Gasförmige Energieträger ermöglichen die effiziente Speicherung von Energie
KREMSMÜNSTER. Die RAG Austria AG produziert und speichert Erdgas, um in Zukunft eine klimaneutrale Energie-Versorgung unabhängig von Tages- und Jahreszeit zu gewährleisten.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die RAG (Rohölaufsuchungs AG) zur RAG (renewables and gas) Austria AG entwickelt. „Bohrungen nach Rohöl sind in den Hintergrund gerückt. Der Schwerpunkt liegt jetzt auf dem Gas und der Speicherung samt einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen unterirdischen Lagerstätten“, weiß Projektingenieur Stefan Heitzendorfer. Der Wartberger ist seit 1998 bei der RAG tätig und erklärt: „Wir schaffen einen Saisonausgleich, das heißt, der Überschuss des angelieferten Gases wird im Sommer für den höheren Bedarf im Winter gespeichert. Wir können derzeit bis zu 6,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas speichern, das entspricht einer Leistung von 71 Terrawattstunden. Das bedeutet, der gesamte Verbrauch von Österreich wäre damit drei Monate gedeckt.“
Gastankstelle in Kremsmünster
Die RAG liefert das Gas an öffentliche Netze, von wo aus es von Energieversorgern verteilt wird. Direkt an Kunden liefert die RAG nur mittels Gastankstellen, wobei eine davon seit 2015 am Standort in Kremsmünster zu finden ist. „Unsere Firmenautos fahren mit Erdgas und auch einige Kunden tanken regelmäßig hier“, berichtet Heitzendorfer. Das verdichtete Erdgas in den Tanks wird auch CNG (compressed natural gas) genannt.
Erdgas als Kraftstoff für LKW
Mit CNG können jedoch keine LKW betrieben werden, weil die Energie in den Tanks zu gering wäre. Wird das Erdgas jedoch auf -160°C gekühlt und damit verflüssigt, kann mehr Energie in den Tanks transportiert werden. Werden LKW mit verflüssigtem Erdgas, auch LNG (Liquefied Natural Gas) genannt, betrieben, spart das, laut RAG, rund 10 Prozent CO2 ein, reduziert den Feinstaub um 95 Prozent und die Stickoxide um mehr als 70 Prozent. LNG-Tankstellen der RAG stehen in Enns und Graz.
Biogas einspeisen
Seit 20 Jahren speichert die RAG Erdgas in Lagerstätten in Oberösterreich und Salzburg. „Der Vorteil von Gas als Energieträger ist, dass er zur Verfügung steht, wenn man ihn braucht. Man kann Gas gut speichern und verteilen und Schritt für Schritt durch grünes Gas, wie Biogas und Wasserstoff, ersetzen“, erklärt Stefan Heitzendorfer.
Durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) ist es nun möglich, Biogas – beispielsweise von Anlagen landwirtschaftlicher Betriebe – in die Leitungen der RAG einzuspeisen, denn das unterirdische Netz der RAG ist groß. „Erste Gespräche und Konzepte mit Landwirten laufen“, verrät Heitzendorfer.
Produktion und Speicherung von grünem Gas möglich
Seit einigen Jahren betreibt die RAG auch intensive Forschungen mit Wasserstoff in den beiden Forschungsspeichern Pilsbach und Rubensdorf (Bezirk Vöcklabruck). Wasserstoffanteile in die Erdgas-Lagerstätte mit einzubringen zeigte, dass nicht nur eine Speicherung möglich ist, sondern auch die Umwandlung von Wasserstoff gemeinsam mit CO2 in Methangas und Wasser mittels Mikroorganismen in der unterirdischen Lagerstätte. Somit ist es nun möglich, erneuerbares Erdgas CO2-neutral zu erzeugen und zu speichern, genannt wird das „Underground Sun Conversion“ – sofern der Wasserstoff mittels Elektrolyse durch Strom von erneuerbarer Energie erzeugt wird.
Bau von Photovoltaikanlagen geplant
Deshalb ist als nächster Schritt der Bau von Photovoltaikanlagen geplant. Eine erste Anlage mit 300 kW wurde bereits in Sierning in Betrieb genommen. Weitere Anlagen werden im kommenden Jahr im Bezirk Kirchdorf errichtet. „Ziel ist es, den Standort Kremsmünster zu stärken und die Einspeisungsleistung zu erhöhen, um Wasserstoff zu generieren“, erklärt der 54-jährige Projektingenieur.
Auch die Erkenntnisse aus den Forschungsspeichern sollen in Zukunft in den zahlreichen Lagerstätten im Bezirk Kirchdorf – in den Gemeinden Ried, Kremsmünster und Wartberg – Anwendung finden. Denn „der Energie- und Speicherbedarf ist hoch“, weiß Stefan Heitzendorfer.
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