Anonyme Geburt und "Babynester" sollen bekannter werden
OÖ/LINZ. Nachdem bei einer tragischen Verzweiflungstat in Freistadt ein Neugeborenes umkam, fand nun ein Runder Tisch zur anonymen Geburt statt. Oberstes Ziel: Die Bekanntmachung der Möglichkeit einer anonymen Geburt und der oberösterreichischen „Babynester“. Dort können Neugeborene anonym abgegeben werden.
Nicht immer ist die Geburt eines Kindes für die Mutter ein freudig erwartetes Ereignis. In finanziellen, sozialen und psychischen Notsituationen bringen Schwangerschaft und Entbindung die Frauen an die Grenze der Belastbarkeit. Manche Mütter sehen sich daher dazu veranlasst, die Obsorge ihres Kindes jemand anderem anzuvertrauen. Um zu diskutieren, wie die bestehenden Möglichkeiten der breiten Öffentlichkeit bekannter gemacht werden können und punktgenauer geholfen werden kann, luden LH-Stellvertreterin Christine Haberlander und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer Vertreter der Frauenberatungsstellen, Krankenhäuser, Polizei, Bezirkshauptmannschaften sowie der Hebammen zu einem Runden Tisch ein. „Sein Kind nicht zu behalten, ist niemals eine leichte Entscheidung. Wenn es aber keine andere Möglichkeit gibt, dann müssen Eltern über die Alternativen – um den gesundheitlichen Schutz des Kindes wegen, aber auch der Mutter – Bescheid wissen“, so die beiden Politikerinnen.
Anonyme Geburt als sicherste Lösung
„Die anonyme Geburt etwa unter medizinischer und pflegerischer Begleitung statt, wodurch mögliche Risiken für die eigene Gesundheit, aber auch die des Kindes erheblich reduziert werden“, betont Haberlander. Oberstes Ziel des runden Tisches war es daher, den sichersten Weg für Mutter und Kind mit der anonymen Geburt in den Fokus zu rücken. Thematisiert wurde etwa, wie man die anonyme Geburt bekannter machen kann und bereits präventiv die Gruppen besser erreicht, die es betreffen könnte.
Alternative „Babynest“
Selbiges galt auch für die „Babynester“, die dann genutzt werden können, wenn eine anonyme Geburt nicht möglich ist. „Babynester, auch Babyklappen genannt, geben ebenfalls die Möglichkeit, ein Neugeborenes an einem sicheren Ort abzugeben. Genauso wie bei der anonymen Geburt geht die Obsorge für das Kind an die Kinder- und Jugendhilfe über und es werden geeignete Pflegeeltern gesucht. Für Eltern in vermeintlich auswegloser Situation ist es sehr hilfreich, über das Angebot der anonymen Geburt und der Babyklappe informiert zu sein“, so Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Bereits Jugendliche informieren
So soll bereits in der Schule angesetzt werden, um die Jugendlichen auf dieses Thema zu sensibilisieren und einen Ausweg im äußersten Notfall aufzuzeigen. Auch über die in ganz Oberösterreich verteilten Frauenberatungsstellen sowie die „First Love Ambulanz“ des Kepler Universitätsklinikums wurde gesprochen, an die sich die Jugendlichen bei einer (ungewollten) Schwangerschaft zu einem Beratungsgespräch wenden können.
Resolution an den Bund
Zudem wird man an Bundesministerin Christine Aschbacher mit der Bitte herantreten, künftig auch in den Familienberatungsstellen über die anonyme Geburt zu informieren und zu sensibilisieren. Auch die medizinische Versorgung der Kinder muss gewährleistet werden.
„Findelkinder haben es sich nicht ausgesucht, dass sie nicht bei ihren Eltern bleiben. Für sie muss, neben dem Zugang zur bestmöglichen medizinischen Versorgung, auch der nötige Kostenschutz durch die Krankenversicherung gewährleistet sein. Mit einer Resolution an den Bund und einem diesbezüglichen Brief an Gesundheitsminister Rudolf Anschober haben wir diesem wichtigen Thema den nötigen Nachdruck verliehen, sodass Findelkinder in den Bereich der anspruchsberechtigten Personen aufgenommen werden“, sind sich die LH-Stellvertreterin und die Landesrätin einig.
In allen Krankenhäusern Oberösterreichs ist eine anonyme Geburt möglich.
„Babynester“ in OÖ:
Linz: Kepler Universitätsklinikum
- zu finden an der Rückseite des Haupteinganges der Frauenklinik (Med Campus IV.)
Wels Klinikum Wels-Grieskirchen
- zu finden links neben dem Haupteingang zum Eltern-Kind-Zentrum in der Eferdinger Straße
Vöcklabruck Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck
- zu finden in der Dr.-Wilhelm-Bock-Straße 1, im Ausbildungszentrum (direkt bei der Busstation)
Ried: Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
- zu finden an der Nordostseite des Personalhauses 2; Weg ist beschildert
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