Wie fühlt es sich an, siebzig Jahre alt zu sein? Für viele Menschen ist es schwierig sich vorzustellen, inwiefern sich der eigene Körper im Laufe des Lebens verändern wird. In der Marktforschung gibt es dafür eine ganz besondere Idee: den Selbsttest.
Die Linzer Firma „Emporia Telecom“, die sich auf die Produktion von Seniorenhandys spezialisiert hat, besitzt diese Möglichkeit des Selbsttests. Regelmäßig schlüpfen die Mitarbeiter in GERT – den GERontologischen Testanzug – um auszuprobieren, ob ein älterer Mensch, der bereits mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen hat, ohne Schwierigkeiten mit einem Mobiltelefon umgehen kann.
Der Anzug setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen - sehr wichtig sind dabei Gewichte, die an verschiedenen Körperstellen angebracht werden und ihre heimtückische Wirkung erst nach etwa dreißig Minuten zeigen: Durch die ständige Belastung von insgesamt etwa zehn zusätzlichen Kilo an Handgelenken, Unterschenkel und Oberkörper beginnt der Rücken schnell zu schmerzen und die Kraft an Armen und Beinen schwindet. Zusätzlich bekommt man Bandagen um Knie und Ellenbogen sowie eine Halskrause umgelegt, die die Bewegungsabläufe zusätzlich erschweren. Abgerundet wird der Anzug mit Kopfhörern, die sogar einen Tinnitus simulieren können, und verschiedenen Brillen, die je nach Machart eine andere Augenkrankheit simulieren. Besonders Mutige können auch Handschuhe anziehen, die durch leichte elektrische Schläge das Zittern der Hände simulieren können; für alle anderen gibt es normale Handschuhe, mit denen der Eindruck von schwindendem Gefühl in den Händen erweckt wird.
Aber auch diese Handschuhe reichen schon aus, um ganz alltägliche Dinge wie etwa ein Handy zu bedienen oder eine Dose zu öffnen zur Herausforderung werden zu lassen. Der Hauptzweck eines solchen Anzugs besteht darin, pflegenden Angehörigen oder Personen die im Pflegebereich arbeiten das Leben eines alten Menschen besser verständlich zu machen.
Und genau dieses Gefühl haben auch die beiden Testpersonen, als sie nach etwa einer Stunde wieder aus dem Anzug schlüpfen dürfen – zwar recht froh, wieder jung zu sein, allerdings mit mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Senioren als vorher.
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