"Alles ist echt" beim Theater-Festival "Schäxpir"
LINZ. Von 24. bis 30. Juni bringt das Theaterfestival für junges Publikum „Schäxpir“ die internationale Theater-Avantgarde nach Linz. Zum zehnten Mal findet das Festival für alle ab einem Jahr ohne Altersbegrenzung nach oben statt.
An die 20 internationale und 16 nationale Theatergruppen zeigen an den verschiedensten Spielstätten, was Theater im digitalen Zeitalter alles (sein) kann. Das Motto der heurigen Jubiläums-Ausgabe lautet „Multiversum. Alles ist echt.“ und nimmt Bezug auf den gesellschaftlichen Wandel, dass es nicht mehr nur eine gegenwärtige Wirklichkeit gibt, sondern eine Vielzahl gleichzeitiger Realitäten.
Der künstlerische Fokus liegt auf aktuellen Themen wie Digitalität, mediale Virtualität, Demokratie, Gender-Rollenbilder und soziale Verantwortung. Die bedacht gewählten Produktionen ermöglichen es, darüber zu reflektieren, was uns im Alltag immer wieder begegnet und beschäftigt. „Schäxpir ist ein Ort, an dem Fragen verhandelt werden“, so die künstlerischen Leiterinnen Sara Ostertag und Julia Ransmayr.
Highlights
Wie wichtig es ist, sich selbst eine Meinung zu bilden, zeigt etwa die scharfsinnige Performance über die digitale Transformation „Und die Erde ist doch eine Scheibe“ (ab 8 Jahren), vom kollektiv kunststoff.
„Solo von Nas & Jim“ (ab 14) fragt: Was, wenn du die ganze Welt erreichen möchtest, aber dir dein Selfie-Stick und dein eigenes Spiegelbild im Wege stehen? Die Electropop Musik Performance vom Maas Theater and Dance über den Narzissmus der heutigen Generation ist gespickt mit Selbstliebe, Selbstironie, harten Beats und einer Ode an die eitelsten Lieder der gegenwärtigen Pop und Rap-Kultur.
Ein international gefeiertes Highlight ist „Paradise now (1968-2018)“ (ab 16 Jahren), ein Stück über die Enttäuschung und Wut der jungen Generation über das Versagen der „Alten“, die aus Gier und Bequemlichkeit die Welt ihrer Nachkommen zerstören.
Auch eine eindrucksvolle Auswahl an Tanztheater beschäftigt sich mit zeitlosen universalen Fragen der Gesellschaft – in „Unkraut“ (ab 14) von Doris Uhlich hinterfragen sechs junge Tänzerinnen das Frauenbild, das sie zum einen selbst verkörpern, zum anderen aber neu aufsetzen möchten.
Selbst mitmachen
Was das „Schäxpir“ auch ausmacht, ist die Interaktivität, die Grenze zwischen Bühne und Publikum verschwimmt. Partizipative Highlights sind etwa das Theaterspiel „Das Space Maze Game. Eine Gesellschaftssimulation auf dem Generationenschiff“ (ab 13 Jahren). Darsteller und Publikum sind auf einer Weltraum-Arche unterwegs in eine neue Welt - ein skurriles Rollenspiel entsteht.
In „Unter Opfern. Realitätstheater zum Mitreden“ (ab 12) von Robert Misik kann man sich mit renommierten Experten tiefgehend mit dem Begriff der Demokratie auseinander setzen.
Workshops und mehr
Auch im Rahmenprogramm gibt es Möglichkeiten der aktiven Teilhabe. Im Kritiker-Workshop von Heinz Wagner etwa, Gründer des Kinder-Kurier, wird man Theaterkritiken verfassen und so einen anderen Blick auf Stücke erhalten. Im Rahmen des interdisziplinären Abendprogramms „Klub Club“ gibt es einen Workshop zu Songwriting und Sampling – für all jene, die sich den Traum der eigenen Band verwirklichen wollen.
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