"Gerhard Knogler. Ein Satz": Ausstellung im Linzer Schlossmuseum
LINZ. Minimalismus und die Verwendung von Sprache als künstlerisches Material kennzeichnen das Werk des oberösterreichischen Künstlers Gerhard Knogler. Mit alltäglichen Gegenständen und Worten oder Zeichen weckt Knogler Assoziationen und erzeugt Neubetrachtungen. Die Ausstellung „Gerhard Knogler. Ein Satz“ ist bis 3. September im Schlossmuseum zu sehen.
Der in ländlicher Umgebung aufgewachsene Künstler hat sich schon früh mit der Funktionalität und Aussagekraft einfacher Objekte auseinandergesetzt. Der bewusste Blick auf die Ursprünglichkeit von Dingen und die Erinnerung an die eigene kindliche Naivität sind wesentliche Bestandteile seiner kreativen Prozesse. Sein künstlerisches Anliegen ist das Spiel und dabei die „Dinge in Ordnung“ zu bringen.
Gerhard Knogler ist stets auf der Suche nach Gegenständen, die auf den ersten Blick keinen künstlerischen Nutzen haben. Fündig wird er etwa durch Zufall auf Wegen und Straßen, beim Stöbern auf Flohmärkten, in Bauernschuppen, Abrisshäusern oder in der reinen Natur. Jedes Fundstück ist für ihn ein künstlerischer Schatz, der in einem neuen Kontext eine starke Aussagekraft erhält.
Knogler gelingt ein Wechselspiel zwischen der reinen Dingwelt und Kunst, indem alles sich gegenseitig bedingt. Er reagiert schließlich auf die wirtschaftliche Produktivität der 1960er Jahre, mit der sich Werkstoffe wie Metall und Styropor auch in der Kunst etablieren und verleiht dem funktionalen Werkzeug einen künstlerischen Status.
Bildnerisches Schlüsselwerk „Ein Satz“
Zu seinen bildnerischen Schlüsselwerken gehört die Collage mit dem Titel „Ein Satz“. Ein Satz bedeutet zum einen die Zusammenfügung sinnbildender Worte, kann aber auch auf den schnellen Sprung einer Katze verweisen.
Knogler nimmt die Bedeutungen oder die Doppeldeutigkeit wortwörtlich und übersetzt sie in seine künstlerische Bildsprache. Dazu schneidet er aus dünnen Materialien wie Kunstleder, Blech, Leder oder Paraffin Bildobjekte aus. Mit der Verwendung von Namen, Benennungen, Buchstaben, Wörtern und Sätzen beschreibt er Dinge, indem er auf ihnen schreibt.
Ob Bilder oder Worte die wesentlichen Bedeutungsträger sind und wie viele verschiedene Bedeutungen möglich sind, bleibt offen. Wichtig sind die Wahrnehmungsprozesse, die durch die Visualisierung ausgelöst werden und neue Inhalte zulassen.
Knoglers Kunst ist immer auch Ergebnis von philosophischen und erkenntnistheoretischen Überlegungen, mit denen er sich etwa auf den Geisteswissenschaftler Herbert Marshall McLuhan bezieht. Einen von Knoglers Leitsätzen formuliert der Schriftsteller P. D. Ouspensky: „Man kann niemals alle Bedeutungen eines Dinges erfassen, weil wir, um sie alle zu erfassen, die ganze Welt erfassen müssten, mit all der Mannigfaltigkeit der Bedeutungen, die in ihr enthalten ist.“
Ausstellung im Schlossmuseum
In der Ausstellung im Schlossmuseum Linz präsentiert Gerhard Knogler Skulpturen, Fotoarbeiten und Objekte unter anderem aus den 1960er und 1970er Jahren, die exemplarisch für seine frühere Schaffensphase stehen, in der er sich mit der Hermeneutik von Worten, Bildern und einfachen Gegenständen auseinandersetzt. Knogler nähert sich damit stilistisch an die Kunstbewegung der Arte Povera (Arme Kunst) an, die sich zeitgleich in Italien entwickelt.
Inspiriert von neuen künstlerischen Zugängen, wie sie etwa Heimrad Bäcker formuliert hat, leistet Knogler mit seinen Werken bis heute einen wichtigen Beitrag zur Erweiterung der Auffassung von Skulptur und bildender Kunst in Oberösterreich.
„Zigarettenturm“ vor der Linzer Tabakfabrik
Zu Knoglers bekannten Werken im öffentlichen Raum gehört der „Zigarettenturm“, eine zehn Meter hohe Stahlplastik, die er 1982 mit dem damaligen Studenten Karl-Heinz Klopf realisierte und die bis 2021 vor der Linzer Tabakfabrik stand. Mit diesem Werk werden nicht nur Kunst und Industrie miteinander verbunden, sondern erhalten Alltagsobjekt und Produktdesign einen Stellenwert, der bisher nur Denkmälern vorbehalten war.
Zur Person
Gerhard Knogler ist Assistent und seit 1975 Lehrbeauftragter an der Linzer Hochschule für Gestaltung und seit 2000 A. Univ. Professor an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung. 2000 erhielt Knogler den Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz und 2003 den Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Bildende Kunst. Gerhard Knogler geboren 1943 in Ort im Innkreis, lebt und arbeitet in Linz.
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