Zurück zum Ursprung: Fred Loimer liebt den Wein und die Natur
Langenlois. Die „International Wine Business“-Studierenden der IMC Fachhochschule Krems waren kürzlich beim Langenloiser Traditionsweingut Fred Loimer, um dessen Weine zu probieren und seine Philosophie kennen zu lernen. Außerdem waren die beiden „Gastwinzer“ Alwin Jurtschitsch und Martin Arndofer dabei, um den Studenten ihre Sichtweise der Weinproduktion näher zu bringen.
„Beim Wein machen gibt es kein richtig oder falsch“, sagt Fred Loimer. Die Studierenden stehen in Loimers Presshaus in den Langenloiser Weinbergen und hören dem Spitzenwinzer aufmerksam zu. Im Kamptal kommen auf kleinstem Raum sehr viele unterschiedliche Gegebenheiten zusammen. Urgestein, Löss- und Lehmböden ermöglichen im Zusammenspiel mit einmaligen Klimabedingungen die Herstellung besonderer Weine.
Jung, dynamisch, bio
Fred Loimer führt seinen Betrieb seit 2005 biodynamisch. Das bedeutet, dass er auf die Verwendung von chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pestiziden verzichtet und seine Arbeitsweise an die Umwelt anpasst. „Biologischer Weinbau ist für mich der Schlüssel um zur Vielfalt zu kommen“, ist der Kamptaler Vorzeigewinzer überzeugt. „Meine Idee ist es, jedes Jahr gesunde Trauben zu ernten und dann im Weinkeller so wenige Eingriffe wie möglich vorzunehmen“, so Loimer. Seit einigen Jahren experimentiert er mit unterschiedlichen Maischestandzeiten bei der Weinherstellung.
What the Maische?
Bei der Weinproduktion werden die Beeren mit einem sogenannten Rebler von den Stielen befreit und gequetscht. Zurück bleibt ein Gemisch aus Most, Beerenschalen und Traubenkernen, das Maische genannt wird. Lässt man die Maische nun über Nacht oder einige Tage stehen, beginnt sie zu gären, dabei verwandelt sich Zucker in Alkohol. Je länger dieser Prozess im Zusammenspiel mit der Maische stattfindet, desto mehr zusätzliche Aromen finden später ihren Weg in den Wein.
Jetzt wird probiert
Die Studenten befinden sich mittlerweile in Loimers Verkostungsraum und haben seinen Brut Rosé im Glas. Neben einer önologischen Ausbildung erhalten die angehenden Wein-Manager auch fundierte wirtschaftlich-rechtliche Kenntnisse während ihres Studiums. Bei der Beschreibung des Sekts, den sie gerade präsentiert bekommen, überzeugen die Studierenden schon einmal mit Fachwissen. Der Sekt leuchtet in pinker Farbe und verströmt einen blumig-fruchtigen Duft.
Neue Weinwelt entdecken
Unweit von Fred Loimer und ebenfalls in Langenlois betreibt Alwin Jurtschitsch mit seiner Frau Stefanie das international bekannte Weingut Jurtschitsch. Gemeinsam mit dem Straßer Winzer Martin Arndorfer hat Jurtschitsch eine ganz besondere Weinkreation geschaffen, die sie gemeinsam unter der Marke „Fuchs und Hase“ vertreiben. Dabei handelt es sich um einen „Pétillant Naturel“, kurz „Pet Nat“ genannt.
Explosiver Geschmack
Bei dieser uralten Herstellungsart wird der gärende Most in die Flasche gefüllt. Die Flasche wird daraufhin verschlossen und der Most gärt weiter. Dabei bildet sich Kohlensäure. So entstehen sprudelnde Kraftpakete, die später am Gaumen eine wahre Geschmacksexplosion entfalten. Die Methode verlangt jedoch den Winzern einiges ab, ist der Druck in der Flasche zu hoch, explodiert nicht nur der Geschmack.
Lebendiger Wein
Das Weingut von Martin und Anna Arndorfer befindet sich in Straß, das ebenfalls zum Kamptal gehört. Martin Arndorfer bezeichnet Naturwein als „das Wiederfinden der Weine, wie sie ursprünglich einmal geschmeckt haben“. Dabei schreckt der Winzer nicht davor zurück, etwas Neues auszuprobieren. Bei seinem „Anina Verde“ handelt es sich beispielsweise um einen Wein, bei dem Grüner Veltliner zusammen mit Riesling Schalen vergoren wird. Dabei entsteht ein lebendiger Wein mit komplexer Frucht. „Bei Naturweinen bleibt der frische Geschmack der Traube viel mehr erhalten“, sagt Arndorfer.
Ursprünglichkeit verbindet
Die drei Kamptaler Winzer Loimer, Jurtschitsch und Arndorfer entstammen zwei unterschiedlichen Generationen von Weinmachern und trotzdem verbindet sie so vieles: der ursprüngliche Zugang zum Beruf, der Respekt vor der Natur und der Wunsch, dem Wein durch so wenige Eingriffe wie möglich seinen ganz eigenen Charakter entfalten zu lassen. Und wie es die besonderen Gegebenheiten des Kamptals vorgeben, entstehen so natürliche Weine mit einer unvergleichlichen Strahlkraft, die sich auf die uralten Methoden unserer Großeltern besinnen. Wenn das keine Tradition ist, was dann?
PS: Heute und morgen (6. und 7. Mai) findet die „Tour de Vin“ der 33 österreichischen Traditionsweingüter statt. Dazu gehören auch die Weingüter Fred Loimer und Jurtschitsch aus Langenlois. Interessenten und jene die es noch werden wollen, haben dabei die Möglichkeit, die Natural und Orange Weine der beiden Spitzenwinzer zu probieren.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden