Thomas Gansch im Interview: "Es darf auch unterhalten, es kann nicht nur schwierig sein im Leben"
LINZ. Thomas Gansch, nicht nur als Teil von Mnozil Brass weithin bekannt, wird bei Bühne am Dom gleich mit zwei seiner musikalischen Projekte zu Gast sein und für gute Laune sorgen. Der Bart wächst so lange, bis er wieder ohne Einschränkungen live spielen kann, nahm sich der begnadete Musiker zu Beginn der Corona-Pandemie vor. Tips hat nachgefragt.
Tips: Der Bart ist noch dran. Wie haben Sie generell die Corona-Situation erlebt?
Gansch: Es hat mehrere Phasen gegeben, am Anfang bin ich mit 200 km/h auf den Lockdown zugefahren, musste mich einbremsen. Und dann habe ich eineinhalb Monate lang wirklich genossen. Irgendwie war alles super, als die Autobahnen leer waren. Dann aber habe ich mir ausgerechnet, wie lange ich die Miete zahlen kann, wenn ich nicht mehr spiele. Ich bin kreativ geworden, habe meine Heimkonzerte gestartet ... Was mich eigentlich am meisten an der Pandemie genervt hat, ist, wie sich die Leute verändert haben. Wie sie aufeinander losgegangen sind, dass der Humor verschwunden ist, dass man öffentlich nicht mehr über Dinge nachdenken darf. Am meisten gestört haben mich eigentlich die Denunzianten. Mit Schwurblern und Querdenkern hatte ich weniger Probleme, ich hatte früher auch schon Freunde, die spinnen (lacht). Ich habe erlebt, wie hochintelligente Leute, die ich sehr bewundere, einen derartigen Blödsinn erzählt haben – also auch ein sehr gescheiter Mensch kann ein Depp sein. Das ist eigentlich schön zu wissen, beruhigend (lacht). Ich muss mich zwingen mich zu bemühen, die Leute in Zukunft nicht danach zu beurteilen, wie sie sich jetzt verhalten haben. Wir müssen wieder aufeinander zugehen und reden miteinander. Und zwar völlig egal, auf welcher Seite wer wie gestanden ist.
Tips: Sie haben für Ihre Online-Konzertserie 'Gansch@home' quasi 'freiwilligen Eintritt' verlangt. Um ein Statement zu setzen?
Gansch: Naja, Statement ... Es ist ein Beruf, und wir machen das nicht nur zum Spaß. Es war ja auch so, dass die Konzerte professionell produziert waren. Da waren immer auch Kameramann, Lichtmann, Tonmensch, die Musiker, mein Management und so weiter dabei. Ich habe Gott sei Dank eine große Fanbasis, die da bereit war, mitzumachen. Aber die Freiwilligkeit war mir auch wichtig. Ich finde es nicht gut, wenn Dinge hinter Bezahlschranken stehen. Ich habe versucht, den Leuten zu vermitteln, dass das alles etwas wert ist, und das hat gut geklappt. Ich habe insgesamt über 50 Musiker damit beschäftigt und mein Team. Ich mag die Herausforderung, zur Kreativität gezwungen zu sein.
Tips: Jetzt aber wieder live vor Publikum, gleich zweimal bei Bühne am Dom. Einmal mit 'Wieder, Gansch & Paul' und einmal mit der 'Schlagertherapie'. Können Sie mir ein wenig vom Programm erzählen?
Gansch: 'Wieder, Gansch & Paul' ist musikalisch so breit wie kaum etwas anderes. Es ist mit den beiden (Leonhard Paul und Albert Wieder, Anm.) möglich, auf jedem Kirtag zu tanzen. Wir spielen von Henry Purcell bis Billy Joel, von Schubert bis Stevie Wonder und von albernen Stücken bis Wiener Lieder. Das sind einfach zwei derartige Meister und wir sind uns so vertraut, dass es musikalisch einfach eine reine Freude ist. Bei der 'Schlagertherapie' ist auch der Leonhard Paul dabei, aber auch Sebastian Fuchsberger, ein Gründungsmitglied der Mnozil Brass. Wir singen zu dritt Schlager aus der goldenen Zeit, von Caterina Valente abwärts, die 50er-, 60er-Jahre-Sachen. Wir schaffen einen sorgenfreien Raum, aus dem man glücklich wieder raus ins normale Leben geht. Mit Michael Hornek begleitet uns ein genialer Musiker am Klavier, magisch geradezu, was der kann.
Tips: Was bei Ihnen auch nie fehlen darf, ist der Spaßfaktor.
Gansch: Ja, ich habe mich darauf spezialisiert, Blödsinn zu reden, weil ich gemerkt habe, das kommt ganz gut an (lacht). Es ist immer ein Gesamtpaket, Entertainment. Es soll und darf auch unterhalten, es kann nicht nur schwierig sein im Leben.
Tips: Sie haben es angesprochen – ein sehr breiter Stilmix bei Ihren Konzerten. Generell kann man sagen, dass die Blasmusik-Szene sehr vielfältig und wieder 'cool' geworden ist. Wie sehen Sie das?
Gansch: Das Verstaubte ist weg, Blasmusik ist ein unglaublicher Verbindungsfaktor. Ich finds eher schwierig, dass auf die Blasmusik oft ein wenig hinabgesehen wird. Überhaupt finde ich, dass Arroganz eines der Hauptprobleme unserer Zeit ist. Man muss versuchen, sich immer auf Augenhöhe zu begegnen. Und da ist die Blasmusik ein enorm wichtiger Faktor.
Tips: Schöne Worte ...
Gansch: Ja, das kann ich (lacht). In Wirklichkeit bin ich ein ganz mieses Schwein (lacht). Nein, man soll einfach im Rahmen der Möglichkeiten das Leben genießen, denn man hat nur eines. Es braucht einfach die Begegnung, das ist essenziell und einfach lebenswichtig.
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