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Ausstellung Urfahranermarkt: "Wie das Brathuhn von Linz aus ganz Österreich eroberte"

Valerie Himmelbauer, 08.02.2017 12:35

Eine Dosenschießbude im Nordico? Ja, richtig gelesen, diesmal schon! Alles andere als verstaubt präsentiert sich das Nordico bei der Ausstellung „Urfahranermarkt. 200 Jahre Linzer Kostbarkeiten“. Das Linzer Stadtmuseum entführt in den Trubel des beliebten und ältesten Jahrmarkts Österreichs mit jeder Menge kurioser Fakten, lustiger Details, Original-Objekten, Kunstwerken und berührendem Filmmaterial.  

  1 / 3   Der Urfahranermarkt ist seit 200 Jahren zwei mal jährlich ein Fixpunkt in Linz Foto: Norbert Artner

Zum heurigen 200. Geburtstag hat sich das Stadtmuseum Nordico eine besondere Ehrung für den beliebten Linzer Jahrmarkt – eine eigene Ausstellung – einfallen lassen: Mit vielen Fotografien, Malereien, historischen Original-Dokumenten, Videoeinspielungen und einem äußerst gelungen umgesetzten und an den „Urfix“ entführenden architektonischen Ausstellungskonzept lädt die Schau ein.

Riesenrad, Autodrom und Lebkuchenherzen

Bereits nach den ersten Schritten zur Nodico-Kassa tritt man ein in die Welt des Riesenrads, Autodroms und der Lebkuchenherzen. Sofort holen einen Erinnerungen ein, und automatisch umgibt einen der Geruch von Zuckerwatte und Bratwürstl. Eine Soundspur holt den Besucher ab, mitten ins Getümmel. Die Reise zu den Ursprüngen des Urfahranermarktes bis zum Iststand beginnt. „Schon als Kind saugt man den Geruch und den Lärm der Fahrgeschäfte auf. Später kommt man gerne mit seinen eigenen Kindern wieder und schwelgt in Erinnerungen, das macht den Urfahranermarkt aus“, strahlt Nordio-Leiterin Andrea Bina und blickt auf eigene Erfahrungen zurück: „Als ich klein war, war ich gerne auf dem Urfahranermarkt. Es gibt sogar ein Video von mir in der Ausstellung, in dem ich in einem Fahrgeschäft sitze. Man sieht, wie ich versuche konsequent gegen die Fahrtrichtung zu lenken, weil es mir einfach nicht in den Sinn gehen wollte, warum wir immer in die gleiche Richtung fahren, für mich eine ungeheurliche Manipulation“, erinnert sich Bina, auf deren Initiative und Idee die Ausstellung entstanden ist.

Intensive Feldforschung

Mittels ausführlicher Feldforschung beim Frühjahrsmarkt 2016 hat sich das Kuratorenteam Andrea Bina, Georg Thiel und Veronika Barnas in die Lebenswelten der Schausteller-Familien gewagt und Skurriles und Lustiges, aber auch Beeindruckendes und Rührendes erlebt, das natürlich alles in der Ausstellung anhand von Videoinstallationen und Originalobjekten Platz findet: „Es ist herrlich, sich anhören zu dürfen, wenn die 92-Jährige Tante Elsa über ihr Leben erzählt. Man trifft sie trotz ihres hohen Alters übrigens immer noch an ihrem Stand. Oder wenn man im Salon-Wohnwagen der Mama Rieger Platz nehmen darf und schon am Vormittag mit einem Schnapserl bewirtet wird“, schmunzelt Bina und führt aus: „Ich fand es besonders faszinierend zu hören, wie Frauen im Beruf der Schaustellerin leben, und was sie leisten und wie stark sie sein müssen.“

200 Jahre Urfahranermarkt

Die sechs Ausstellungsräume unterteilen sich in die Anfänge, die in 1817 zurückversetzen, als Kaiser Franz I. den Bewohnern Urfahrs die Erlaubnis erteilte, zwei Mal im Jahr einen Markt abhalten zu dürfen. Auch die Auswirkungen des ersten und zweiten Weltkrieges auf den heute größten Jahrmarkt Österreichs werden thematisiert. Im nächsten Raum betritt man ein Bierzelt, das auch für Andrea Bina eine besondere Bedeutung hat: „Bei unseren Feldforschungen war ich zum allerersten Mal leibhaftig in einem Bierzelt“, lacht die Museumsleiterin und erzählt die Geschichte, wie das Grillhendl von Linz aus seinen Weg in die Welt fand: „Traditionellerweise wurde bis 1958 Schnitzel, Gulasch, Bratwürstel und Bier im Festzelt verzehrt. Durch die Verwandtschaft des Wienerwald-Hendl-Königs Friedrich Jahn mit der langjährigen Festwirtfamilie Hofstetter, ergab es sich, dass das Brathuhn von Linz aus die österreichischen Festzelte eroberte. Nach Jahns ersten Grillhendl-Erfolgen in München entschloss sich die Familie Hofstetter zur Übernahme eines ersten Bratofens“.

6 Ausstellungsräume

Auch die Messe kommt in der Ausstellung im nächsten Raum nicht zu kurz, und eine zeitgenössische Installation mit über 200 Momentaufnahmen von Norbert Artner wartet. Besonders spannend ist der vierte Raum der Schausteller, wo sich alles um Wahrsager, Akrobaten und Ringelspielbesitzer dreht. Im fünften und letzten Raum wird die Menschenschau behandlet, jenes moralisch fragwürdige Vergnügen, bei dem Menschen mit Beeinträchtigungen als Schauobjekte präsentiert wurden. Im Linzer Zimmer werden Fotografien und Zeichnungen, Mischtechniken und Holzschnitte von Linzer Künstlern gezeigt.

Viele weitere Geschichten, wer zum Beispiel die gekürten Jahrmarkköniginnen auf den Mund küssen durfte, was es mit Zähnereißern auf sich hatte, und warum die Linzer Buam ein Wahrzeichen des Urfahranermarktes sind, gilt es im Nordico selbst zu entdecken.

Infos:

Ausstellung Urfahranermarkt bis 21. Mai im Nordico

Publikation: Urfahraner Markt

Info: www.nordico.at

Nächster Urfix: 29.4. bis 7.5.


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