Greiner AG präsentiert Geschäftsbericht 2023: Solider Gesamtumsatz, aber alle Sparten hinter den Erwartungen
KREMSMÜNSTER. Im Geschäftsjahr 2023 hat das Kunststoff- und Schaumstoffunternehmen Greiner einen soliden Gesamtumsatz von über 2,1 Milliarden Euro erzielt. Das wirtschaftliche Umfeld ist schwierig, alle drei Sparten blieben hinter den Erwartungen. Am ehrgeizigen Nachhaltigkeitskurs wird festgehalten.
Unter dem Motto „Nothing beats Ambition“ präsentierte die seit 1. März neue Vorstandsvorsitzende (CEO) der Greiner AG Saori Dubourg gemeinsam mit Finanzvorstand (CFO) Hannes Moser und Chief Operating Officer (COO) Manfred Stanek, den Jahresgeschäftsbericht 2023 in Linz. Trotz herausforderndem Marktumfeld bleiben die Ambitionen - vor allem in Richtung Nachhaltigkeit - beim heimischen Kunst- und Schaumstoffhersteller „unverändert hoch“: „Wir wollen Wert schaffen. Unser Ziel ist es, den Umbau zu einem zirkulären, nachhaltigen Global Player kontinuierlich fortzusetzen“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Dubourg. Das ambitionierte Ziel: bis 2030 ein vollständig zirkuläres Unternehmen zu werden.
Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gesunken
Nicht zuletzt durch den Ukrainekrieg, den Nahostkonflikt oder den Nachwirkungen der Corona-Pandemie: „2023 war ein herausforderndes Jahr - gesamtwirtschaftlich und auch für das international tätige Kunststoff- und Schaumstoffunternehmen Greiner“, heißt es von Seiten des Vorstands. Der Umsatz mit insgesamt 10.544 Beschäftigten in Österreich belief sich im vergangenen Geschäftsjahr 2023 auf 2,1 Milliarden Euro - nach zuletzt 2,3 Milliarden 2022.
In allen drei Sparten, Greiner Packaging, NEVEON und Greiner Bio-One, seien die Umsätze „hinter den Erwartungen zurückgeblieben“. Hauptgründe dafür waren Nachfrageeinbrüche, sowie hohe Produktions- und Zinskosten.
Trend zu Private Label Produkten
Im Bereich des Verpackungsgeschäftes erzielte Greiner mit 30 Standorten und fast 4.900 Beschäftigten einen Umsatz von 845 Millionen Euro. Den Rückgang von minus sieben Prozent im Vergleich zu 2022 erklärt Stanek mit dem Trend, dass viele Konsumenten aufgrund der hohen Inflation zu „Private Label Produkten“ griffen und die „Premium-Produkte“ von Greiner Packaging deswegen weniger nachgefragt waren. Die Business Unit Greiner Assistec, die auf die Produktion von technischen Teilen aus Kunststoff spezialisiert ist, hat 2023 ebenfalls hohe Nachfragerückgänge verzeichnet. Das sei auf die gesunkene Nachfrage bei wesentlichen Kundschaften, etwa aus der Werkzeugindustrie, zurückzuführen.
Umsatzzuwachs bei Schaumstoffproduktion für Flugzeugsitze
Die Schaumstoff-Sparte NEVEON erzielte 2023 einen Gesamtumsatz von 641 Millionen Euro, mit 2.800 Beschäftigten in 55 Standorten weltweit. Der „drastische Volumenrückgang von 12,5 Prozent“, vor allem in der Schaumstoffproduktion für Matratzen und Polster, sei neben der Inflation auch dem „Corona-Vorzieheffekt“ geschuldet: „Viele Menschen richteten während der Pandemie ihr Zuhause neu ein, bald darauf kam es zu einer Sättigung des Marktes“, sind sich die Vorstandsvorsitzenden einig.
Bei den Boiler-Isolierungen (Marktsegment Specialities) kam es aufgrund der unklaren Förderpolitik in Deutschland zu einem Markteinbruch in der zweiten Jahreshälfte 2023.
