Arbeitsrechtsbilanz: „Fortschrittliche Unternehmen sind für einen Betriebsrat“
Krems. Die Arbeiterkammer Niederösterreich stellte in Krems die Arbeitsrechtsbilanz 2016 vor. So konnten im Vorjahr insgesamt 953.152 Euro für Dienstnehmer im Bezirk Krems erkämpft werden. Bezirksstellenleitern Doris Schartner wies darauf hin, „dass Arbeitnehmer ohne die Unterstützung durch die Arbeiterkammer oft einen erheblichen finanziellen Schaden erleiden könnten“.
Die Arbeiterkammer Niederösterreich lud heute zur Vorstellung der Arbeitsrechtsbilanz 2016 für die Bezirke Krems, Lilienfeld, Sankt Pölten und Tulln. Im Bezirk Krems seien insgesamt 2.312 Arbeitnehmer arbeits- und sozialrechtlich beraten worden, berichtete Bezirksstellenleiterin Doris Schartner. In 212 Fällen wurde beim Arbeitgeber interveniert und 100 Dienstnehmer haben den kostenlosen Rechtsschutz der Arbeiterkammer in Anspruch genommen. So konnte laut Doris Schartner eine Gesamtsumme von 953.152 Euro im Bezirk erkämpft werden. Die Bezirksstellenleiterin brachte konkrete Beispiele, „bei denen sich der Arbeitgeber durch ungerechtfertigte Entlassungen Geld sparen wollte“. Um dem Kündigungsschutz im Falle einer möglichen Schwangerschaft zuvorzukommen, hätte ein Unternehmer in einem „besonders dreisten Fall“ sogar eine Mitarbeiterin entlassen. „Wäre diese Entlassung seitens der Arbeiterkammer nicht angefochten worden, hätte die Arbeitnehmerin einen schweren finanziellen Schaden erlitten“, so Doris Schartner.
Wieser: „Faire Leistung für korrekte Arbeit“
Arbeiterkammer Niederösterreich Präsident Markus Wieser betonte, dass im Vorjahr landesweit rund 162.000 Dienstnehmer von der Arbeiterkammer arbeits- und sozialrechtlich beraten wurden. „Das ist fast jeder dritte Arbeitnehmer im Bundesland“, so Wieser. Insgesamt seien in Niederösterreich 41,6 Millionen Euro für die Dienstnehmer erstritten worden. „Eine sehr schöne Summe, aber man darf auch nicht vergessen, dass es sich hier um Geld handelt, das den Arbeitnehmern zugestanden hätte, aber aus vielerlei Gründen nicht ausbezahlt wurde“, erklärte Wieser. Den Dienstnehmern stünde eine faire Leistung für korrekt erbrachte Arbeit zu. Dafür würden sich die arbeitsrechtlichen Experten der Arbeiterkammer mit ihrem Wissen einsetzen. Wieser stellte allerdings auch klar: „Knapp 95 Prozent der Anfragen, die uns erreichen, kommen aus Unternehmen, in denen es keinen Betriebsrat gibt“.
„Enge Zusammenarbeit mit Betriebsräten“
Auf die Frage, welche Schritte man setzen müsse, damit man den Dienstnehmern die Angst vor der Gründung eines Betriebsrats nehme, antwortete Wieser: „Einerseits gibt es gute und fortschrittliche Unternehmen, die gerne einen Betriebsrat haben möchten und dann auch eng mit der Arbeiterkammer zusammenarbeiten“. Andererseits gebe es aber auch Betriebe, die alles tun würden um einen Betriebsrat zu verhindern. „Wenn den Unternehmern die Rechte der Arbeitnehmer ein Anliegen wären, würden sie sich auch nicht gegen die Gründung eines Betriebsrats aussprechen“, sagte der Arbeiterkammer Niederösterreich Präsident.
Jubiläum für kostenlosen Rechtsschutz
Der kostenlose Rechtsschutz der Arbeiterkammer feiert heuer sein 25. Jubiläum. Seither wurden laut eigenen Angaben rund eine Milliarde Euro für weit mehr als 300.000 Arbeitnehmer in Niederösterreich vor Gericht errungen. Der Rechtsschutzexperte der Arbeiterkammer, Karl Heigl, stellte klar, dass der kostenlose Rechtsschutz auch so etwas wie „eine Rute ins Fenster“ der Arbeitgeber sei. „Wir beurteilen die Fälle, in denen wir Dienstnehmer vertreten, nicht allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten“, so Heigl. Mittlerweile würden 80 Prozent aller arbeits- und sozialrechtlichen Verfahren vor Gericht von der Arbeiterkammer angestrebt. Außerdem arbeite man eng mit den Betriebsräten zusammen um Arbeitnehmer zu schützen, die noch in aufrechten Dienstverhältnissen stünden.
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