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Kabarett-Premiere: Roland Düringer: "Ich glaub, die Leute kennen sich gar nicht mehr aus, wer ich bin und was ich mache"

Valerie Himmelbauer, 11.10.2017 11:22

Egal wie die Nationalrats-Wahl endet, Publikumsliebling Roland Düringer kehrt als „Der Kanzler“ auf die Kabarett-Bühne zurück. Im Linzer Posthof feiert der ehemalige „Benzinbruder“ am 17. Oktober seine Premiere mit einer Geschichte über einen hochrangigen Politiker, am Tag seines Rücktritts. Tips verlost unter www.tips.at 4x2 Karten. Weiterer Termin: 18. Oktober.  

Roland Düringer als "Der Kanzler"
Foto: Lukas Beck
Roland Düringer als "Der Kanzler" Foto: Lukas Beck

Tips: Eine bessere Publicity als den Wahlkampf kann man sich für Ihr neues Kabarettprogramm „Der Kanzler“ nicht wünschen, oder?

Düringer: Nein, ganz im Gegenteil. Es ist das Schlimmste was mir passieren konnte, das zeitgleich die Nationalratswahl ansteht und die Premiere. Allerdings war der Premierentermin schon lange vor der Nationalratswahl ausgemacht. Dass dann der Koalitionsbruch so schnell kam, war nicht vorauszusehen. Und schon gar nicht, dass der Wahltermin fast zeitgleich mit meiner Premiere stattfindet.

Tips: Warum haben Sie Linz als Premierenort ausgesucht?

Düringer: Ich wollte die Premiere nicht in Wien spielen. In Wien wollen alle eingeladen werden, sonst ist irgendwer beleidigt. Die besten Vorstellungen waren eigentlich immer draußen in der Provinz. Der Posthof ist eine super Location da ist alles perfekt und professionell und ich spiele sehr gerne in OÖ.

Tips: Also Linz ist Provinz?

Düringer: Ja, schon ein bisschen. Wien ist eine Weltstadt, so ehrlich muss man sein. Da muss man nur die Einwohnerzahlen vergleichen.

Tips: Sie hatten also einfach den richtigen Riecher, eine Neuwahl-Diskussion stand damals ja noch gar nicht fest.

Düringer: Nein, gar nicht. Wir haben einfach damals ca. eineinhalb Jahre vorher einen Premierentermin ausgemacht, dass dann der Koalitionsbruch so schnell kam, war nicht vorauszusehen. Und schon gar nicht, dass der Wahltermin fast zeitgleich mit meinem Premierentermin stattfindet.

Tips: Wie stressig war die letzte Zeit?

Düringer: Was die Wahl betrifft, habe ich ja gar nicht mehr viel zu tun. Jetzt kommen sowieso nur mehr die Großen vor. Aber der Sommer war schon intensiv und eine große Belastung: Ich musste nicht nur das neue Programm schreiben, sondern mich auch um den Wahlkampf bemühen.

Tips: Das politische Engagement war zu Beginn ein Kunstprojekt...

Düringer: Genau. Das war immer mein Ansatz. Was daraus wird, entscheide nicht ich. Durch die Bevölkerung und die Unterstützungserklärungen und den Willen der Bevölkerung ist automatisch aus einem Kunstprojekt ein politisches Projekt geworden.

Tips: Bei unserem letzten Gespräch, haben Sie mir gesagt, dass Politik generell eine Inszenierung ist. Inwieweit inszenieren Sie sich selbst, wenn Sie mit Mottoshirts wie „Scheiß di ned au“ in TV-Wahlkampfshows sitzen?

Düringer: Das ist ein ganz normales Shirt, das ich sonst auch trage, keine Inszenierung. Ich ziehe mich doch nicht extra schön an für eine TV-Show. Das können die anderen machen.

Tips: Inwieweit hat sich „Der Kanzler“ in der Wahlkampfzeit noch weiter entwickelt oder verändert?

