. Besonders die südlichen Wälder des Bezirkes Kirchdorf sind dieses Jahr stark vom Käferbefall betroffen, wie Forstinspektor Franz Zehetner berichtet.

  1 / 2   Das Team der Forstinspektion Kirchdorf – von links: Christoph Glitzner, Leiter Franz Zehetner, David Koppler und Thomas Noll – auf Borkenkäferjagd in den Fichtenwäldern des Bezirkes Kirchdorf (Foto: Forstinspektion Kirchdorf)

60 Prozent Waldanteil – das macht den Bezirk Kirchdorf zur waldreichsten Region Oberösterreichs. „Mehr als die Hälfte unserer Bezirksfläche ist bewaldet, wobei sich die Waldfläche nach Norden hin immer mehr verdünnt. Die Gemeinde Wartberg hat den geringsten Waldanteil: gerade einmal acht Prozent“, erzählt Franz Zehetner kurz vor der Mittagspause in seinem Büro in der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf. Seit 2009 leitet der Micheldorfer die Forstinspektion Kirchdorf, die unter anderem die Forstaufsicht innehat. Den Wald vor lauter Bäumen nicht aus den Augen zu verlieren ist buchstäblich Zehetners Job.

Großteil der Waldfläche im Eigentum der Bundesforste

Rund zwei Drittel der Waldfläche im Bezirk Kirchdorf stehen im Eigentum der Österreichischen Bundesforste und großer Waldbesitzer. Ein Drittel entfällt auf Privatbesitzer mit weniger als 200 Hektar Wald. Die forstrechtlichen Bestimmungen gelten aber für alle gleich: „Wer einen Borkenkäferbefall auf einer Fichte entdeckt, ist gesetzlich dazu verpflichtet, ihn binnen zwei Wochen zu beseitigen“, so Zehetner. Eine gesetzliche Verpflichtung, die durch den Klimawandel immer herausfordernder wird.

Von geschwächten Bäumen und einem Wald im Wandel

Der Klimawandel spielt dem Borkenkäfer in die Karten – und stellt die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. Viele Bäume sind geschwächt oder durch Wind und Schnee gefallen und bieten so einen attraktiven Lebensraum für die kleinen braunen Käfer. Tausende von fichtenhungrigen Nachkommen kann ein einzelner Käfer bei bis zu drei Generationen im Jahr zeugen. Durch dieses exponentielle Wachstum können die Käfer ganze Fichtenwälder zum Absterben bringen. „Ein Szenario, das bei uns im Bezirk Kirchdorf Gott sei Dank nur selten vorgekommen ist. Die vergangenen Jahre ging es meist nicht über zwei Borkenkäfer-Generationen hinaus“, berichtet der Forstinspektor.

Situation ist angespannt

Doch die Situation ist angespannt: Der Borkenkäfer ist seit Anfang des Jahres bereits für 10.000 Festmeter Schadholz verantwortlich. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 30 Prozent. Vor allem die südlichen Waldregionen sind von Käferbefall betroffen. „Käferbäume zu entdecken, ist in gebirgigen Regionen viel schwieriger, genauso wie die Entnahme durch das oft unwegsame Gelände“, so der Micheldorfer. Auch die Abfuhr des Schadholzes gestaltet sich schleppend: Die Holzlager sind voll, der Markt gesättigt, der Preis gedrückt.

Waldhygiene gilt als das Gebot der Stunde

Umso wichtiger sei die Waldhygiene, betont Zehetner. So könne jeder Waldbesitzer dazu beitragen, einer weiteren Vermehrung des Borkenkäfers entgegenzuwirken. „Dazu zählt, gezielt durch den Wald zu gehen und nach möglichen Käferbäumen zu suchen. Erkennbar ist ein Befall etwa durch das Bohrmehl, das der Borkenkäfer beim Einnisten hinterlässt“, erklärt der Forstinspektor. Windwurf solle ebenfalls so schnell wie möglich entnommen oder durch Rindenschlitzen für den Käfer unattraktiv gemacht werden. „Über lange Zeit wird es uns aber nicht ausbleiben, den Fichtenanteil weiterhin kontinuierlich zu reduzieren. Durch den Klimawandel werden wir in Zukunft vermehrt mit Schadholzthemen konfrontiert sein“, so Zehetner.


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