Dank 80 freiwilliger Helfer ist die Integration der Flüchtlinge in Langenlois geglückt

Auf sehr professionelle Beine hat sich mittlerweile die Flüchtlingshilfe Langenlois gestellt. Seit zwei Jahren bereits kümmern sich rund 80 ehrenamtliche Helfer in den verschiedensten Bereichen um die Asylwerber. Ziel dabei ist es, die Flüchtlinge auf sinnvolle Art und Weise zu unterstützen und ihnen so eine Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Die umfangreiche Präsentation am Montagabend im Rathaussaal lässt darauf schließen, dass die Mitglieder ihr Ziel erreicht haben. „Es ist zwar mühsam, aber es lohnt sich“, fasst Helfer Alwin Brandstetter seine Erfahrungen zusammen.

Zahlreiche Deutschkurse

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration sind Sprachkenntnisse. Mittlerweile bietet die Flüchtlingshilfe sieben verschiedene Deutschkurse mit insgesamt 28 Wochenstunden an. Acht ehrenamtliche Lehrer, größtenteils Pensionisten, unterrichten kostenlos rund 50 Flüchtlinge. „Die Bandbreite hier ist sehr groß“, berichtet Charlotte Ennser. Manche Asylwerber haben in ihrem Leben bislang kaum eine Schule besucht, andere wiederum verfügen über Matura oder sogar einen Hochschulabschluss.

Offizielle Sprachprüfungen

Wichtig ist der Flüchtlingshilfe, dass die Asylwerber einen Nachweis über ihre Sprachkenntnisse erwerben. Daher nehmen sie an offiziellen Sprachprüfungen teil. Insgesamt 21 Flüchtlinge besitzen A1 Niveau, weitere 20 werden die Prüfung im Juli absolvieren. Die Prüfungsgebühr pro Schüler liegt Ennser zufolge bei rund 100 Euro – sie würde sich hier eine Kostenübernahme wünschen. Denn die Flüchtlingshilfe finanziert sich durch Spenden.

Viele persönliche Gespräche

Neben den Deutschkursen werden die Flüchtlinge von insgesamt 27 Lernbegleitern betreut. „In den persönlichen Gesprächen erfahre ich dann auch viel über ihre persönlichen Nöte oder Bedürfnisse“, berichtet Helferin Friederike Pittioni. „Ich bewundere die Menschen, wie sie versuchen sich zu integrieren und wie dankbar sie für jede Hilfe sind“, so Pittioni weiter.

Zwei verschiedene Welten

Marie-Therese Bosse hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Flüchtlinge in den umliegenden Schulen unterzubringen. Nicht immer sei eine solche Schulkarriere erfolgreich, gibt sie zu. Oftmals prallten hier zwei Welten aufeinander und es sei viel Sensibilität und Flexibilität erforderlich. In Langenlois gehen derzeit vier Flüchtlinge in die Gartenbauschule und einer in die Fachschule für Sozialberufe.

Ordensschwestern als Eltern

„Wir drei Schwestern sind jetzt die Eltern für einen afghanischen Flüchtling“, berichtet Ordensschwester Hildegund Kammerhofer schmunzelnd. Dieser sei bei ihnen im Gastraum der Schwesternschule eingezogen. Sie appelliert nun an die Bevölkerung, ebenfalls Flüchtlinge in ihre Familien aufzunehmen. Alwin Brandstetter will den Menschen Ängste vor den Asylwerbern nehmen und sie dazu animieren, Wohnungen an anerkannte Flüchtlinge zu vermieten.

Hilfe für Körper und Seele

Eine große Rolle spielt auch die medizinische Versorgung. Laut Gabrielle Erd organisiert die Flüchtlingshilfe Arzttermine und sorgt dafür, dass ihre Schützlinge die Termine wahrnehmen. „Es erfordert auch von den Ärzten viel Geduld. Im ersten Jahr sind wir schon mal rausgeflogen“, erzählt Erd. Dankbar für die Unterstützung zeigt sich Flüchtling Amin, der vor kurzem am Kreuzband operiert wurde. Auch seelisch erfahren die Gäste Unterstützung. Sechs Psychotherapeuten helfen Kriegs- und Fluchterlebnisse zu verarbeiten oder stehen bei Beziehungsproblemen zur Seite.

Asylverfahren erfordern Geduld

Ebenfalls Unterstützung erhalten die Flüchtlinge bei der Abwicklung ihres Asylverfahrens. Mittlerweile haben die Behörden bis zu 15 Monate Zeit, um auf einen Asylantrag zu reagieren. „Die Menschen werden in dieser Zeit auf eine harte Probe gestellt“, kritisiert Wolfgang Almstädter. Er und seine Kollegen begleiten die Flüchtlinge zu den Interview-Terminen und sorgen bereits im Vorfeld dafür, dass deren Unterlagen vollständig sind.

Großes Spendenlager

Auch mit Sachspenden werden die Asylwerber versorgt, im Pfarr­hof wurde eigens eine Boutique eingerichtet. „Wir versorgen hier etwa 120 Personen aus Langenlois, Stiefern, Hadersdorf und Straß“, erzählt Gerlinde Krasser. Mittlerweile nehmen auch bedürftige Menschen aus Langenlois das Angebot in Anspruch. Im „Fahrradspital“ richten freiwillige Helfer gemeinsam mit den Flüchtlingen gespendete Räder her, welche den Asylwerbern anschließend zur Verfügung gestellt werden.

Schwierige Arbeitssituation

Zuguterletzt unterstützt die Flüchtlingshilfe die Asylwerber bei der Jobsuche. „Unsere Gäste wollen arbeiten, dürfen es aber aus verschiedenen Gründen nicht“, berichtet Irene Lehr. Die Flüchtlinge dürfen jedoch von Anfang an im Bauhof mitarbeiten, um so einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen zu können. Wolfgang Almstädter bat daher die Vertreter der Stadt um eine Fortführung des Angebots.

Bürgermeister zollt Respekt

Tief bewegt vom Engagement der Langenloiser Bürger zeigt sich Rathauschef Hubert Meisl (ÖVP): „Ich zolle Euch meinen absoluten Respekt für die Arbeit, die ihr hier für unsere Gäste leistet“. Die Flüchtlinge seien in Langenlois von Anfang an herzlich willkommen gewesen. Gemeinsam werde man es schaffen, diese Aufgabe auch in Zukunft zu bewältigen.

Kontakt und Informationen:

Flüchtlingshilfe Langenlois

www.fluechtlingshilfe-langenlois.at