Düringer: Es war mir immer klar, dass das ganze eine Geschichte sein soll. Ich wollte wieder in eine Rolle schlüpfen, ein Schicksal wiedergeben. Bei mir spielen sich die Geschichten immer in einem Biotop ab. Diesmal hab ich mir eben die Politik ausgesucht. Der Kanzler erzählt seine Lebensgeschichte, wie er in die Politik hineingeraten ist, aber auch wie es dazu kam, dass er seinen Rücktritt verkündet. Ich spiele auch wieder andere Figuren. Es ist wieder ein kleines Kabarettstück. Natürlich ist das jetzt schon so, dass wenn man so nah dran ist an der Politik und selbst teil davon ist, nimmt man schon einzelne Erlebnisse mit und verwendet diese dann auch. Aber mein Kabarettstück ist vollkommen fiktiv, spielt nicht in Österreich. Es kommen keine Namen oder Parteien vor. Es geht um das Menschliche innerhalb der Politik. Das hab ich bewusst so gemacht. Das schlechteste auf der Bühne ist jemanden zu Beleidigen. Ich spiele eine Fiktion. Ich spiele auch einen Provinzhauptmann, sonst heißen sie Landeshauptleute. Da kann natürlich jeder seinen Provinzhauptmann darin sehen, wer immer das dann auch ist.

Tips: Und subtil wird dem Publikum aber einiges bekannt vorkommen?

Düringer: Eigentlich müsste dir alles bekannt vor kommen, jeder einzelne Satz, jede Geschichte. Es geht ums Wiedererkennen, ohne es direkt beim Namen zu nennen.

Tips: Warum wieder eine Rolle?

Düringer: Ich probiere immer was anderes, meine Programme sind sehr unterschiedlich. Seit 2010 war ich mit den Vorträgen unterwegs, als ich selbst. Jetzt habe ich wieder Lust in eine Figur zu schlüpfen, was wieder eine andere Dimension hat und ganz ehrlich hab ich auch das Gefühl, dass ich das relativ gut kann.

Tips: Haben Sie auch das Gefühl, dass Sie das Publikum wieder lieber in einer Rolle sehen wollen, als den vortragenden Herrn Düringer?

Düringer: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Leute, die nicht mehr kommen, seitdem ich diese Vorträge macht. Aber es gibt auch Leute, die erst jetzt kommen, und mit den alten Programmen nicht viel anfangen können. Aber ich bin ja kein Marketingstratege, der sich überlegt, was ich machen könnte, damit es den Leuten gefällt. Ich mache, das was ich für richtig halte. So hab ich es immer gemacht. Das passiert ohne Kalkül, als Künstler. Und das was ich mache, mache ich gerne.

Tips: Wie haben Sie sich für den Kanzler vorbereitet?

Düringer: Ich fange meistens ein Jahr vorher an mir eine Struktur zu überlegen, den Anfang und das Ende. Ich sitze viel im Zug, wenn ich auf Tour bin, da überlege ich mir meistens viel dazu. Im Sommer habe ich dann die Dialoge und Texte ausformuliert.

Tips: Wie reagieren die Menschen auf Sie? Sehen sie den Politiker oder den Düringer?

Düringer: Ich glaub die Leute kennen sich momentan überhaupt nicht aus. Manche glauben, dass ich gar nicht mehr auftrete, sondern in den Nationalrat einziehen will. Es kommt nicht immer bei allen klar an. Manche glauben, ich will wirklich echter Kanzler werden. Manche haben es verstanden, dass es nur ein Kabarettprogramm ist. Das ist sehr unterschiedlich. Und man muss auch ehrlich sagen: Nicht jeder, der in Österreich lebt ist gscheit. Das weiß ich, weil wenn du 30 Jahre das machst, was ich mache, ist das Teil meines Geschäfts. Du führst dem Menschen einen Spiegel vor. Er soll seine eigene Böldheit erkennen können, das ist das was der eigentliche Satiriker macht.

Premiere:

Roland Düringer als „Der Kanzler“ am 17.10. um 20 Uhr im Posthof Linz

Weiterer Termin: 18.10, 20 Uhr

Info: www.posthof.at


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