Das Kopftuch - „Eine persönliche Entscheidung“
LINZ. Ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst ist in aller Munde: Sogar im Linzer Gemeinderat stand es am vergangenen Donnerstag zur Debatte. Doch was denken eigentlich Betroffene selbst? – Tips hat mit Frauen gesprochen die sich bewusst dafür oder dagegen entschieden haben.
Der Antrag der Linzer Freiheitlichen fand jedoch keine Mehrheit: SPÖ und ÖVP enthielten sich, KPÖ und Grüne stimmten dagegen, einzig die FPÖ stimmte dafür. „Wir müssen bei der Umsetzung einer solchen Regelung aufpassen, dass es nicht zu einem Fleckerlteppich unterschiedlicher Regelungen und Handhabungen der einzelnen Städte, Gemeinden bzw. des Landes kommt. Hier ist nur eine Gesamtlösung sinnvoll“, begründet etwa VP-Vizebürgermeister Bernhard Baier das Vorgehen seiner Fraktion. Ein Verbot würde neun Mitarbeiterinnen betreffen. Die Betroffenen selbst kommen in der Debatte jedoch oft nur am Rande zu Wort.
Die bewusste Entscheidung dafür
Sarah Momani arbeitet als Lehrerin beim VSG (Verein für Sozial- und Gemeinwesenprojekte) in Linz, macht ihren Master-Abschluss in „Educational Leadership“ an der Donauuniversität Krems und ist Muslimin. Sie hat sich mit 18 Jahren bewusst für das Kopftuch entschieden. „Mir war es wichtig, aber meine Eltern waren nicht begeistert davon, weil sie sich einfach Sorgen gemacht haben“, erzählt die junge Frau. „Ich habe es nie bereut. Ich habe viel vorher nachgedacht und mich sehr bewusst entschieden.“ Die Debatte um das Kopftuch empfindet sie als nebensächlich: „Als hätte Österreich keine anderen Probleme als Frauen mit Kopftuch zu verbieten Polizistin zu werden.“ Sie fordert auch Frauen in der Politik auf sich zu Wort zu melden.
Doch nicht nur im Islam ist das Tragen eines Kopftuchs als bewusste Entscheidung Thema – auch im Christentum. So hat sich auch Schwester Angelika Garstenauer, Generaloberin der Franziskanerinnen Vöcklabruck, bewusst für die Kopfbedeckung – Schleier genannt – entschieden. „Die Frauen in der Ordensgemeinschaft entscheiden, ob sie den Schleier tragen wollen oder nicht – es ist wirklich eine persönliche Entscheidung“, so die Generaloberin. „Die Freiheit und die Offenheit müssen wir lernen.“ Für sie ist ihr Schleier ein Zeichen, dass sie ihr Leben Gott widmet. „Wir merken es jetzt in dieser Kopftuchdebatte, es gibt ganz schlimme Rückmeldungen die man bekommt. Aber ich denke, wenn eine gewisse Wertschätzung bleibt für die Entscheidung, die jede Ordensfrau oder jede muslimische Frau trifft, dann gelingt es am ehesten, dass man das gemeinsame sieht“, so die Ordensfrau.
Ein Plädoyer für die Freiheit
Sara Safarkhani hat sich gegen das Kopftuch entschieden. Sie kam 2013 aus dem Iran nach Österreich. In ihrer Heimat gab und gibt es nach wie vor strenge Bekleidungsvorschriften inklusive Kopftuch-Pflicht. „Ich bin selbst keine Kopftuchträgerin, aber ich finde, dass die Frauen das Recht haben sollen, zu entscheiden, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht“, erklärt sie. Kleidungsverbote, erinnern sie an die Repressionen in ihre Heimat Iran, aus der sie geflohen ist. „In meinem Land müssen die Frauen Kopftuch tragen, sonst dürfen sie nicht raus aus dem Haus. Das ist furchtbar und ich finde, wenn wir hier das Kopftuchverbot einführen wird die Situation auch so.“
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