Rebekka Bakken: "Sag einfach 'ja' zu allem was kommt"
Linz. Rebekka Bakken kehrt am 7. April mit ihrer bezaubernden Drei-Oktavenstimme und neuem Album „Things You Leave Behind“ in den Posthof zurück. Wieso die Norwegerin ihre Heimat ganz schön langweilig findet, sie in Österreich viel mehr Spaß erlebt und warum es der ehemaligen Wahl-Wienerin so wichtig ist, im Hier und Jetzt zu leben, erzählt die Mutter eines Sohnes im Tips- Interview.
Tips: Rebekka, es klingt, als ob du mit deinem neuen Album „Things You Leave Behind“ auch sehr persönliche Erfahrungen verarbeitest?
Rebekka Bakken: Ja, ich bin sehr bewegt davon, wie sich mein Leben gerade entwickelt und welche Dinge wie passieren. Aber ich mag es, das Leben als Nachschlagewerk anzunehmen und von verschiedenen Standpunkten aus darauf zurück zu blicken. Und in der Folge davon bastle ich gerne Geschichten daraus von komplett verschiedenen Personen, die durch meine Gedanken ziehen und dann integriere ich mich auch selbst in die Geschichten hinein, die auch andere Menschen erleben – aber eben auch aus anderen Standpunkten – und genau das mache ich auch in diesem Album.
Tips: Welche Dinge möchtest du gerne hinter dir lassen, so wie im Albumnamen niedergeschrieben? Geht es darum, dass du New York ein zweites Mal verlassen hast, dein Manager und dein Vater gestorben sind?
Rebekka Bakken: Ja, das war traurig für mich. Ich habe aber nicht an schlechte Dinge gedacht bei der Titelgebung, die man hinter sich lässt. Es ist eher so, dass man versuchen sollte, nicht zu urteilen, was waren die guten, was waren die schlechten Zeiten im Leben, sondern einfach annehmen, wie es war. Es ist auch oft so, dass großartige Zeiten einfach kommen, weil man nicht darüber nachdenkt. Es ist manchmal unvorstellbar, wie viel besser und großartiger das Leben sein kann, wenn man es nicht schubladisiert: Sag einfach „ja“ zu allem, was kommt. Man sollte lieber im Hier und Jetzt leben und nicht so viel über alles nachdenken, sondern einfach genießen, nicht immer so viel beurteilen.
Tips: Wie würdest du dein neues Werk beschreiben?
Rebekka Bakken: Ich liebe dieses Album, die Aufnahmen und Produktion waren so lustig. Es ist ein Zusammenschluss von vielen verschiedenen Stilen, wie Rock, Pop, Vintage-Pop, aber auch Gospel- Musik, die habe ich immer schon geliebt. Und es steckt viel drinnen aus der Vergangenheit, das ich jetzt mit in die Zukunft nehme. Ich bin in diesem Album in etwas komplett anderes hineingestolpert und habe mir auch gar nicht die Frage gestellt, was ist akzeptabel, was nicht, was wird erwartet von mir? Ich habe viel Temperament hineingelegt, das bin zu 100 Prozent ich. Es erinnert mich daran, als ich 18/19 war und meine Anfänge als Sängerin in New York gemacht habe.
Tips: War es immer leicht, ein temperamentvoller Mensch zu sein?
Rebekka Bakken: Ich war immer eine sehr extrovertierte Person, mit viel Temperament und Power. Zuerst war ich immer versucht, mein Temperament, z. B. in der Schule, unter Kontrolle zu halten und mich anzupassen. Heute weiß ich – und das musste ich lernen –, dass es gut ist, wie ich bin. Das ist eines der großartigsten Dinge daran, wenn du älter wirst. Das Spektrum von deiner eigenen Persönlichkeit, von deinem eigenen Leben wird so viel größer und besser und intensiver.
Tips: Wie gehst du mit Veränderungen im Leben generell um?
Rebekka Bakken: Veränderungen passieren die ganze Zeit im Leben, ich habe Veränderungen immer mit großer Freude angenommen, sie sind aber immer auch eine große Herausforderung, vor allem, wie man darauf am besten reagiert. Je älter man wird, desto besser wird man auch darin, auf Veränderungen zu reagieren. Heute fühle ich mich sicher und geborgen. Aber ich liebe alle Veränderungen, alles hatte dann etwas Gutes. Sie alle gaben mir eine Chance, etwas zu lernen.
Tips: Apropos Veränderung: Wie verbindest du die Bühnen-Powerfrau und das Mamasein?
Rebekka Bakken: Ich liebe es, Mama zu sein, ich habe meinen Sohn bei mir, wenn ich auf Tour bin. Wir haben viel Spaß und genießen es und es klappt ziemlich gut, zur Zeit ist es echt einfach. Ich hoffe, das bleibt auch so einfach. (lacht) Ich war immer gut im Organisieren, und das ist auch wichtig fürs Mamasein generell. Ich habe Leute, die auf ihn aufpassen, wenn ich auf der Bühne bin, und alles muss gut organisiert sein, dann funktioniert das auch. Aber ich weiß, dass ich auch schauen muss, dass mein Leben so positiv und so gut ausbalanciert ist wie möglich, damit ich auch so gut wie es geht für ihn da sein kann. Wenn ich ihm mit Stress und Problemen begegne, dann ist das nicht gut für ihn, Kinder sind da ja generell sehr sensibel.
Tips: Du bist vor fünf Jahren nach Norwegen zurück gezogen, fühlst du dich im Geburtsland daheim?
Rebekka Bakken: Ich finde es manchmal ziemlich langweilig in Norwegen, aber ich bin oft in Österreich, habe hier alle meine Freunde. Und ich bin generell viel unterwegs. Ich lebe gerne hier, das passt, aber dann mache ich auch gerne meine Reisen und habe dort meinen Spaß. (lacht)
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