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KIRCHDORF AN DER KREMS. Vor allem rund um die Feiertage wird gerne das eine oder andere Gläschen getrunken. Doch wie viel Alkohol ist schädlich und ab wann gilt man als abhängig? Tips erkundigte sich bei den Sozialarbeitern Katharina Hoffmann und Armin Hickl von der Alkoholberatungsstelle Kirchdorf.

Katharina Hoffmann und Armin Hickl von der Alkoholberatungsstelle Kirchdorf (Foto: Alkoholberatungsstelle Kirchdorf)

Tips: Ist Alkoholmissbrauch in Kirchdorf ein Thema?

Katharina Hoffmann: Leider liegen uns dazu keine aktuellen Zahlen vor. Umgerechnet von den oberösterreichweiten Zahlen ist jedoch von rund 4.500 Menschen im Bezirk auszugehen. Dies sind acht Prozent der Gesamtbevölkerung.

Tips: Wie viele Beratungen führt das Team im Monat in Kirchdorf durch?

Armin Hickl: Es finden täglich Beratungen statt. Im Moment können wir Termine innerhalb einer Woche vergeben. Wir bieten sowohl persönliche Beratung, Telefonberatung als auch Beratung per Mail an.

Tips: Wann ist Alkoholkonsum noch „normal“ und ab wann eine Sucht?

Hoffmann: Es gibt keine gesunde Menge Alkohol, lediglich Grenzmengen für ein geringes Erkrankungsrisiko. Das ist bei Männern circa 0,6 Liter Bier oder 0,3 Liter Wein, bei Frauen circa 0,4 Liter Bier oder 0,2 Liter Wein täglich. Weiters empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, zwei Tage pro Woche komplett auf Alkohol zu verzichten.

Tips: Ab wann wird von einer Abhängigkeit gesprochen?

Hoffmann: Wenn die Betroffenen nicht mehr frei entscheiden können, ob sie trinken möchten oder nicht, wenn Alkohol gegen Stress, Langeweile oder Sorgen getrunken wird, wenn die Betroffenen immer mehr trinken müssen, um dieselbe Wirkung zu erzielen, wenn Entzugserscheinungen auftauchen oder wenn andere Interessen zugunsten des Alkoholkonsums vernachlässigt werden.

Tips: Gibt es den klassischen Süchtigen? Wer ist besonders betroffen oder anfällig?

Hickl: Nein, Alkoholabhängigkeit tritt quer durch alle Gesellschaftsschichten auf. Lebensumstände wie Stress, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Arbeitslosigkeit, psychische Probleme, fehlende oder destruktive Beziehungen, Ängste oder Unzufriedenheit im Leben können zu einem missbräuchlichen Konsum von Alkohol führen.

Tips: Gibt es soziale Faktoren, die eine Abhängigkeit begünstigen?

Hoffmann: Die Entstehung einer Abhängigkeit wird von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Besonders negativ wirken sich beispielsweise ein konfliktbehaftetes Umfeld, das Fehlen von Sozialkontakten bzw. lose Bindungen oder missbräuchlicher Umgang mit Alkohol in der Familie aus.

Tips: Welche Anliegen haben Hilfesuchende an Sie?

Hickl: Die Bandbreite der Anliegen ist groß: Von Informationen zum Alkoholkonsum und dessen Auswirkungen generell über Reflexion des aktuellen Alkoholkonsums bis hin zu einer regelmäßigen Beratung zur Abstinenzwerdung und -aufrechterhaltung. Besonderes Augenmerk legen wir darauf, dass unsere Beratung ergebnisoffen gestaltet wird. Die Richtung der Veränderung gibt immer der Betroffene vor. Wir zeigen den Menschen Wege auf, die es gibt.

Tips: Beraten Sie auch die Angehörigen?

Hoffmann: Ja selbstverständlich. Der Alkoholmissbrauch eines Menschen hat immer auch Auswirkungen auf sein Umfeld. Die Angehörigen zu unterstützen ist uns ein großes Anliegen. Sie fühlen sich oft hilflos der Situation ausgeliefert. Uns ist wichtig zu zeigen, dass die Veränderung der Angehörigen oft Motivation zur Veränderung des Betroffenen ist.

Tips: Was raten Sie dem nahen Umfeld, wenn es Alkoholmissbrauch wahrnimmt?

Hickl: Wichtig ist es hierbei, dies anzusprechen. Wir empfehlen, dies möglichst ohne Vorwürfe zu tun und dem Betroffenen zu vermitteln, dass man sich große Sorgen macht. Sinnvoll ist es auch, als Angehöriger Beratung in Anspruch zu nehmen und den Fokus auf sich selbst und das eigene Wohlbefinden zu lenken.

Tips: Kann der Weg aus der Sucht bei jedem gelingen?

Hoffmann: Eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen ist immer möglich, egal in welchem Alter, egal in welcher Lebenssituation. Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten. Zunächst natürlich unser Beratungsangebot hier in Kirchdorf. Dann gibt es bei körperlicher Abhängigkeit die Möglichkeit einer Entzugsbehandlung im Krankenhaus oder mit Unterstützung des Hausarztes, anschließend ist eine Entwöhnungsbehandlung empfehlenswert. Hierbei gibt es Kurzzeit- und Langzeitangebote in ganz Österreich. In Oberösterreich stehen für die Kurzzeittherapie Bad Hall (stationär) und Neuromed Campus Linz (Tagesklinik) sowie für die Langzeittherapie die Therapiestation Erlenhof (Bezirk Eferding) zur Verfügung.

Alkoholberatungsstelle Kirchdorf
Garnisonstraße 3
Armin Hickl: 0664/6007289235 / armin.hickl@ooe.gv.at
Katharina Hoffmann: 0664/6007289089 / katharina.hoffmann@ooe.gv.at
Podcast „HörBar“

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