Coronavirus-Mutationen: Zeitfenster bis zu größerer Ausbreitung nützen
WIEN/OÖ/NÖ. Details zu den neuen Coronavirus-Mutationen gaben Experten heute in Wien bekannt, gemeinsam mit Gesundheitsminister Rudi Anschober. Das Zeitfenster bis zu einer größeren Ausbreitung müsse genutzt werden, so Anschober vor Presse. So sei das Großbritannien-Virus viel ansteckender, führe aber nicht zu schwereren Erkrankungen.
Kontrollieren wolle man die Ausbreitung durch einen massiven Ausbau der Sequenzierungen sowie weiter rigorose Einschränkungen bei der Einreise aus Großbritannien und Südafrika. Die Ausbreitung des neuen Stammes solle möglichst hinausgezögert werden, durch sehr konsequente Schutzmaßnahmen. Die Schlüssel seien Mund-Nasenschutz, Abstand und Einschränkung der sozialen Kontakte.
Was die Corona-Zahlen in Österreich betrifft, rechnet Anschober mit einer schrittweisen Reduktion der Infektionszahlen ab nächster Woche, die zwei Wochen bis zum Ende des Lockdowns am 24. Jänner sollten „für den Schlussprint“ genutzt werden.
Erklärtes Ziel: Lockdown-Ende am 24. Jänner
Der aktuelle Lockdown soll am 24. Jänner enden, das sei das „erklärte ziel der Bundesregierung.“ Finalisiert würden derzeit auch die Bestimmungen für Eingangstests. Diese seien aber jedenfalls kein Ersatz für Schutzmaßnahmen. Laut Medienberichten sollen die „Eintrittstests“ kommenden Donnerstag bereits im Nationalrat beschlossen werden.
Impfungen
Was die Impfungen betrifft, so habe man zusätzlich zu den 30.000 Impfungen bis Ende der Woche, - Tips hat berichtet - ab Montag und Dienstag über 42.000 weitere Einmeldungen für Dosen - „und das wird stündlich mehr und wird sich noch vervielfachen“, so Anschober. Mit Stand 7. Jänner wurden 15.905 Impfosen in Österreich ausgeliefert.
Neue Virus-Varianten: 56 Prozent höheren Infektiosität
Dass es beim Coronavirus zu Mutationen komme, sei wenig überraschend, „Sars-Cov-2 Viren sind RNA-Viren – die sind grundsätzlich sehr mutationsfreudig“, erläutert Virologin Monika Redlberger-Fritz, Leiterin des Referenzlabors Influenza an der Meduni Wien. Auch die jetzt vorherrschende Virus-Variante sei eine Mutation, die es Anfang letzten Jahres innerhalb von wenigen Wochen geschafft habe, das dominante Virus auf der ganzen Welt zu werden.
Die jetzt neu aufgetauchten Varianten aus Großbritannien und Südafrika seien aber bemerkenswert, weil sie gleich zahlreiche Mutationen aufweisen würden, so auch Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM).
Was bisherige Studien laut Redlberger-Fritz zeigen, ist, dass es keine Unterschiede in der Schwere der Erkrankung zur vorherrschenden Variante gebe, aber, die Mutationen der neuen Großbritannien-Variante führten zu einer 56 Prozent höheren Infektiosität. Das Virus könne „besser andocken“ und sei somit viel ansteckender.
Dass Kinder die neue Virus-Variante stärker betreffe, sei von den Forschungen nicht bestätigt worden, so die Expertin.
Impfungen wirken auch gegen neue Variante
Die Mutationen der neuen Virus-Variante würden glücklicherweise keinen Einfluss auf die aktuellen Impfungen haben, die Impfstoffe würden auch gegen die Großbritannien-Variante wirken. „Das heißt aber nicht, dass das auch in den nächsten Jahren so sein wird“, nachdem sich das Virus ständig verändere.
Die Mutationen würden zeigen, dass das Virus dynamisch ist und bleiben werden, und das die Situation weiterhin ernst zu nehmen ist, so die beiden Experten. Auch sie appellieren: Maske, Abstand und soziale Kontakte minimieren seien auch im Angesicht der neuen Variante die wichtigsten Mittel.
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