Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Schlossfestspiele Intendant Andreas Stoehr: „Die Operette gehört genauso nach Langenlois wie der Wein“

Leserartikel Martin Grob, 10.07.2018 14:55

Langenlois/ Wien. Der gebürtige Wiener Dirigent An­dreas Stoehr ist seit 2013 künstlerischer Leiter und Intendant der Schlossfestspiele Langenlois. Heuer bringt er Carl Zellers „Der Vogelhändler“ auf die Open-Air Bühne von Schloss Haindorf. Im Gespräch mit Tips erzählt er vom Image-problem der Operette, seiner Begeisterung für die klassische Musik und warum die Operette nach Langenlois gehört.

Der Langenloiser Schlossfestspiele Intendant und Dirigent Andreas Stoehr möchte die Operette in Schloss Haindorf ins 21. Jahrhundert hieven. Foto: Grob

Andreas Stoehr lebt Musik. Durch seine Arbeit als Dirigent lernte er die ganze Welt kennen, auch abseits von Noten und Partituren. Seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz gibt er auch als Lehrender an der Privatuniversität Wien an die nächste Generation weiter. Auch seine Leidenschaft für die Operette möchte er einem jüngeren Publikum näherbringen.

Junge Generation für die Operette begeistern

Dass sich dieser Wunsch oft schwierig gestaltet, weiß der Dirigent: „Menschen der Generation 50 plus sind noch mit der Operette aufgewachsen, bei den Jüngeren ist das nicht mehr der Fall. Es ist wichtig, auch bei der nachfolgenden Generation die Begeisterung für die klassische Musik aufrecht zu erhalten“, sagt Stoehr. „Es wäre schade, wenn man etwas nicht mehr spielen kann, weil das Publikum ausbleibt“, so der gebürtige Wiener.

Ernste Themen und große Gefühle mit Leichtigkeit

Denn gerade die Operette könne auf besondere Weise Geschichten erzählen. Dabei gehe es oft um ernste Themen und große Gefühle, denen sich das Publikum mit einem gewissen Sinn für Humor nähern könne.

Herz der Bevölkerung soll für Operette schlagen

Der große Wunsch von Andreas Stoehr ist, „dass die Langenloiser das Gefühl haben, es sind unsere Festspiele“. Ganz ähnlich wie beim Wein soll das Herz der Bevölkerung auch für die „eigene“ Operette schlagen. Der Open-Air Standort in Schloss Haindorf habe in dieser Hinsicht viel zu bieten. Man sei intimer als Mörbisch und anders als Bad Ischl. Diese Andersartigkeit müsse noch mehr in das Bewusstsein der Menschen übergehen. „Die Operette gehört genauso nach Langenlois wie der Wein.“ Auf die Frage, ob Stoehr es während seiner Zeit als Intendant geschafft habe, die Operette in Langenlois ins 21. Jahrhundert zu hieven, antwortet der Dirigent: „Ich glaube die letzten Produktionen haben gezeigt, dass die Operette hier hip und unverkrampft ist“.

Im ständigen Kontakt mit dem heimischen Publikum

Seit der kontroversen Inszenierung von „Pariser Leben“ im Jahr 2014 sucht Stoehr den Kontakt zum Publikum, um sich mit den Fans auszutauschen. Der Spagat zwischen der Erwartungshaltung des oft schon älteren Publikums und einer zeitgemäßen Inszenierung ist nicht immer ganz leicht. „Viele Menschen stellen sich eine Operette auch heute noch wie einen Peter Alexander Film aus den 60-er Jahren vor. Aber eine so nachgemachte Operette wäre wie ein Kostümfilm und das kann es auch nicht sein“, so Stoehr. Eine Wahrhaftigkeit im Kostümbild müsse man sich auch leisten können, sofern man sie wolle.

„Voller Missverständnisse, die sich am Ende aufklären“

„Derjenige der nur eine schöne Melodie hören möchte, kann eine CD spielen. Wer allerdings einen gelungenen Theaterabend erleben will, ist bei der Operette gut aufgehoben“, so Stoehr über die Faszination dieser besonderen Erzählform. Die Operette sei voll von Missverständnissen, die sich erst gegen Ende aufklären. Ob es sich um eine konventionelle oder moderne Inszenierung handelt, ist für ihn sekundär.

Der Vogelhändler ab 19. Juli auf der Open-Air Bühne

In diesem Jahr geht Stoehr in seine sechste Saison als Intendant der Festspiele. Heuer inszeniert Stoehr „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller. Die Premiere ist am 19. Juli und Vorstellungen finden von 20. Juli bis 4. August statt. „Das Besondere am Vogelhändler ist, dass der Zuschauer mit Sicherheit das Gefühl haben wird, als ob er das Stück zum ersten Mal sieht“, sagt Stoehr. Im Kern gebe es eine Ähnlichkeit zu royalen Geschichten aus den Boulevardmedien, spielt Stoehr auf aktuelle Themen an. Auch klanglich soll es einige Neuerungen geben. Stoehr dirigiert wieder selbst das Wiener Kammerorchester.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden