LINZ/PJÖNGJANG. Viel hört man über die zerrütteten Zustände und die angespannte Situation in Nordkorea. Wie es in dem abgeschotteten Land wirklich aussieht, davon konnte sich der Linzer Harald Steinbichl nun selbst – so gut wie eben möglich – vor Ort überzeugen.
In jene acht Tage, in denen Steinbichl mit zwei weiteren Mitreisenden in Nordkorea weilte, fiel auch der 105. Jahrestag des Geburtstages von Staatsgründer Kim II-sung. Nach 26 Stunden Zugfahrt via Peking fiel freilich schon der Empfang eher unwirsch aus. „Ich glaube, ich bin noch nie so genau durchsucht worden wie bei der Ankunft in Nordkorea“, erzählt Steinbichl.
„Vergewaltigung“ der Natur
„Und als erstes fällt einem gleich die regelrechte Vergewaltigung der Natur auf. Alles, jede Fläche wird der Landwirtschaft gewidmet, um das Volk irgendwie ernähren zu können, es gibt kaum Grün im Land.“ Die Hauptstadt Pjöngjang wäre zwar auf den ersten Blick sehr schön, aber: „Wer einmal genauer hinsieht, erkennt überall die Fassade dahinter, selbst wenn man so gut wie keinen Schritt alleine machen kann ohne Begleitung.“
„Ein mulmiges Gefühl“
Die feierliche Parade zum Geburtstag des Staatsgründers verfolgten Steinbichl und seine Mitreisenden nur hundert Meter vom Platz entfernt. „Für die Militärs gab es Jubel wie für Rockstars“, fiel ihm dabei auf. Gerade das Militär spielt eine große Rolle in Nordkorea: Mehr als 1,2 Millionen aktive Soldaten stehen dem Machthaber Kim Jong Un zur Verfügung - bei gerade einmal 24 Millionen Einwohnern. Noch beeindruckender ist die Zahl der Reservisten, die zwischen 25 und 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen sollen.
Bei ihrer Reise durch das restliche Land verstärkte sich für die Oberösterreicher der Eindruck der „Künstlichkeit“ noch: „Uns wurden Dinge gezeigt, die sonst kaum jemand benützt, wie die U-Bahn in Pjöngjang oder landwirtschaftliche Anlagen am Land, in denen unmöglich gearbeitet wird, so aufgeräumt ist es dort. Nordkorea spielt seinem Volk auch vor, dass es auf der Weltbühne eine große Rolle spielen würde.“
Noch Stunden nach der Abreise hätten die Oberösterreicher sich noch nicht getraut, offen miteinander zu sprechen, aus Angst, nicht doch noch abgehört zu werden. „Es war schon die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl. Dennoch möchte ich mir dieses Land auf alle Fälle noch einmal ansehen.“
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