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Förderungen gekürzt: Kindergarten St. Isidor muss Integrationsgruppe schließen

Online Redaktion, 27.03.2017 17:32

LEONDING. Nach einer Änderung des Kinderbetreuungsgesetzes wird vom Land OÖ. nur noch eine Integrationsgruppe pro heilpädagogischer Kindertageseinrichtung gefördert. In Sankt Isidor wird daher die zweite I-Gruppe des Kindergartens aufgelassen, obwohl es in Leonding laut Elternverein drei- bis fünfjährige Kinder gibt, die keinen Kindergartenplatz haben.

Im Fasching war die Welt in St. Isidor noch in Ordnung. Foto: Elternverein
Im Fasching war die Welt in St. Isidor noch in Ordnung. Foto: Elternverein

von SILKE KREILMAYR

„Ich habe die Kinder der Gruppe meiner Tochter beobachten dürfen und stelle als Deutschlehrerin an einer BHS fest, dass sich die Kinder im Kindergartenalter enorm entwickeln, sowohl in sprachlicher, in motorischer als auch in sozialer Hinsicht. So effektiv könnte ich einen Schüler niemals fördern. Sie lernen spielerisch, ohne Druck und mit einer unglaublichen Leichtigkeit“, schwärmt Andrea Spanlang. Die Elternvereins-Sprecherin hat Glück, ihr Kind kann in der fortbestehenden Integrationsgruppe bleiben, für die zur Gänze das Land zahlt. Sechs anderen Kindern steht eine große Veränderung bevor, sie müssen in einen städtischen Kindergarten wechseln.

„Als Caritas bedauern wir es sehr, dass wir eine Integrationsgruppe auflassen müssen, weil wir dafür eintreten, Integration und Inklusion zu fördern. Wir hoffen, dass die zuständigen Behörden diese Zielsetzung künftig nicht noch mehr dem Sparstift opfern“, sagt Maria Sumereder, Geschäftsführerin der Caritas für Menschen mit Behinderungen.

Elternverein setzt sich ein

„Gemeinderäte aller Fraktionen haben uns bei einem Gespräch erklärt, welche enorme finanzielle Last Leonding aufgrund der Kindergärten zu tragen hat, da viele Familien nach Leonding ziehen, meine eingeschlossen. Die Stadt könne den Bedarf an Kindergartenplätzen nach städtischen Kriterien decken und möchte daher nicht in weitere private Träger investieren“, so Spanlang. Nachsatz: „Viele Kinder zwischen drei und fünf Jahren erfüllen jedoch diese Kriterien nicht, sie sind aber kindergartenreif. St. Isidor könnte ihnen Platz bieten.“ Um diese Gruppe zu erhalten, müsste Leonding St. Isidor ins Bedarfskonzept aufnehmen. Leonding würde dann tatsächlich die gesamte Abgangsdeckung von etwa 60.000 Euro für die zweite Integrationsgruppe finanzieren, bekäme aber die Gastbeiträge der Kinder anderer Gemeinden rückerstattet.

Gemeinderatsbeschluss gegen Übernahme der Kosten

Vorerst bleibt es aber beim Gemeinderatsbeschluss vom 31. Jänner 2017, bei dem die Stadtgemeinde die Übernahme des Kindergartens St. Isidor ins städtische Bedarfskonzept abgelehnt hat - was bedeutet, dass die Kosten für die zweite Integrationsgruppe nicht übernommen werden. Finanzielle Unterstützung hat Bürgermeister Walter Brunner aber für das laufende Arbeitsjahr 2016/17 zugesagt, in dieser Zeit wird der Betrieb wie gehabt weitergeführt. Dafür nimmt die Stadt 24.500 Euro in die Hand. Neuaufnahmen von Leondinger Kindern im Kindergarten St. Isidor werden aber nicht finanziert.