Umsatzzuwachs verzeichnete das Marktsegment Aviation, also der Bereich der Schaumstoffe für Flugzeugsitze. Das Rekordjahr 2029 wurde übertrumpft. „Freude bereitet uns die Luftfahrtindustrie. Wir waren 2023 auf einem Umsatzniveau, das vor Corona lag. 2019 war der höchste Umsatz bei uns in diesem Bereich, 2023 war er sogar noch etwas höher“, so Moser. Laut ihm entwickle sich dieser Bereich auch dieses Jahr sehr gut, vor allem in den USA, wo amerikanische Airlines, die von Greiner direkt beliefert werden, gerade sehr viel in die Ausstattung und den Komfort ihrer Flugzeuge investieren.
Zudem stand bei NEVEON im Vorjahr auch eine strategische Veränderung an: Greiner hat mit Ende 2023 das Fertigprodukt-Automotive-Geschäft Perfoam an die französische Trèves-Gruppe verkauft: „Wir mussten erkennen, dass unsere Marktstellung in der Automobil-Zulieferer-Industrie einfach nicht stark genug war, um dort bestehen zu können. Die Trèves-Gruppe macht nichts anderes als das und deswegen sind wir überzeugt gewesen, dass die Perfoam bei der Trèves-Gruppe besser aufgehoben ist“, erklärt Finanzvorstand Moser. Betroffen von dem Verkauf waren weltweit insgesamt 583 Mitarbeitende, 266 davon in Oberösterreich.
Sinkende Nachfrage wegen noch gut gefüllten Lagerbeständen
Herausfordernd verlief das Jahr 2023 auch für die Medizinprodukte-Sparte Bio-One. Während der Pandemie wurden hier Röhrchen für die Corona-Selbsttests produziert, danach sank die Nachfrage, da Krankenhäuser, Labore und Kliniken noch über gut gefüllte Lagerbestände verfügen. 2023 erwirtschaftete diese Sparte mit 2.659 Mitarbeitenden einen Umsatz von 637 Millionen Euro (minus 8,1 Prozent). 2024 sind Investitionen sowohl im BioScience als auch im Preanalytics-Geschäftsbereich geplant.
„So schwierig das vergangene Jahr für alle Sparten war, hat es auch gezeigt, dass uns die Größe und Diversität als Unternehmensgruppe insgesamt resilienter macht und Sicherheit verschafft“, so COO Stanek.
Greiner setzt auf Chancengleichheit und Gleichberechtigung
Das Unternehmen hat daher einige strategische Weichen gestellt. Es kam mit 1. März zu einem CEO-Wechsel und einer Neuausrichtung der Gruppenstrategie bis 2028: „Die Erarbeitung einer neuen HR-Strategie führt dazu, dass wir jetzt noch stärkeren Wert auf Talentmanagement legen und ein gruppenweites Advisory Board für Diversität, Chancengleichheit und Inklusion leben. Wir werden also immer bunter“, zeigt sich CEO Dubourg erfreut.
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Im Sommer startet Greiner an den 40 größten Standorten außerdem eine Weiterbildungsinitiative für die Themen Diversität, Chancengleichheit und Inklusion.
Der Kunststoffproduzent investiert aber auch in die bestehende Mitarbeiterschaft: An 15 Stunden Weiterbildung profitierte vergangenes Jahr jeder Einzelne. Ziel bis 2025 sind 16 Stunden. Zudem stehen zurzeit 27 Prozent Frauen in Führungspositionen, auch diese Zahl soll sich bis 2030 auf 40 Prozent steigern.
Zukunftsaussichten
Rohstoffpreise und der Arbeitskräftemangel bleiben weiterhin herausfordernd: Weltweit, berichtet der Greiner-Vorstand, sind 190 Positionen unbesetzt, 60 davon in Österreich.
Der Verpackungsbereich erholt sich bereits, Assistec jedoch nicht vor dem zweiten Halbjahr 2024. Bei der Schaumstoffproduktion wird eine Besserung des Marktumfelds 2025 erwartet. Auch im Bereich Preanalytics (Bio-One) geht es wieder bergauf, BioScience bleibe herausfordernd.
Fast die Hälfte der Investitionen in Österreich
2023 lag das eingesetzte Investitionsvolumen bei insgesamt 138 Millionen Euro. Das entspricht 6,5 Prozent des Umsatzes. Der Großteil der Mittel wurde in Europa (80 Prozent) investiert, gefolgt von USA, Asien und Südamerika. Fast die Hälfte der Investitionen, 56 von 138 Millionen Euro, wurde in Österreich getätigt.
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