Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

OÖ. Die Ärztekammer Oberösterreich warnt einmal mehr vor der Zusammenlegung der Krankenkassen. Diese würde das oberösterreichische Gesundheitssystem massiv belasten.

Eine Fusion gehe auf Kosten der oö. Patienten, warnt die Ärztekammer. Foto: S_L/Shutterstock.com
Eine Fusion gehe auf Kosten der oö. Patienten, warnt die Ärztekammer. Foto: S_L/Shutterstock.com

Bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen wurde kürzlich eine Studie präsentiert, die erstmals die Gesundheitsausgaben pro Kopf in jedem Bundesland auf Basis von 28 Indikatoren darstellt. Die Pro-Kopf-Ausgaben sind demnach sehr unterschiedlich: Oberösterreichs Gesundheitswesen ist mit 3.714 Euro deutlich unter dem Durchschnitt. Der Österreich-Schnitt liegt bei 4.002 Euro. Wien ist mit 4.295 Euro am teuersten. „Wenn jetzt dem kostengünstigen Bundesland Oberösterreich auch noch Geld entzogen wird, dann droht hier das System zu kippen“, betont Felix Wallner, Direktor der Ärztekammer für OÖ. „Bei uns gibt es weniger Effizienzreserven.“

Studie: Zusammenlegungen nicht erfolgreich

Zudem sei bei Kassen-Zusammenlegungen in Deutschland und der Schweiz zu beobachten, dass diese keine Ersparnisse bringen, ergibt eine Studie: „Auch in der Privatwirtschaft kann man zeigen, dass von 10 Fusionen höchstens zwei bis drei wirklich erfolgreich sind“, so JKU-Professor und Ökonom Friedrich Schneider.

Wertschöpfungsverlust von rund 100 Millionen Euro

Des weiteren zeigt die Studie, dass eine Zusammenlegung einen Verlust von bis zu 191 Millionen Euro an Wertschöpfung für die Region Oberösterreich bedeuten könnte. In Summe würden in Oberösterreich die Wertschöpfung um 87,4 bis 191,1 Millionen Euro und die Einkommen um 57,4 bis 122,4 Millionen Euro sinken, rechnet er. „Damit geht die Beschäftigung um 1.590 bis 3.348 Personen zurück. Am stärksten betroffen ist dabei der Sektor Gesundheits- und Sozialwesen.“

Appell für Kassen in den Bundesländern

„Es muss die Verantwortung in den Bundesländern bleiben“, fordert Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für OÖ, und warnt: „Angesichts dieser neuen Zahlen ist der Mittelabfluss ein unglaublicher Affront gegen die Patienten in Oberösterreich“, ebenso wie gegen die Sozialpartner in Oberösterreich. „Da wehre ich mich dagegen.“ Denn vor allem sei durch die Kassenfusion bei den Leistungen eine deutliche Reduktion zu befürchten.

„Eckpunkte für eine effiziente Gesundheitsvorsorge“

Auch spezielle Vereinbarungen und regionale Lösungen seien gefährdet – etwa der Hausärztliche Notdienst HÄND oder die weitgehende Beseitigung der Chefarztpflicht. Künftig sei es unmöglich, derartige Sonderregelungen zu entwickeln und möglichst unbürokratisch auf die regionalen Bedürfnisse einzugehen. Sehr wohl könne Niedermoser sich vorstellen „Eckpunkte für eine effiziente Gesundheitsvorsorge“ bundesweit zu vereinbaren. „So stellt man sich ein modernes Management vor - nicht irgendeine Zentralkasse.“

Mehr Attraktivität gegen Ärztemangel

Eine überbordende Bürokratie würde auch junge Ärzte abschrecken. „Es braucht jetzt wirklich einen Schub, damit das System nicht zusammenbricht. Es gibt enorme und noch immer steigende Wartezeiten bei vielen Spitalsambulanzen und Fachärzten. Immer mehr Kassenstellen sind unbesetzt. So kann es nicht weitergehen. Ärzte müssten immer mehr Leistungen erbringen, doch wir haben ein degressives und leistungsfeindliches Honorarsystem. Hier brauchen wir deutlich mehr Attraktivität – und müssen auch bereit sein, zu investieren“, warnt Wallner.


Mehr zum Thema


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden