Lenzing plant erste Spezialfaser-Anlage im asiatischen Raum
LENZING/WIEN. Der oberösterreichische Faserkonzern Lenzing plant die erste Produktionsanlage für seine Spezialfaser „Tencel“ im asiatischen Raum. Wo das Werk gebaut wird, darüber will das Unternehmen noch heuer entscheiden, kündigte Lenzing-Vorstand Stefan Doboczky an. Die Anlage soll eine Kapazität von etwa 90.000 Tonnen haben und 2020 oder 2021 in Betrieb gehen.
„Asien ist der größte Absatzmarkt für Tencel“, ist Doboczky überzeugt. Erst im Dezember gab Lenzing bekannt, 271 Millionen Euro in ein neues Tencel-Werk am Standort Mobile in den USA zu investieren. Darüber hinaus produziert Lenzing die Spezialfaser in Heiligenkreuz (Burgenland), wo der Faserhersteller 70 Millionen Euro in den Ausbau steckt. Weitere 30 Millionen Euro fließen in das Tencel-Werk in Großbritannien, Grimsby, sowie in den Standort in Lenzing.
Umsatzplus durch Spezialfasern
Der Konzern konzentriert sich schon länger auf seine Spezialfasern, da sich damit mehr verdienen lässt als mit Viskose. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil von Spezialfasern an den Umsatzerlösen auf 50 Prozent steigen. Derzeit liegt dieser Anteil bei 42 Prozent. Erst kürzlich launchte Lenzing die Spezialfaser „Refibra“, ein Recyclingprodukt aus den Stoffen, die beim Zuschnitt in Fabriken abfallen.
Starke Kooperationen
Als Partner schnappte sich Lenzing den größten Modekonzern der Welt, die spanische Inditex-Gruppe, zu der Marken wie Zara, Bershka, Massimo Dutti oder PullBear gehören. Seit Anfang Februar verkauft die Modekette Zara in ihren internationalen und österreichischen Geschäften T-Shirts, Pullover und Tops aus der Lenzing-Faser „Refibra“. Kürzlich gab Marketing- und Vertriebschef Robert van de Kerkhof den nächsten Partner bekannt: Die bekannte Outdoor-Bekleidungsfirma Patagonia. Gespräche mit anderen Marken liefen - wobei noch heuer mehrere auf den Markt kommen sollen. Für das zweite und dritte Quartal 2017 stellte Vorstandschef Doboczky weitere Produktinnovationen in Aussicht.
Höhere Preise, mehr Gewinn
Lenzing hat im vergangenen Jahr vom sich erholenden Fasermarkt profitiert. Die Preise sowohl für Baumwolle (+5,5 Prozent) und Viskose (+32,5 Prozent) als auch für Zellstoff (+4,3 Prozent) sind 2016 kräftig gestiegen. Lenzing verlangte von seinen Kunden entsprechend höhere Preise, was sich in einem Umsatz- und Gewinnanstieg bemerkbar machte. Der Umsatz erhöhte sich um acht Prozent auf 2,13 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 48 Prozent auf 428,3 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) hat sich auf 296,3 Millionen Euro fast verdoppelt. Der Nettogewinn lag mit 229 Millionen Euro um fast 80 Prozent über dem Jahr 2015. Per Jahresende 2016 beschäftigte der Konzern rund 6218 Mitarbeiter. „2016 war ein exzellentes Jahr. Das Zweitbeste in der Geschichte“, resümierte Doboczky.
„Der Markt wird sich auch wieder ändern“
Aufgrund des guten Ergebnisses wird der Vorstand eine Dividende von drei Euro/Aktie (nach zwei Euro) inklusive einer Sonderdividende von 1,20 Euro/Aktie vorschlagen. Unter der Voraussetzung unveränderter Fasermarktverhältnisse und Währungsrelationen erwartet der Vorstand für 2017 eine deutliche Verbesserung gegenüber 2016. Doch immer so weitergehen dürfte es nicht. „Der Markt wird sich auch wieder ändern“, räumte Doboczky ein.
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