Wenn Digitalisierung zur Hürde wird: OÖ Seniorenbund präsentiert digitale Ombudsstelle
OÖ/LINZ. Die digitale Welt ist kein exklusiver Raum für die Jüngeren – sie muss für alle zugänglich sein, heißt es von Seiten des OÖ Seniorenbundes. Doch viele ältere Menschen stehen dabei vor großen Hürden. Aus diesem Grund setzt sich der Seniorenbund schon seit Langem dafür ein, Senioren in die digitale Welt zu begleiten. Am Montag wurde eine neue, innovative Unterstützung zur digitalen Teilhabe präsentiert: die digitale Ombudsstelle. Im September soll die Initiative starten.
Die Digitalisierung sei ein entscheidender Umbruch, vor allem für die ältere Generation, so LH a.D. und Landesobmann des OÖ Seniorenbundes, Josef Pühringer (ÖVP). Eine vom IMAS-Institut im Auftrag des OÖ Seniorenbundes durchgeführte Umfrage zeigt, dass die digitale Welt eine große Herausforderung darstellt. Demnach gaben 64 Prozent der befragten Oberösterreicher über 60 Jahre an, sich starke oder zumindest einigermaßen starke Sorgen zu machen, mit der Digitalisierung nicht mehr mithalten zu können. Das Ziel des OÖ Seniorenbundes sei nicht eine Welt ohne Digitalisierung, sondern die Möglichkeit einer sicheren Begleitung darin. Digitalisierung dürfe zudem nicht zum Zwang werden, betont Pühringer.
„Generation der Ausgeschlossenen“
Die digitale Kluft zwischen erfahrenen Nutzern und jenen, die digital ausgeschlossen sind, bleibe bestehen, heißt es von Seiten des OÖ Seniorenbundes. Zukünftig gehe es darum, Mut zu machen, beizustehen und Sicherheit zu schaffen. „Manche Leute kapitulieren und sagen, da komme ich nicht mit. Neben dem Schulen und den analogen Angeboten geht es um das Mutmachen“, so Pühringer.
Bereits heute bietet der OÖ Seniorenbund zahlreiche Beratungen, um es der älteren Generation zu ermöglichen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Alleine im ersten Halbjahr wurden 698 Kurse zum Schwerpunkt digitale Welt angeboten. Im Mittelpunkt stehen unter anderem Themen wie ID-Austria, der Smartphone-Kompass, Sicherheit im Internet oder auch Vorträge zu Künstlicher Intelligenz. Auch digitale Stammtische finden in den Ortsgruppen unter der Führung von Funktionären statt. Zukünftig gehe es darum, auch die individuelle Beratung voranzutreiben.
Digitale Ombudsstelle
„Wer lernt, bleibt nicht nur technisch am Ball, sondern bewahrt auch ein Stück Unabhängigkeit“, betont Franz Ebner, Landesgeschäftsführer des OÖ Seniorenbundes. In Kooperation mit „digital.zeug“ hat der Seniorenbund deshalb die digitale Ombudsstelle ins Leben gerufen. Diese sei eine erste Anlaufstelle für all jene, die sich im Umgang mit digitalen Anwendungen Unterstützung wünschen.
Im Gegensatz zu den bisher bereits angebotenen Kursen soll die Ombudsstelle die Möglichkeit bieten, individuell auf Probleme einzugehen und diese zu lösen. Es handelt sich dabei um eine echte Innovation, wie Ebner betont. In keinem anderen Bundesland gebe es eine vergleichbare Initiative.
„Angst abbauen“
Es gehe nicht darum, EDV-Profis zu machen, sondern Hilfestellungen im alltäglichen Leben zu leisten, so Dieter Zeininger von „digital.zeug“. Die Menschen hätten immer wieder Probleme und Fragen, die nicht in einer Gruppe besprochen werden können. Man wolle deshalb zukünftig direkt in den Bezirken sein, um den Leuten vor Ort helfen zu können, betont Bernhard Prokop, digitaler Alltags-Coach und Leiter der Ombudsstelle.
Derzeit ist vorgesehen, dass die ersten 15 Minuten der Beratung kostenlos sein sollen, danach werde ein transparentes weiteres Vorgehen besprochen. Wer möchte, kann auch eine Vor-Ort-Beratung in Anspruch nehmen, heißt es von Seiten des Seniorenbundes. Da die Experten der Ombudsstelle nicht rund um die Uhr telefonisch erreichbar sein können, wird es neben dem telefonischen Gespräch auch die Möglichkeit geben, eine WhatsApp Nachricht oder eine E-Mail an das Team zu schicken.
Unterschiedlicher Wissensstand
Die Verantwortlichen betonen, dass viele Senioren bereits über umfassende digitale Kompetenzen verfügen. Wiederholung und Regelmäßigkeit schaffe Sicherheit, so Zeininger. „Ich habe jetzt gerade eine 94-jährige Dame, die unbedingt etwas über KI lernen möchte. Die Altersklassen sind sehr unterschiedlich und auch der Wissensstand“, so Prokop zu seiner Arbeit als Coach.
Dennoch könne man nicht eine ganze Generation in die digitale Welt zwingen, das analoge Angebot müsse zumindest eine Zeit lang noch bestehen bleiben, so Pühringer abschließend.
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