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Modernste Brauerei Europas öffnet: Ein Hoch auf die Vielfalt

Leserartikel Martin Grob, 29.04.2017 12:30

Schiltern. In Österreich teilen sich eine Handvoll großer Braukonzerne den Hauptteil des Marktes untereinander auf. Das Bierbrauen war früher einmal mühsame Handarbeit, heute ist es zum größten Teil ein vollautomatisierter Prozess. Dass der Trend aber wieder zurück zum Ursprung geht, beweist eine immer größer werdende Zahl von Kleinbrauern. Sie besinnen sich auf alte Tradition, regionale Zutaten und am allerwichtigsten: viel Zeit und Geduld bei der Herstellung des edlen Gerstensafts. Dazu gehört auch die gerade fertig gestellte Brauerei Brauschneider in Schiltern bei Langenlois. Tips war vor Ort und hat noch vor der offiziellen Eröffnung am 20. Mai mit dem jungen Braumeister Felix Schneider gesprochen.

  1 / 8   Braumeister Felix Schneider geht im gerade fertig gestellten Brauhaus seiner Leidenschaft nach. Fotos: Grob

Es tut sich was am heimischen Biermarkt. Immer mehr Menschen interessieren sich für Biere abseits des Massenmarkts. Dabei schwappen nicht nur bisher weniger bekannte Sorten wie das hopfenbetonte „Indian Pale Ale“ oder das dunkle „Stout“ über den Großen Teich und aus England nach Österreich. Vor allem auch hierzulande bereits bekannte Biere wie das Märzen, Lager und Pils zählen zu den vielfältigen Kreationen der sogenannten „Craft-Brauer“ und schaffen es auf die Getränkekarten von Restaurants und in die Craft-Bier Regale von Supermärkten.

Ein junger Braumeister muss nicht das Rad neu erfinden

„Bei der Craft Bier Bewegung geht es nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Am Ende des Tages möchte man gutes Bier machen, das einem selbst und den Leuten gut schmeckt“, sagt Felix Schneider. Der 27-Jährige ist trotz seines jungen Alters schon Braumeister der neuen Bierschmiede in Schiltern. Schneider hat gerade sein Studium der Brau- und Getränketechnologie an der renommierten Fachhochschule Weihenstephan in Bayern abgeschlossen und möchte nun im Familienbetrieb durchstarten. Bei Brauschneider werden ausschließlich sorgfältig ausgewählte und besonders hochwertige Rohstoffe verwendet. Kleinere Brauereien verwenden oft auch deutlich mehr Hopfen als die heimischen Brauriesen, was sich spürbar auf den Geschmack des Biers auswirkt. Außerdem ein wichtiger Faktor: Das Brauschneider Bier wird vor der Abfüllung nicht pasteurisiert. Bei den großen Braukonzernen gehört dieser Vorgang zum Standard. Beim Pasteurisieren wird das Bier über einen längeren Zeitraum erhitzt und dadurch die Haltbarkeit verlängert. Dabei geht aber auch wertvoller Geschmack verloren.

Brauschneider ist ein Familienbetrieb

Die hochmoderne Braustätte ist ein Familienbetrieb, der von fünf Personen geführt wird. Vater Michael Schneider leitet den Betrieb und ist für den Handel und Export verantwortlich. Sohn Felix ist der Braumeister, Mutter Ingrid macht die Buchhaltung. Marie-Theres Weichslbaum ist für den zur Brauerei gehörenden Shop, das Marketing und den Verkauf vor Ort zuständig und Hannes Walzer kümmert sich um den Ausschank für die Gäste und hilft überall da mit, wo gerade Not am Mann ist.

Von der Garage zur modernsten Brauerei Europas

Wenn man heute vor einer der modernsten Brauereien Europas steht, fällt es einem schwer zu glauben, dass ganz zu Beginn ein Kochtopf mit dem ersten eigenen Biersud in der heimischen Garage stand. Michael Schneider bekam vor circa 15 Jahren ein Hobby-Brauset von seiner Frau geschenkt. Aus dem Hobby wurde bald eine Leidenschaft und 2012 kam der endgültige Entschluss, den Job als Manager in einem internationalen Konzern aufzugeben und vom Bierbrauen leben zu wollen. Der Sohn war von Anfang an mit dabei und kam selbst auf die Idee, das Handwerk des Bierbrauers in Deutschland zu lernen.

Der Traum vom eigenen Brauhaus

Nachdem die Schneiders zu Beginn einige Jahre als Gastbrauer bei Peter Bruckner in Garming einquartiert waren und erste Verkaufserfolge erzielten, wurde der Wunsch nach der eigenen Biermanufaktur immer größer. Es begann eine mühevolle und jahrelange Suche nach einem geeigneten Standort. In Schiltern wurde man schließlich fündig. Vom Start weg sei man von der Stadtgemeinde Langenlois optimal unterstützt worden und so konnte im Frühsommer 2016 mit dem Bau der laut Felix Schneider „modernsten Brauerei Europas“ begonnen werden. Um diesen Schritt zu schaffen, war „viel Herzblut und Leidenschaft notwendig“, so Schneider weiter.

Gastbrauer herzlich willkommen

In Zukunft möchte man etwa zehn verschiedene Biersorten im Standardsortiment und zusätzlich saisonale Spezialitäten anbieten. Von Hellem und Pils, über Hanf Bier und dem aromatisch hopfenbetonten Indian Pale Ale, bis hin zu Weizen- und Spezialbier, soll eine möglichst breite Palette angeboten werden. So möchte das Familienunternehmen in den nächsten Jahren einen Bierausstoß von 3.000 bis 4.000 Hektolitern pro Jahr erreichen. „Mit unserer hochmodernen Anlage ist aber auch weitaus mehr möglich“, sagt Felix Schneider. Ein vollwertiger Sud in der neuen Anlage erzeugt 2.000 Liter Bier. Es sind je nach Bedarf aber auch halbe Sude möglich. Wenn man freie Kapazitäten zur Verfügung hat, möchte der Familienbetrieb auch Gastbrauern die Möglichkeit geben, in Schiltern ihr Bier zu brauen.

Menschen glücklich machen

Eine der liebsten Aufgaben des jungen Braumeisters ist die Auslieferung des Biers an seine Kunden: „Du gehst die Menschen glücklich machen“, sagt er mit einem großen Grinser im Gesicht. Der Trend zum Bier als Handwerksprodukt habe sich über die letzten Jahre immer stärker abgezeichnet. „Natürlich kommt diese Bewegung vermehrt aus den USA, aber in Mitteleuropa haben wir eine jahrhundertealte Biertradition, an die wir jetzt anknüpfen“, sagt Felix Schneider. Dabei gehe es vermehrt um die Vielfalt: „Wir wollen zeigen, was mit Bier alles möglich ist“. Und dass eine ganze Menge möglich ist, schmeckt man bei Brauschneider mit jedem Schluck.


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