Lautem Schweigen lauschen: Theaterstück „Wutschweiger“ thematisiert die Schere zwischen Arm und Reich
LINZ. Mit dem mehrfach ausgezeichneten Jugendtheaterstück „Wutschweiger“ des belgischen Autorenduos Jan Sobrie und Ravel Ruёll bringt die Sparte Junges Theater ein Stück zu einem wichtigen Thema dieser Zeit auf die Bühne. Im Mittelpunkt: Die Schere zwischen Arm und Reich und was das mit Kindern und Jugendlichen macht. Mit dem Stück startet auch eine neue Kooperation zwischen Sparkasse OÖ und Landestheater Linz.
Ebenesers Zuhause schrumpft: Seine Eltern sind mit ihm wegen Geldproblemen in einen Wohnblock gezogen. Dort trifft der verschwiegene Junge auf die gesprächige Sammy, deren Vater schon lange arbeitslos ist. Auch wenn sie in die gleiche Klasse gehen, in der nur noch von der Skiwoche geredet wird, lernen sie sich jetzt erst richtig kennen und werden Freunde. Als dann alle auf die Skiwoche dürfen außer ihnen, beschließen sie, aus Protest zu schweigen. Und dieses Schweigen ist ziemlich laut ...
Allgegenwärtiges Problem
Das preisgekrönte Stück „Wutschweiger“ von Jan Sobrie und Raven Ruёll erzählt von einem Problem, das auch viele Kinder in Österreich betrifft: 18 Prozent aller unter 18-Jährigen gelten als armutsgefährdet. Armut grenzt aus, aus dem kulturellen und sozialen Leben sowie aus Bildungsangeboten – aus vielem, was oft als selbstverständlich angesehen wird. Und es ist ein Problem, über das ungern gesprochen wird – aus Scham, aus Unverständnis, aus Rücksichtslosigkeit.
Das Stück thematisiert „die Schere zwischen Arm und Reich und was das mit Kindern und Jugendlichen macht“, so Dramaturgin Christine Härter. „Man redet hier aber nicht über arme Kinder, sondern die Kinder sprechen für sich – eine andere Sichtweise.“
Politische und sozialkritische Kraft
„Das Stück wäre auch für den Abendspielplan geeignet, es steckt viel politische und sozialkritische Kraft drin, erzählt allen etwas“, ergänzt Regisseur Jens Kerbel. „Die Kinder tun, was sie tun müssen: Sie verweigern sich dem System über stillen Protest – ein starkes politisches Statement.“
Erzählt werde episodenartig, mit einigen Retrospektiven, es werde genau abgebildet, wie schnell es zum sozialen Abstieg kommen kann, aus welchen Gründen.
Bühne soll etwas Leichtes entgegensetzen
Die Bühne solle dem wichtigen Inhalt etwas Leichtes entgegensetzen, erläutert Carla Nele Friedrich (Bühne und Kostüme). Beschrieben werde kein konkreter Ort, dieser könne als leere Wohnung oder auch Schulhof gedeutet werden. Fünf Kisten mit Miniaturwelten bieten poetische Möglichkeiten. Die taffe Figur der Sammy trägt viele Schichten, Signalfarben – „harte Schale und weicheer Kern“, so Friedrich. Das Gegenteil sei es bei Ebeneser, Ton in Ton bei der Kleidung.
Entlässt positiv
Das Stück überzeuge, weil es „in keinster Weise mit negativen Gefühlen endet, sondern positiv, mit vielem zum Nachdenken. Wenn man zusammenhält, kann man sehr viel erreichen“, fasst Regisseur Kerbl zusammen.
Service
Dauer: ca. 70 Minuten, Termine bis 26. März, auf der Studiobühne Promenade. Termine und Karten: www.landestheater-linz.at; Einführungen und/oder Nachgespräche werden angeboten.
„Spark(l)assenticket“
Mit „Wutschweiger“ wird auch die neue Kooperation „Spark(l)assenticket“ von Sparkasse Oberösterreich und Landestheater gestartet. Damit ein Theaterbesuch im Klassenverband für alle Schüler leistbar ist, stellt die Sparkasse OÖ Tickets zur Verfügung. Alle Infos dazu gibt’s hier.
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