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Leserbrief: Biobäuerin aus Nußbach äußert sich zum EU-Renaturierungsgesetz

Sophie Kepplinger, BA, 16.10.2024 10:13

NUSSBACH. Biobäuerin Eva Hillinger aus Nußbach, die, wie sie schreibt, „gerne und aus Überzeugung, mit dem Leben und für das Leben arbeitet“, schickte Tips einen Leserbrief zum EU-Renaturierungsgesetz.

Leserbriefe an: redaktion-kirchdorf@tips.at oder per Post an "Tips", Simon-Redtenbacher Platz 9, 4560 Kirchdorf (Foto: Tips)

„Landwirtschaft steht im Spannungsfeld zwischen einer Politik, die billige Rohstoffe und Lebensmittel für Industrie und Konsumenten will, und der notwendigen Wirtschaftlichkeit des eigenen Betriebes. Die Folgen für den einzelnen Betrieb sind: immer mehr Fläche bewirtschaften, größere Ställe und nach Möglichkeit immer höhere Erträge. Dazu braucht man größere Maschinen, mehr Chemie, Gentechnik,.. Die Verlierer auf der ganzen Strecke sind die natürlichen Ökosysteme, der gesunde Boden, die Biodiversität der Pflanzen und Tiere und in der Folge unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Ein ausgelaugter Boden kann seine ursprünglichen Aufgaben – sauberes Grundwasser erhalten, CO₂ speichern, gesunde wertvolle Pflanzen für unsere Ernährung liefern, sich selbst gegen Krankheiten und Schädlinge wehren – nicht mehr erfüllen. Wo die Biodiversität abnimmt, steigen Krankheitsdruck und Schädlingsbefall. Um die Ernte zu retten, müssen mehr Produkte der chemischen Industrie verwendet werden. Das EU Renaturierungsgesetz wirkt dem entgegen.

Wenn wir uns als Gesellschaft einen gesunden Boden als unsere Lebensgrundlage erhalten wollen, müssen wir uns dazu bekennen, wieder mehr natürliche Vorgänge in unsere Lebensmittelproduktion zu integrieren. Die biologische Landwirtschaft ist dafür der Grundpfeiler und zählt für sich schon als Renaturierung. Unsere Lebensmittelversorgung ist dadurch nicht bedroht. Die größte Bedrohung für sie ist der Klimawandel, der Biodiversitätsverlust, die Versiegelung unserer Felder, unser hoher Fleischkonsum und unsere Verschwendungsbereitschaft.

Das Renaturierungsgesetz, der Green Deal, die Entwaldungsstrategie sollen das Fortschreiten und die Auswirkungen des Klimawandels bekämpfen. Die Industrie und ihre Vertretung in der Politik fürchtet um ihre billigen Rohstoffe. Wenn wir als Konsumenten nicht bereit sind, beim Einkauf auf den Wert der Produkte zu achten und nur auf den Preis schauen, wenn wir uns noch 5 gute (= verantwortungslose) Jahre gönnen, werden die harten umso schneller und härter auf uns zukommen. Der wissenschaftlich klar belegte, vom Menschen gemachte Klimawandel, ist nichts, das wir einfach akzeptieren oder ignorieren können. Es ist ein ständig fortschreitender Prozess, der, wenn wir nichts dagegen unternehmen, die Lebensgrundlage der Menschen auf der Erde zerstören wird. Wir müssen an mehreren Schrauben drehen. Unsere Ernährung und Lebensmittelproduktion ist eine davon.“

Eva Hillinger, Nußbach

Meinungen in Leserbriefen müssen sich nicht mit denen der Redaktion decken. Wir behalten uns vor, Briefe aus Platzgründen zu kürzen.

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