Laut Doris Nagel, Leiterin des Caritas-Kindergartens St. Isidor, gab es für das kommende Kindergartenjahr schon mehr als 20 Anmeldungen für Leondinger Regelkinder und fünf für Leondinger Integrationskinder. Diese Eltern mussten abgewiesen werden. Daher sieht der Elternverein hier auch Bund und Land in der Pflicht: „Wenn eine Gemeinde eine zu hohe finanzielle Belastung hat, hat auch das Land oder der Bund die Verantwortung, die Kinder zu unterstützen. Hier wird an der falschen Stelle gespart. Denn laut einer Studie der JKU kommt jeder investierte Euro für die Drei- bis Fünfjährigen acht Mal an die Gesellschaft zurück.“

Zugeständnisse der Stadt

Die Lösung sieht nun wie folgt aus: Ein Teil der Regelkinder kann in der verbleibenden Integrationsgruppe bleiben, nur sechs Kinder müssen in städtischen Einrichtungen untergebracht werden. „Im Sinne eines möglichst reibungslosen Übergangs werden wir die Kinder gemeinsam in einem Betrieb unterbringen und nicht auf verschiedene Betreuungsstätten aufteilen“, so Brunner. Auch Vizebgm. Sabine Naderer-Jelinek beruhigt: „Wir können den Eltern zusichern, sie müssen sich weder um einen Platz noch um die Betreuungsqualität ihrer Kinder Sorgen machen. Ihre Kinder werden in den städtischen Betrieben fachkundig und mit Liebe betreut. Nicht umsonst steht Leonding als 1A-Gemeinde in der Kinderbetreuung da.“ 

Zitate:

„Wir wollen Integration und Inklusion fördern. Die Auflassung der Gruppe ist ein großer Verlust“, GF CAritas Maria Sumereder

„Viele Eltern haben sich bewusst für den Integrationskindergarten entschieden“, Elternvereins-SprecherinAndrea Spanlang

„Wir ersetzen St. Isidor die Kosten für das laufende Kindergartenjahr“, Walter Brunner, Bürgermeister Leonding

Hintergrund: “Gleiches Recht für alle“ gilt auch bei den Förder-Bedingungen

Viele Rechtsträger von heilpädagogischen Einrichtungen bieten seit ein paar Jahren auch Integrationsgruppen an. Das Land OÖ musste aus diesem Grund ihr Fördermodell umstellen.“Da die Integration auch in Regelkindergärten bereits eine Selbstverständlichkeit ist, muss das Land im Sinne der Gleichbehandlung ein gleiches Finanzierungsmodell für alle Integrationsgruppen bereitstellen“, erklärt Barbara Trixner von der zuständigen Abteilung des Landes Oberösterreich. Dies besteht in einem finanziellen Zuschuss für Stützkräfte. Die Förderung ist aber an die Bedingung geknüpft, dass die Kosten für den laufenden Betrieb durch die Gemeinde gewährleistet sind. „Dass das Land die Integrationsgruppen in heilpädagogischen Einrichtungen finanziert, war von Beginn an eine Übergangsregelung“, betont Trixner.

So auch im Fall der Caritas St. Isidor. Die Stadt Leonding hat jedoch der Caritas bekannt gegeben, dass sie für diese Integrationsgruppe keine Abgangsdeckung übernehmen wird, da die betroffenen Kinder auch in den städtischen Kindergärten untergebracht werden können. „In ähnlichen Fällen wurde von den verantwortlichen Gemeinden mit den Trägern heilpädagogischer Einrichtungen eine entsprechende Finanzierungsvereinbarung getroffen“, so Trixner.

So etwa zahlt die Stadt Linz für das Kompetenzzentrum für Hör- und Sehbildung in Linz, wo ebenfalls die Caritas Träger ist. Auch der Kindergarten im Institut Hartheim (Gemeinde Alkoven) ist von der Umstellung betroffen: „Die Finanzierung von Kindergärten mit privaten Trägern stellt immer eine Herausforderung dar. Derzeit sind wir in engen Verhandlungen mit der Gemeinde im Hinblick auf die zukünftige Finanzierung. Wir sind aber überzeugt, dass wir diese zur Zufriedenheit aller Beteiligten abschließen können“, sagt Joachim Reder von der Kommunikationsabteilung des Institutes Hartheim.


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