"Partymacher" Jürgen Drews im Interview: "Die Bühne ist quasi ein Aphrodisiakum für mich"
LINZ. Mit der „Großen Schlagerparty“ feiert Tips am 25. Oktober zehn Jahre TipsArena Linz. Das Who is Who des Schlagers ist mit dabei, so auch Jürgen Drews (74). Tips hat sich mit dem junggebliebenen „Partymacher“ unterhalten.
Tips: Sie waren gerade mit ihrer Band auf Tour, im Oktober werden Sie bei der „Großen Schlagerparty“ für ordentlich Stimmung sorgen ...
Drews: Ich singe in Linz natürlich die Titel, auf die man wartet, „Kornfeld“, „Barfuß durch den Sommer“ und so. Ich habe neue Sachen, die ich bringen werde. Wenn ich ein Konzert mit Band gebe, dann sieht das vom Programm her anders aus. Da mache ich viele ältere Sachen, viele Titel, die ich früher unheimlich gerne mochte, die nicht von mir sind, in der zweiten Hälfte sind nur Sachen, die ich irgendwie schon veröffentlicht habe und die ich mit Band in Szene setze. Viele Leute, die in einem solchen Konzert waren, haben mir gesagt, dass sie gar nicht wussten, was ich musikalisch so alles mache. So ist das, immer Überraschungen ...
Tips: Man wird vielleicht auch reduziert auf Ballermann & Co …
Drews: Bei mir zwangsläufig. Wenn du dich über Jahre auf die Bühne begibst in der Mega Arena auf Mallorca - Fassungsvermögen fast 3.000 Leute - auch noch singst „Ich bin der König von Mallorca“ (lacht) – ich habe mich nicht selbst ernannt, das möchte ich an dieser Stelle hinzufügen – dann darfst du dich nicht wundern, wenn du darauf – in Anführungsstrichen – reduziert wirst. Ich habe nämlich überhaupt kein Problem damit, dass ich immer noch, trotz meines hohen Alters, Partymacher bin. Es macht mir tierisch Spaß. Auch ich habe manchmal meine Launen, dann sagt mir Ramona, mit der ich schon fast 30 Jahre zusammen bin, 'du musst mal wieder auf die Bühne, dann bist du wieder gut drauf' (lacht). Die Bühne ist quasi ein Aphrodisiakum für mich.
Tips: Macht es denn wirklich immer Spaß?
Drews: Wenn du auf die Bühne kommst und siehst wie die Leute dich neugierig angucken und sie sind gut drauf, dann bist auch du auf einmal so drauf. Und wenn du dann von der Bühne gehst und es lief alles: toll, ich habe einen tollen Job, besser kann es mir gar nicht gehen. Ich habe gerade noch zu Ramona gesagt: 'Ich möchte mal wissen, was ich gemacht hätte, wenn das Schicksal mich nicht in der Musik gehalten hätte'. Es hat sich immer so entwickelt bei mir. Ich habe mit 14 als Banjo-Spieler in einer Jazzband angefangen. Man Vater hat mich damals einfach für das Vorspielen angemeldet. Ich habe fürchterlich geschimpft mit ihm, ich konnte kein Banjo, ich hatte nicht mal ein Banjo (lacht). Mein Papa war Arzt, der redete manchmal so geschwollen und ganz ruhig. Er war ein ganz lustiger Berliner Typ. Und er sagte: 'Mein Sohn, beruhige dich. Ich habe dir schon ein Banjo besorgt. Du musst nur die zwei letzten Saiten der Gitarre weglassen, und sonst stimmst du das Banjo genauso durch wie deine Gitarre.' Und er wusste auch schon was und wie ich vorspielen sollte. Ein ganz schweres Banjo-Stück (trällert Melodie). Ich habe geübt wie ein Vergifteter, wie ein Vollidiot. Wir hatten ein großes Haus, unten hatte mein Vater seine Praxis, drüber war der Wohnraum, und darüber waren drei Mansardenzimmer. Und eines davon hatte ich, da konnte ich dann üben. Mein Vater hörte mich unten in der Praxis durch zwei Stockwerke spielen. Der ist wahnsinnig geworden! (lacht) Dann kam das Vorspiel, ich war 14, sah aus wie zwölf und die guckten mich an als ich da reinkam. Ich ich habe vorgespielt und sie haben gerufen 'Stoooop!' – so wie Bohlen das immer macht - und die fanden das geil. Und ich war ihr Banjo-Spieler. Und so stand ich als ganz kleiner Steppke mit der Band auf der Bühne. So fing ich an mit der Musik. Die Geschichte wird auch in meinem Buch erscheinen, das werden wir im Herbst herausbringen. Es ist interessant, wenn man so in seine eigene Vergangenheit zurückreist. So nebenbei: Ich bin auch durchs Abitur gefallen, weil ich soviel Musik gemacht habe (lacht).
Tips: Haben Sie einen Tipp parat, wie man so lange erfolgreich bleibt?
Drews: Ne, keine Ahnung (lacht)! Ich wundere mich immer wieder, wieso ich überhaupt noch da bin. Aber Musik, vor allem Musikerstellung, komponieren, ist mein Hobby. Ich bin im Augenblick – das ist kein Witz – an 56 Titel dran. Und aus diesen 56 entwickelt sich hoffentlich – und wenn es nur einer ist – ein Hit. Wenn nur ein Hit dabei ist, ist das geil! Das schlimmste ist, dass du davor sitzt und dich fragst: 'Ist das jetzt ein Hit?'. Zum Beispiel bei „Wieder alles im Griff“ (singt): da kam Ramona gerade ins Studio und brachte mir einen Caffé Latte und meinte 'lass das, das wird nicht' - und es wurde ein Riesen-Hit.
Tips: Sie sind 74 Jahre alt, haben aber noch viel vor. Haben Sie schon mal ans aufhören gedacht?
Drews: Es macht mir Spaß und solange meine Musik gerne gehört wird und ich angenommen werde, und solange es auch gesundheitlich geht, werde ich weitermachen!
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