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Missbrauch in Pflegeheim: Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen

Michaela Aichinger, 20.10.2016 08:55

KIRCHSTETTEN. Die Staatsanwaltschaft Sankt Pölten hat die Ermittlungen im Missbrauchsskandal, der sich im privaten Pflegeheim „Clementinum“ zugetragen hat, aufgenommen. Laut Sprecherin Michaela Obenaus wird gegen „mehrere ehemalige Pflegekräfte“ wegen „Verdachts des Quälens oder Vernachlässigens wehrloser Personen“.

Das Pflegeheim versucht, das Vertrauen der Bewohner sowie deren Angehöriger aufrechtzu erhalten. Foto: Erwin Wodicka

Ein Missbrauchsskandal im privaten Pflegeheim „Clementinum“ ist diese Woche an die Öffentlichkeit gedrungen. Wie die „Zeit im Bild 2“ am Dienstag berichtete, sollen bettlägerige Bewohner gequält und erniedrigt worden sein. Die Heimleitung entließ vier Pfleger fristlos und erstattete Anzeige.

Missbrauch

Laut „Zeit im Bild 2“ sei einer Frau Haarspray in den Mund und ins Gesicht gesprüht worden. Zudem hätten die vier fristlos entlassenen Pfleger den wehrlosen Bewohnern unter dem Vorwand von „Aromapflege“ scharfen, ätherischen Alkohol in Augen und Genitalien verrieben. Es wurde auch berichtet, dass einer Bewohnerin Kot in den Mund gestopft worden sei. Einer der entlassenen Pfleger soll dazu gemeint haben, man müsse Restmüll einsparen.

Mitarbeiterin lieferte Hinweis

Der Missbrauch soll nach dem Hinweis einer Mitarbeiterin am Freitag bekannt geworden sein. Ein absoluter Schock für Florian Pressl, Geschäftsführer des Pflegeheimes: „Ich war entsetzt, dass so etwas möglich ist, dass es Menschen gibt, die überhaupt zu solchen bösartigen Dingen in der Lage sind“, sagte er in einem „Zeit im Bild 2“-Interview. Die vier Mitarbeiter seien sofort vom Dienstplan abgezogen und am Montag fristlos entlassen worden. Zudem habe man bei der Polizei Anzeige erstattet.

„Angehörige verständigt“

„Wir haben auch die Pflegeaufsicht, die Patientenanwaltschaft und die Angehörigen der Betreuten über die Vorfälle in Kenntnis gesetzt“, so Pressl, der das „besonders Perfide“ an dem Verhalten der vier ehemaligen Pfleger hervorhebt: „Es waren ausschließlich besonders pflegebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner betroffen, die nicht mehr selbst äußerungsfähig waren, die nicht mehr selbst um Hilfe rufen konnten, die niemandem davon erzählen konnten“. Wichtig sei jetzt eine „volle Transparenz“ und „lückenlose Aufklärung“.

Heim besteht seit über 100 Jahren

Das Pflegeheim in Kirchstetten besteht seit mehr als 100 Jahren. Derzeit gibt es 114 Betten, 90 Personen sind in der Pflege tätig. „Nun ist es wichtig, das Vertrauen der Bewohner des Pflegeheimes und deren Angehöriger aufrechtzuerhalten“ unterstreicht Christian Zwittnig, Sprecher des Hauses.


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