Michael Mittermeier: „Wie wollt ihr einen Präsidenten wählen, wenn nicht mal eure Kuverts kleben?“
Linz. Der Star der deutschen Comedy-Szene Michael Mittermeier ist am 21. November in der TipsArena mit „Wild“ zu Gast. Warum Modelleisenbahnbesitzer nicht sein Zielpublikum sind und warum er nicht glaubt, dass unsere Bundespräsidentenwahl jemals stattfinden wird, erzählte der Komiker im Tips-Interview. Tips verlost unter www.tips.at 5x2 Karten.
Tips: Du kommst mit deinem neuen Programm „Wild“ nach Linz, was erwartet dein Publikum?
Mittermeier: Es wird sauwild, vogelwild, fuchsteufelswild, da kann man sich darauf freuen. Ich packe mein verbales Schwert aus und gehe durch die jetzige Zeit. Von klein mutierten Hunderassen über eine Terrorbedrohung der Welt bis zu Alltagsdingen wie öffentliche Toiletten mit Lichtsensoren ist alles drin. Weißt du, es ist ja so: Es mag technisch gehen, aber es funktioniert für die Menschen nicht, wenn plötzlich das Licht ausgeht. Es hat keine Menschlichkeit mehr. Im Dunklen will man halt gewisse Geschäfte nicht verrichten, da sind wir Menschen halt anders wie die meisten Banker. (schmunzelt)
Tips: Einige Charaktere von öffentlichen Personen und Politikern werden in deinem neuen Programm genauer unter die Lupe genommen, aber auch Modelleisenbahnbesitzer sind dir einen Programmpunkt wert, warum?
Mittermeier: Ich glaube die meisten von denen sind pervers, man sieht es nur nicht. Modelleisenbahnbesitzer halten sich vorwiegend im Keller auf und ich glaube eben nicht, dass einer nur unten hockt und 20 Jahre an einer Modelleisenbahn herumbastelt, ich denk mir: Da muss doch irgendetwas verkehrt sein. Der hat wahrscheinlich eine Tramperin zerstückelt und fährt die kleinen Einzelteile in den Waggons schön brav um sich her. (lächelt)
Tips: Musst du jetzt nicht befürchten, dass die ganzen Modelleisenbahn-Besitzer nicht mehr zu dir ins Publikum kommen?
Mittermeier: So viele gibt es ja nicht. Ich kann auch auf die 20 verzichten. (lächelt) Auch wenn du auf einer Modellbaumesse bist und es laufen viele von ihnen rum, dann denkst du dir ja auch: Hui, hier sind die Partypeople zu Hause. Mit denen würde ich gern mal in eine Mittermeier-Vorstellung gehen. Nix gegen Modellbauer, aber das ist nicht meine Eins-zu-Eins-Zielgruppe.
Tips: Bei unserem letzten Gespräch hast du mir erzählt, dass du immer zu aktuellen österreichischen Themen bei deinen Österreich-Auftritten Stellung beziehst. Wird im November die immer noch aktuelle Bundespräsidentenwahl Thema sein?
Mittermeier: Eure Bundespräsidentenwahl wird auch nächstes Jahr im November noch aktuell sein. Wir Menschen außerhalb Österreichs glauben ja nicht, dass die Wahl stattfinden wird im Dezember. Also bitteschön, wenn nicht mal Kuverts kleben, wie wollt ihr einen Bundespräsidenten wählen? Es ist sowieso gelogen, dass die Kuverts nicht kleben, also Entschuldigung! Als wenn ihr keinen Kleber hättets. Jede eurer Autobahnvignetten klebt seit zig Jahren auf meinem Auto drauf, da kann ich mit dem Flammenwerfer drüber gehen, die geht nicht runter. Wer mir dann sagt ihr könnt keine Kuverts zukleben, da ist doch verschwörungstechnisch was unterwegs. Was man aber nicht vergessen darf, eure Wahl ist schon auch richtungsweisend. Es wäre sehr traurig, wenn ein in den humanitären gedanklichen Grenzen verhafteter Mensch wie der Hofer Bundespräsident werden würde, da habt ihr dann einen an der Spitze, da müsst ihr dann damit leben. Und wir müssen damit leben, dass es in Österreich scheinbar so kommt, dass man jemanden der sagt, wir müssen uns wieder einkastln, nur nein nein nein, raus aus der EU will, wählt. Und sich dann so verkauft, als ob es allen besser geht.
Tips: Du wirst ja auch wüst beschimpft, bekommst auch Morddrohungen, weil du deine politische Meinung öffentlich machst. Änderst du etwas an deinem Leben oder deiner Freiheit?
Mittermeier: Nein, warum sollte ich? Der Job von uns Comedians ist, dass wir Missstände benennen. Ich mache Satire und deswegen bin ich ein Volksverhetzer? Wenn man bedroht wird, dann stimmt doch was nicht mit diesem Lager. Klar der Terrorismus bedroht uns. Aber wir müssen denen unsere Kultur entgegen stellen: Auch das Lachen ist unsere Kultur, deshalb ist es wichtig und ich mag es auch ohne politische Message gerne, dass die Leute zu mir reinkommen, egal welche Partei sie wählen und einfach mal zwei Stunden lang lachen können und raus kommen aus dem Alltag. Alle aus den verschiedenen Lagern sollten mehr zusammenhelfen, damit wir gemeinsam einen Schritt zusammen gehen können. Mit Ausgrenzung werden wir nicht weiter kommen. Bei mir kann jeder reinkommen, meine Türen sind offen. Vielleicht gibt es ja auch einen überspringenden Funken: Wir sitzen alle gemeinsam da im Publikum vom Mittermeier, verschiedenste Nationalitäten mit verschiedenstem Migrationshintergrund, und alle hauen sich ab über Wuchteln und lachen sich miteinander kaputt.
Tips: Du nimmst am Wettbewerb zur „Funniest person in the world“ teil und trittst beim Halbfinale in Helsinki als Fünftplatzierter an...
Mittermeier: Für mich ist es nicht wichtig, die lustigste Person der Welt zu sein, die Idee hinter der ganzen Geschichte ist etwas Schönes. Man kann mit dem Humor und dem Lachen Grenzen überschreiten. Es treten 89 Leute aus 56 Nationen an, so lernt man die Welt ein bisschen besser kennen, es geht um diesen Gedanken.
Info:
21. November, 20 Uhr TipsArena
Tickets: agentur.hoanzl.at
Buch: Die Welt für Anfänger
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