Pfarrer Hansjörg Wimmer (80): Als Kind schon Messe zelebrieren gespielt
KÖNIGSWIESEN. „Mir fällt der Plafond nicht auf den Kopf“, schmunzelt Hansjörg Wimmer. Seit 2018 ist der ehemalige als „Alm-Dechant“ weitum bekannte Pfarrer (80) im Ruhestand. Ganz so ruhig lässt er es aber nicht angehen, hat man den Eindruck, als der Gottesmann in seiner gemütlichen Wohnung aus seinem Leben erzählt.
Als Pfarrmoderator von Unterweißenbach ist er noch immer im Dienst und auch seinen Nachfolger Marek Nawrot unterstützt Hansjörg Wimmer nach Kräften. „Ich will aber niemandem dreinreden“, betont er beim Gespräch mit der Tips-Redakteurin. Vielmehr genießt Wimmer jetzt, mehr Zeit fürs Schwimmen, unter anderem im Rubener Teich, zu haben.
Fango in Liebenau, Rosenkranz in der Therme
„Ich traue mich als Einziger in das Schilf auf der unzugänglichen Seite des Teichs, da buddle ich mir eine dicke Schlammschicht auf den Körper, das ist meine private Fango-Kur“, verrät der 80-Jährige. In der kälteren Jahreszeit zieht er in der Therme Bad Schallerbach seine Längen, 40 an der Zahl, was genau einem Kilometer Schwimmstrecke entspricht. „Nach zehn Längen mache ich eine Pause und genieße die Unterwassermassage, und nach einem Rosenkranz-Gesetzerl geht es wieder weiter.“
Mehr Zeit für Rahner
Freude macht Hansjörg Wimmer besonders, jetzt mehr Zeit für die theologische Weiterbildung zu haben. „Ich kann mich noch besser auf Predigten und Messen vorbereiten und ich studiere meinen Lieblingstheologen Karl Rahner.“ Der Regens des Priesterseminars in Linz hat ihm Rahner einst nähergebracht.
Weg zum Priester war vorgezeichnet
Der Weg zum Priester war Hansjörg Wimmer quasi vorgezeichnet. Als ältester von sieben Buben wurde er in Neukirchen am Walde geboren. Sein Vater, ein christlicher Lehrer, war 1938 dorthin strafversetzt worden. Detail am Rande: Er unterrichtete dort den Drittklassler Josef Ratzenböck, der später Landeshaupmann von OÖ werden sollte. Nach fünf Buben hätte der Vater gerne noch eine Tochter gehabt, worauf die Mutter Zwillingsbuben auf die Welt brachte. „Gott schreibt immer auch auf krummen Zeilen“, kommentiert Hansjörg Wimmer.
Der Onkel als großer Förderer
Erzogen von der Mutter und der Großmutter, der Vater war im Krieg, stand der kleine Hansjörg stets unter dem Schutzmantel und großen Einfluss seines Onkels Franz Hackl. „Er war Priester und später Direktor des bischöflichen Ordinariats und hat mich immer unterstützt.“ Nicht Räuber und Gendarm spielte der kleine Bub damals, sondern Messe zelebrieren. Die hochreligiöse Oma steuerte die nötigen Utensilien und ihr Gramophon bei. „Und so ist bei meinen Messen immer das Lied 'Rosen aus dem Süden' erklungen“, erinnert sich der Gottesmann schmunzelnd.
Mit zehn ins Petrinum
Die Heimkehr eines Onkels aus der Kriegsgefangenschaft just am Heiligen Abend war für den damals Fünfjährigen ein einschneidendes Erlebnis und ließ den Wunsch, Priester zu werden, weiter reifen. „Und so bin ich mit zehn Jahren ins Petrinum eingerückt. Mein Vater hat es sich schriftlich geben lassen, dass ich freiwillig dorthin gehe“, berichtet Wimmer. „Ich war kein besonders berühmter Schüler, aber ich habe mir gedacht, wenn ich die Matura bestehe, ist das ein Zeichen, dass ich Priester werden soll.“ Und so fiel die Entscheidung, ins Priesterseminar einzutreten. „Wird sich da die Mutter freuen?“, lautete damals die Frage des Regens.
