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Marianne Mendt: "Ja, ich bin die Mutter des Austro-Pop"

Valerie Himmelbauer, 26.04.2018 12:11

Linz. Marianne Mendt ist am 8. Mai mit ihrer Band im Linzer Musiktheater zu Gast und bringt „Vom Wienerlied bis Jazz“ mit. Warum die 72-Jährige ihre Auszeichnungen auf der Toilette aufbewahrt und weshalb Hund Jazzy die „Gitti Schimek“ bei ihrem Linz-Trip nicht begleiten durfte, erzählt die Begründerin des Austro-Pop im Interview.
 

Marianne Mendt beim Interview vor dem Musiktheater in Linz 
Foto: Himmelbauer
Marianne Mendt beim Interview vor dem Musiktheater in Linz  Foto: Himmelbauer

Tips: Was erwartet die Fans bei Ihrem Auftritt im Musiktheater?

Mendt: Ich werde viele Sachen von Georg Danzer, der 1970 bis zu seinem Tod viel für mich geschrieben hat, singen. Auch Lieder von André Heller sind mit dabei, und auch Standards und Swing. Bis hin zu einem Gstanzl – das ist das Wienerlied.

Tips: Der Jazz begleitet Sie schon lange, was macht dabei die Faszination aus für Sie?

Mendt: Der Jazz ist seit meinem 12. Lebensjahr sehr bestimmend für mein musikalisches Leben. Mein Vater hat mir damals eine Platte von Ella Fitzgerald geschenkt, und dann wusste ich, diese Art von Musik möchte ich auch machen. Sie ist musikalisch unerreichbar, aber sie war unsere Lehrmeisterin. In meiner Tingelzeit in den USA, da war ich 18, habe ich Klavier und Bass gespielt. Dort haben wir das ganze Repertoire der Standards aufgenommen und für die Leute gespielt, das war mein Plus für die späteren Engagements. Gerhard Bronner hat mich bei einem Vorsingen dann engagiert, weil ich so viele verschiedene Songs beherrscht habe. Da war ich dann 23. Seit 13 Jahren ist Jazz jetzt auch mit meinem Festival und meiner Nachwuchsförderung fixer Bestandteil meines Lebens.

Tips: Warum war es Ihnen wichtig, ein Jazzfestival zu gründen?

Mendt: Die Ignoranz gegenüber dieser großartigen österreichischen Musikszene hat mich derart geärgert, dass ich ein Festival initiiert habe. Zuerst habe ich an ein Festival für die Profiszene gedacht und dann hat sich auch die Nachwuchsförderung entwickelt mit den Auditions, die wir jetzt seit unglaublichen 13 Jahren machen.

Tips: Was raten Sie den Talenten?

Mendt: Ich sag das und das mein ich auch so: Sie sollen sich nicht nur aufs Talent verlassen, sondern auch das Handwerk erlernen. Wenn jemand wirklich davon leben möchte, und das beständig, dann muss er das auch erlernen.

Tips: Sie gelten als Mutter des Austro-Pop, würden Sie zustimmen?

Mendt: Ich glaub, der Woifal Ambros hat gesagt, dass ich die Mutter des Austro-Pop bin. Ja, das stimmt. Natürlich hat es Dialektlieder immer gegeben. Aber die Initialzündung war: Ein junges Mädchen hat es geschafft, mit der damals fetzigen Musik, mit Big Band über die Grenzen hinaus im deutschsprachigen Raum einzuschlagen. Die haben mich überall herumgereicht.

Tips: Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Mendt: Mir hat das schon sehr gut gefallen. Davor hab ich vom Koffer heraus gelebt. In zum Teil auch nicht wirklich schönen Zimmern gewohnt mit der Band. In Paris zum Beispiel haben wir im hinteren Teil eines Puffs geschlafen, das hab ich immer sehr lustig gefunden. Als ich dann das erste Mal Theater gespielt habe, waren alle ruhig um mich herum. Dieses Lampenfieber, das ich heute habe, habe ich ja damals nicht gehabt. Ich habe das einfach toll gefunden, dass die Leute nicht trinken, dafür zuhören bei allem, was ich sage und singe. Ich hab das sehr genossen.

Tips: Wird „Wia a Glockn“ in Linz mit dabei sein? Wie geht es Ihnen, wenn es heute noch für Begeisterungsstürme sorgt?

Mendt: Ja, natürlich, es muss ja dabei sein, das erwarten die Leute. Aber erst als Zugabe. Die Leute müssen immer alle mitsingen. Wer kann das schon behaupten, dass ein Lied so lange besteht. Es ist mehr als ein Evergreen. Natürlich habe ich es 7824 Mal schon gesungen in meinem Leben. Wer weiß, vielleicht fällt mir der Text irgendwann nicht mehr ein, aber dann sind eh die Leute dabei, und die kennen den Text. (lacht)

Tips: Sie haben viele Auszeichnungen – das große Ehrenzeichen, Goldene Verdienstzeichen, die Romy, den OÖ Jazz Award, den Nestroy-Ring, den Amadeus Music Award, den Titel Professor und viele andere – verliehen bekommen. Was bedeuten diese für Sie und wo bewahren Sie diese auf?

Mendt: Ich freue mich darüber. Zum Teil sind es auch Alterserscheinungen. Ich habe sie wirklich am Klo zu Hause stehen. Naja alle nicht, die würde ich gar nicht alle dort unterbringen. Die meisten, die zu mir auf Besuch kommen, müssen irgendwann mal aufs Klo, dann sieht sie jeder. Jetzt kommt dann bald der Joe Zawinul Jazz Award dazu, da freue ich mich sehr.

Tips: Ich dachte, dass Sie heute Ihre Hündin „Jazzy“ bestimmt zum Interview begleiten wird. Ihre Liebe zum Jazz ist also auch in der Namensgebung angekommen...

Mendt: Sie heißt Jazzy, ist aber der erste Hund, der Musik gar nicht mag, und Applaus schon überhaupt nicht. Eigentlich ist sie kein idealer Hund für mich, aber süß. (lacht)

Tips: Wurden Sie eigentlich auch oft als die Gitti Schimek vom Kaisermühlen Blues wahrgenommen von den Fans?

Mendt: Ich hatte vorher ja schon die Glockn. Ich war immer Mendt, nie die Gitti. Es läuft ja immer noch die 327. Wiederholung, obwohl wir kein Geld dafür bekommen. Die Leute glauben ja immer, wir sind ganz reich, dem ist nicht so. Es ist eine Bereicherung in meinem Leben und eine schöne Erinnerung. Das ist auch eine Glückssache, dass du fast acht Jahre 64 Folgen drehst, und das hauptsächlich in Wien. Es war auch genau die Zeit, als ich Mutter wurde, das ist sich wunderbar daneben ausgegangen.

Konzert: 8. Mai, Musiktheater,

Info: www.landestheater-linz.at


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