Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Die Zusammenarbeit mit Bienenwiegen und Bücherskorpionen

Bettina Kirchberger, 16.11.2018 13:51

Klein-Pöchlarn. An der HLUW Yspertal werden junge Menschen ausgebildet, für die nachhaltiges Wirtschaften im Vordergrund steht. Umweltbewusstes, ressourcenschonendes Denken und Handeln wird in die Ausbildung integriert. So auch bei der aktuellen Diplomarbeit von Sarah Heinzle, die sich der Imkerei verschrieben hat und nun mit Bienenwiegen und Bücherskorpionen arbeitet.

  1 / 2   Ich stehe für Imker, denen das Wohl der Bienen mehr am Herzen liegt, als der Honigertrag. Fotos: Sascha Gratzl

Die Liebe zu den Bienen wurde der 18-Jährigen Schülerin aus Klein-Pöchlarn bereits in die Wiege gelegt. Nicht nur, dass in ihrem Heimatort der bekannte Bienenpark beheimatet ist und sich dort zahlreiche Königreiche wohl fühlen; Sarahs Vater Roland betreibt dort zudem erfolgreich seine Honigmanufaktur. Und auch ihrem Vater wurde die Affinität zu den stacheligen Bestäuber von Vater, Großvater und Urgroßvater in die Wiege gelegt, womit Sarah nun schon in der fünften Generation das Handwerk des Imkers ausübt. „Schon als kleines Kind, brachte mir mein Vater Drohnen (Anm.: Männliche Bienen ohne Stachel) aus dem Bienenstock mit nach Hause, damit ich sie betrachten konnte“, blickt die 18-Jährige zurück.

Naturnahes Imkern im Einklang mit der Natur

Wenig erstaunlich handelt nun Sarahs Diplomarbeit von der biologischen Arbeit mit Bienen, die sie zusammen mit ihren beiden Schulkollegen Simon Haselbacher und Marcel Gonaus durchführt. Während ihre Kollegen sich insbesondere mit Öffentlichkeitsarbeit und Produktpolitik beschäftigen, ist Heinzle ganz in ihrem Element und befasst sich mit naturnahem Imkern und untersucht ihren eigenen Honig mikrobiologisch auf seine antibiotische Wirkung. „Mit ist es wichtig, die Bienen so naturnahe wie möglich zu halten und bin dabei auf die sogenannte Bienenwiege gestoßen. Diese sieht aus wie eine Babywiege und ermöglicht dem Bienenvolk wild zu bauen. Da auf die Mittelwand verzichtet wird, können die Bienen das Brutnest selbst anpassen. Diese habe ich daraufhin mit Hilfe meines Vater gebaut“, erklärt die Schülerin. Warum diese Bienenwiege in Imkerkreisen nicht Usus ist, hat laut Heinzle, einen einfachen Grund: „Diese Form wurde früher sehr oft angewandt, wo es nicht nur um massenhafte Honigausbeutung ging“. Neben dieser Bienenwiege stand für sie auch eine alternative Bekämpfung der Varroamilbe im Vordergrund. „Die Behandlung wird heutzutage mit Ameisensäure durchgeführt, welche aber auch die Atemwege der Bienen sehr schädigt und die Tiere leiden lässt. Durch Recherchen stieß ich auf den Bücherskorpion. Früher war dieser in jedem Bienenstock zu finden, aber durch die chemischen Einwirkungen des Imkers, verschwand dieser komplett. Es heißt, dass der Skorpion die Varroamilbe teils auslöscht“, erklärt die Vollblutimkerin, die sich sogleich auf die Suche nach diesen Bücherskorpionen machte.

Fast wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

„Die Suche gestaltete sich wirklich schwierig und ich suchte in alten Büchern, am Dachboden, im Hühnerstall und suchte unter Holz und Steinen und fand letztendlich und nach langer Suche 16 dieser sehr kleinen Spinnentiere. Mit Stroh und Rindenstücken besiedelte ich diese in meinen Stock und füge fast jede Woche neue Skorpione hinzu“, freut sich die Maturantin und hofft nun, dass sie ihren Bienenstock ohne Verluste überwintern und damit beweisen kann, dass diese Methode der Bienenhaltung erfolgreich ist, betont aber: „Mir ist bewusst, dass diese Variante der Bienenhaltung nicht für alle Imker und industriellen Honigerzeuger eine Möglichkeit darstellt. Aber sie kann möglicherweise für Hobbyimker geeignet sein, welche nicht gewinnmaximierend arbeiten und denen das Wohl ihrer Bienen mehr am Herzen liegt, als der größtmögliche Honigertrag“.

Diplomarbeit im Frühling 2019

Dass mit Abschluss der Diplomarbeit im März 2019 ihre Liebe zu den Honigbienen nicht versiegt, sei absolut kein Thema. „Mein Vater ist mein großes Vorbild, da er ein sehr engagierter Bienenschützer ist, der sein Wissen und seine Leidenschaft auch an Schulklassen in unserem Bienengarten weiter gibt. Zudem erarbeiteten wir gemeinsam Ideen, wie jeder einzelne von uns etwas dem Bienenschutz beisteuern kann und gründeten vor drei Jahren den Verein Bee Support, den ich zukünftig leiten werde. Der Verein stellt eine Initiative zum Bienenschutz dar“, zeigt sich die Neo-Obfrau stolz, für die Umweltbewusstsein nicht nur privat, sondern auch an ihrer Schule, ein ganz zentrales Thema darstellt. „Ich möchte mit meiner Diplomarbeit den Dialog zum Umwelt- und Bienenschutz wieder anregen, denn ohne die Bestäuber kann der Mensch nicht überleben“, fasst sie ihre Motivation zusammen. In diesem Sinne sei zu hoffen, dass ihre Art von naturnahen Imkern mit Bienenwiegen und Bücherskorpione zahlreiche Nachahmer findet und sich die angebliche Bienenprophezeihung Albert Einsteins „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben“ nie bewahrheiten wird.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden