Die Gerechten - Courage ist eine Frage der Entscheidung
LINZ. Bei der Ausstellung „Die Gerechten“, die am Dienstag, 18. Februar, um 18 Uhr eröffnet wird und bis 24. Mai im Schlossmuseum Linz zu sehen ist, stehen 110 Österreicher im Vordergrund, die während des Naziregimes jüdischen Mitbürgern ohne Gegenleistung geholfen haben, zu überleben oder auszuwandern.
Die israelische Holocaustgedenkstätte Yad Vashem verleiht weltweit solchen Personen den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“. Der Verein „Die österreichischen Freunde von Yad Vashem“ initiierte in Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität Linz ein Projekt, das speziell die österreichischen Gerechten vorstellt. Rund 110 Österreicher retteten Juden während der Jahre 1938-1945 das Leben.
Ausstellung um neuen OÖ-Schwerpunkt ergänzt
Unter der wissenschaftlichen Leitung von a. Univ. Prof. Michael John und Univ. Prof. Albert Lichtblau entstand so eine Ausstellung, in der die Zeit des NS-Terrors in Österreich und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung bis hin zum Holocaust dargestellt und vermittelt wird. Die Ausstellung wurde österreichweit bereits an mehreren Standorten gezeigt und nun erstmals in Linz, ergänzt mit einem Oberösterreich-Schwerpunkt.
„Gerechte“ aus allen Schichten
Im Rahmen der Schau werden die mutigen und zum Teil abenteuerlichen Rettungsaktionen der österreichischen „Gerechten“ einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Prominente „Gerechte“ waren etwa die Burgschauspielerin Dorothea Neff, Komponist Gottfried von Einem oder Ella Lingens, oftmals waren es aber auch „einfache Leute“ wie die Arbeiterin Maria Potesil aus Wien oder die Bauern Maria und Johann Schatz aus dem Mühlviertel.
Ein Fallbeispiel aus OÖ: Maria und Johann Schatz
Ein Bauernhaus bei Mauthausen, 1945: Im Frühjahr 1945 klopfte Esther Zychlinski im Bauernhaus der Familie Schatz an die Tür und bat um etwas Wasser. Sie wurde 1944 nach Auschwitz deportiert, zuletzt wurde sie mit anderen Frauen in ein Lager des KZ Mauthausen gebracht. Bei der Suche nach Nahrung entdeckte sie ein Loch im Zaun und flüchtete. Total erschöpft, kam sie zum Hof der Familie Schatz, fünf Kilometer von Mauthausen entfernt.
Maria Schatz nahm sie auf, Johann Schatz trug das entkräftete Mädchen in eine Kammer zu einem Bett. Auch die Kinder der Familie Schatz waren eingeweiht. Es gelang, Esther zu schützen. Insbesondere nach der „Mühlviertler Hasenjagd“ war die Situation gefährlich. Die Familie Schatz war ein großes Risiko eingegangen. Esther half im Haushalt und blieb bis nach Kriegsende im Bauernhaus. Im Juni 1945 emigrierte sie nach Israel (damals noch britisches Protektorat Palästina) und gründete eine Familie.
1995 begann Esther Zychlinski erneut nach der Familie Schatz zu suchen, ein neuer Kontakt zwischen den Familien entstand, sie sind bis heute in Verbindung. Maria und Johann Schatz wurden 2009 posthum als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.
Zivilcourage im Mittelpunkt der Ausstellung
Über den engeren Fokus der „Gerechten“ und des sogenannten Rettungswiderstands hinaus werden in der Ausstellung auch andere Formen von Zivilcourage angesprochen, das Thema wird in einem breiteren Rahmen ausgestellt. „Zivilcourage endet ja nicht nach 1945“ so Michael John.
Am Anfang der Schau wird auf das Nazi-System aufmerksam gemacht – mit Fotos einzelner Täter – in dem all die Gräueltaten stattfinden konnten. Für die Gestaltung zeichnet Architekt Manfred Lindorfer verantwortlich, der bewusst das Spiel mit „Hell und Dunkel“ sucht.
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