Der Schauspieler, Regisseur und Kabarettist Roland Düringer ist immer wieder für eine Überraschung gut. Zur Zeit präsentiert er sein neues Buch: „Meine Stimme G!LT“. Ob er wirklich in die Politik gehen will und was hinter seiner eigenen Partei steckt, erzählte er im Tips-Interview.
Tips: Roland Düringer ist ja jetzt auch ein Politiker, warum?
Düringer: Eine Zeitlang war ich der Häuslbauer der Nation, dann der Herr Breitfuß, dann der Benzinbruder, dann der Wutbürger. Das sind alles immer Schubladen, in die man jemanden hineinsteckt. Das ist gar nicht bewusst, das passiert einfach. Jetzt bin ich halt grad der Neo-Politiker. Das sind nur Überschriften.
Tips: Letzten Herbst haben Sie eine Partei gegründet, was hat Sie dazu bewogen?
Düringer: Bei der letzten Nationalratswahl gab es 25 Prozent Nicht-Wähler oder Wähler, die ungültig gewählt haben, so wie ich auch. Um eine Botschaft dort zu lassen. Diese 25 Prozent kommen dann nicht mehr vor, das sind ungültige Stimmen und ich hab mich dann gefragt, warum eigentlich? Das sind doch auch Menschen, das hat doch einen Grund, warum die nicht zur Wahl gehen. Und ich habe mir überlegt, wie man diese Stimmen sichtbar machen kann, die gehören doch auch gehört. Bei der nächsten Nationalratswahl möchte ich all diesen Menschen, der Minderheit, eine Möglichkeit anbieten, damit ihre Stimmen eine Gültigkeit bekommen.
Tips: Eigentlich sind das politische Engagement und das neue Buch aber ein Kunstprojekt...
Düringer: Natürlich ist das ein Kunstprojekt. Das ist auch ganz einfach, ich war immer Künstler und werde bis zu meinem bitteren Ende immer ein Künstler bleiben. Der Vorteil ist als Künstler kann ich gewisse Dinge von außerhalb betrachten, anders als jemand der mitten im System drinnen steht.
Tips: Sie schreiben im neuen Buch „G!LT“ ja auch, dass nicht Sie persönlich in die Politik gehen wollen, aber bei der nächsten Nationalratswahl wollen auch Sie bei Ihrer Stimmabgabe ein gutes Gefühl haben können.
Düringer: Genau, ich bin einer jener, die beim letzten Mal mangels Angebot und wegen Unzufriedenheit darüber, wie heute Politik abgehalten wird – da geht“s gar nicht nur um Inhalte, sondern auch um die große Show, die Inszenierung der Politik – ungültig gewählt hat. Ich bin Regisseur, ich weiß was echt ist und was nicht. Und in der Politik ist alles eine Inszenierung, das ist eine Maske. Auch die Medien tragen dazu bei. Darum geht es bei meinem Projekt – das aufzuzeigen, was eigentlich passiert mit der angeblich so wichtigen Politik.
Tips: Als Sie veröffentlicht haben: „Düringer geht in die Politik“ gab es ein mediales Feuerwerk, war das eine bewusste Inszenierung?
Düringer: Das habe nicht ich inszeniert. Das einzige, was ich gemacht habe, war, ich habe wie 1050 andere Menschen Satzungen für eine Partei im Innenministerium hinterlegt. Und innerhalb kürzester Zeit war es ein medialer Supergau. In allen Medien haben sich alle das Maul darüber zerrissen. Alleine das ist ja schon Teil eines Kunstprojektes und wirft die Frage auf: Warum ist das so?
Tips: Früher haben Sie eher Abstand davon genommen, Politiker durch den Kakao zu ziehen...
Düringer: Ich habe nie einen Politiker namentlich erwähnt oder lächerlich gemacht. Weil mir die anderen Menschen viel interessanter vorgekommen sind. Nur wenn ich es dann mache, mache ich es ganz. Weil von oben herab auf der Bühne über die depperten Politiker zu schimpfen, das ist ganz ganz leicht, das kann jeder Idiot. Aber wirklich einmal das Spielfeld zu betreten und zu schauen, was passiert wirklich, worum geht es in dieser großen Inszenierung wirklich, das hat eine ganz andere Dimension.
Tips: Wird es bei der nächsten Wahl die Partei „G!LT“ auf dem Stimmzettel geben?
Düringer: Das hängt davon ab, ob wir es schaffen, in ganz Ö die 2600 Unterstützungserklärungen zusammenzubringen. Das ist der erste Schritt, wenn wir das schaffen, dann steht „G!LT“ am Wahlzettel, sonst nicht. Über etwas anderes brauchen wir uns keine Gedanken zu machen.
Tips: Wenn ich Sie aber trotzdem fragen würde, was wäre dann? Inwieweit lässt sich das Projekt weitertragen, und würden Sie dann in die Politik gehen?
Düringer: Wenn es die Unterstützungserklärungen gäbe, dann wäre es amtlich. Dann stünde „G!LT“ auf dem Stimmzettel. Dann würde ich durch meine Person den Leuten sagen: Liebe Nicht-Wähler, ihr habt die Möglichkeit wo ein Kreuz zu machen und ihr richtet dadurch keinen Schaden an. Und dann wird es spannend sein, wieviele Leute das ankreuzen. Aber der Herr Düringer geht deswegen nicht in die Politik, er wird nie in die Politik gehen. Weil ein Nichtwähler kann doch nicht wirklich wollen, dass ein Herr Düringer in die Politik geht. Drum ist es ja auch ein Kunstprojekt, weil es völlig jenseitig ist von allem anderen, was sonst in der Politik mitspielt, es gibt kein Programm oder was auch immer.
Tips: Wie weit planen Sie Ihre Erfahrungen aus dem politischen Kunstprojekt in Kabarettform auf die Bühne zu bringen?
Düringer: Ich werde diese Erfahrungen, die ich in der Politik mache, verarbeiten. Am 17. Oktober habe ich in Linz die Premiere mit „Der Kanzler“. Das hat aber nicht direkt etwas mit dem Projekt „G!LT“ zu tun, sondern ich werde zum ersten Mal seit langem wieder in eine Rolle schlüpfen und den Kanzler am Morgen seines Rücktritts spielen. Ich war ja jetzt jahrelang der Düringer auf der Bühne.
Info: Roland Düringer kommt am 17. Oktober mit der Premiere von „Der Kanzler“ in den Linzer Posthof. Sein neues Buch: „Meine Stimme G!LT“ ist gerade erschienen. Tips verlost unter www.tips.at/g/14577 3 Bücher oder per SMS mit 14577 und Name an 0676/8002525
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