Priesterweihe im Linzer Dom
Nach fünf Jahren Priesterseminar wurde Wimmer am 29. Juni 1963 im Linzer Dom zum Priester geweiht. Noch am Tag der Weihe kam der große Schock: Beim Mahl wurden zwischen Suppe und Hauptspeise die künftigen Wirkungsstätten der frischgebackenen Priester verkündet. Leonding-Doppl lautete jene für Hansjörg Wimmer. „Der dortige Kaplan hatte mir den Posten zuvor schon tiefschwarz gemalt - die Jugend sei schwierig, es gäbe viele Flüchtlinge, die Donauschwaben, und die Pfarrerköchin sei ein reiner Drachen“, erinnert er sich.
Die Sache mit den Tomaten
Wider Erwarten löste sich schließlich alles in Wohlgefallen auf. Wimmer: „Es stellte sich heraus, dass der Kaplan mit der Pfarrerköchin Resi auf Kriegsfuß stand, weil er deren Tomaten im Pfarrhofgarten nicht mochte und sogar mit dem Luftdruckgewehr draufschoß.“ Von Resi gefragt, was er von Tomaten halte, damals ein noch nicht alltägliches Gemüse, lautete Wimmers Antwort: „Ich liebe sie (die Tomaten nämlich)!“ Und damit hatte er mit Resi das beste Auskommen - und die beste Kost sowieso.
Umzug nach Freistadt
Drei Jahren als Kaplan in Doppl folgte die Versetzung nach Freistadt, wo der junge Priester auch in der Jugendseelsorge im Dekanat tätig war und den Kirchenchor leitete. „In diesen acht Jahren habe ich viele Impulse für ein sinnvolles Priesterleben bekommen.“ Detail am Rande: Wimmer taufte einst die heutige Freistädter Bürgermeisterin Elisabeth Paruta-Teufer.
Von Freistadt nach Königswiesen
Am 25. August 1974 schließlich wurde er als Pfarrer in Königswiesen installiert. „Damals gab es Riesenaufregung, der kleine Sohn des Kapellmeisters war verschwunden. Um 13 Uhr kam die erlösende Nachricht: Er war mit einem Autobus nach Groß Gerungs gefahren und wohlbehalten gefunden. Und so bin ich dann in Königswiesen eingeritten. Um 14.30 Uhr hat die Musikkapelle bei der Installationsfeier besonders schwung- und freudvoll gespielt“, blickt der Gottesmann zurück. 46 Jahre lang war er in der Mühlviertler Alm-Gemeinde ein beliebter Seelsorger, der für seinen Humor bekannt war.
Leidenschaftlicher Seelsorger
Der Schwerpunkt seiner Pastoral war es stets, die Menschen in ihren entscheidenden Lebensabschnitten zu begleiten und sie mitzugestalten, etwa bei Taufe, Erstkommunion und Hochzeiten. „Es hat mich immer mit Freude erfüllt, auch Kirchenferne durch menschlich und schön gestaltete Gottesdienste der Kirche wieder näher zu bringen. Ich hoffe, dass meine Predigten an den Menschen nicht spurlos vorübergegangen sind.“ Mit der Zeit wurden die seelsorgerischen Aufgaben nicht weniger, sondern mehr. „Früher hat man als alter Pfarrer einen Kaplan bekommen, heute bekommt man eine Pfarre dazu.“ Dass heute im Pfarrhof noch immer Licht brennt, erfüllt ihn mit Freude. „Ich freue mich, dass es einen Nachfolger gibt und versuche, mich nicht einzumischen.“
Die aktuelle Kirche
Mit der aktuellen Entwicklung in der katholischen Kirche ist Hansjörg Wimmer nicht immer einverstanden, ebensowenig wie mit kritischen Aussagen von Priester- und Petrinums-Kollegen wie Willi Eichhorn (Tips hat berichtet). „Eine Kirche ohne Priesteramt, ohne Sakramente, ist nicht mehr die katholische Kirche.“ Die Neustrukturierung der Pfarren löse das Problem des Priestermangels nicht. „Die Priester müssen aus den Pfarrgemeinden kommen, der Zölibat könnte freigestellt werden, wie Jesus es gemeint hat. Und ich habe auch gegen das Frauenpriestertum nichts einzuwenden“.
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