"Kein Mangel an Corona-Impfstoffen, sondern Lieferproblem"
WIEN/OÖ/NÖ. Am gestrigen 6. Jänner wurde auf EU-Ebene die Zulassung für den zweiten Corona-Impfstoff – jenen von Moderna – erteilt. Bis Ende der Woche werde man in Österreich auf gut 30.000 Impfungen kommen, so Gesundheitsminister Rudi Anschober. Außerdem: Es gebe kein Problem mit der Menge an Impfstoffen für Österreich, sondern mit der Lieferung.
Gesundheitsminister Rudi Anschober, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sowie Sonderbeauftragter Clemens Martin Auer, Ages-Geschäftsführer Thomas Kickinger und die Leiterin des Geschäftsfeldes Medizinaufsicht der Ages Christa Wirthumer-Hoche informierten vor Presse über den aktuellen Stand beim Thema Impfung.
Bis die Impfungen greifen würden, werde es noch eine Phase von schwierigen Wochen und Monaten geben, „das wird ein schrittweiser Prozess“, so Anschober. Gestern sei aber ein guter Tag für Europa gewesen, „denn der zweite Impfstoff heißt, dass die Handlungsmöglichkeiten wieder um ein Stück erhöht werden.“ Rund 1 Million Dosen des ersten Impfstoffs von Biontech/Pfizer bekomme Österreich im ersten Quartal 2021, „wir erwarten wöchentliche Lieferungen von rund 61.000 Dosen.“ Von Moderna kämen zusätzlich 200.000 Dosen im ersten Quartal. Anschober hofft zudem auf eine Zulassung des Astrazeneca-Impfstoffs im Februar.
Schnellere Impfung für über 80-Jährige außerhalb von Heimen
Laut Impfstrategie haben oberste Priorität die Bewohner und Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen (rund 156.000 Personen) und die Mitarbeiter auf Covid-Stationen (rund 36.000 Personen) sowie im nächsten Schritt der Bereich der Gesundheitsberufe.
Wie Bundeskanzler Sebastian Kurz zuvor ankündigte, sollen zudem Personen über 80 Jahren, die nicht in Alten- und Pflegeheimen leben, vorgezogen werden. Schon im Jänner sollen hier erste Impfungen stattfinden. Man sei dazu in Planung, wie das umgesetzt werden könne, etwa mit Einbindung der Gemeinden und Ärzte vor Ort, so Anschober bei der Pressekonferenz.
Anschober zeigte sich zuversichtlich, dass das Hauptziel, bis während des Sommers ein konkretes Impfangebot für jeden Bewohner in Österreich bereitstellen zu können, gelingen werde, „damit wir uns so auf den Herbst vorbereiten können, dass es nie mehr zur selben Situation kommt wie im letzten Herbst mit einer gewaltigen zweiten Welle.“ Das aber sei eine Herausforderung, abhängig von Zulassungen und Liefermengen.
30.000 Impfungen bis Ende der Woche
Anschober verweist, hinsichtlich Kritik am zu langsamen Impfstart, auf die bisherige Pilotphase – wo es darum gegangen sei, die logistischen Herausforderungen etwa durch die Temperatur und die dezentrale Strategie sowie die Vorbereitungen in den Alten- und Pflegeheimen zu testen. Ein Pilotbetrieb sei bei der größten Impfkampagne bisher nötig – „nach dieser Phase wird es rasch gehen“, so Anschober.
„Ich gehe davon aus, dass jeder größtes Interesse hat, den Impfstoffe möglichst schnell weiterzugeben, das versuchen wir in der Regierung mit Teamwork. Ziel war immer, nach der Pilotphase zu starten. Ich bin froh, dass wir vorziehen können, aber die umfassende Ausrollung wird am Montag passieren. Wir sind auf Kurs, natürlich ist es aber legitimes Anrecht, zu fordern, dass es schneller geht. Das ist mir auch lieber, als jene, die verunsichern wollen“, so der Gesundheitsminister. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte zuletzt einen schleppenden Impfstart kritisiert.
Clemens Martin Auer verdeutlicht: „Ich möchte auch den Mythos entmystifizieren, dass tausende Dosen lagern und nicht verimpft würden: Die zweite Lieferung über 61.000 Dosen ist erst heute ins Land gekommen.“
Bis Ende der Woche werde man auf fast 30.000 Impfungen kommen, für den kommenden Montag würden bereits 30.000 Anmeldungen aus den Alters- und Pflegeheimen vorliegen, so Anschober.
Abhängig von Lieferungen
Auer weiter: „Wir habe in EU nicht zu wenig Impfstoffe für die 450 Millionen Bürger, sondern im Augenblick das Problem, dass die Hersteller nicht genug Liefermengen auf den Markt bringen können. Davon sind wir abhängig“. Zwei Milliarden Dosen seien aber insgesamt vertraglich zugesichert. „Wir haben keinen Mangel an Impfstoffen, sondern ein Lieferproblem, und das wird von Tag zu Tag kleiner“, versichert Auer.
Auer verweist dabei auch auf den Ausbau der Produktionsstätten bei Biontech/Pfizer und auch Moderna, die eine Beschleunigung der Herstellung bringen würden.
Moderna: Österreich prüft Chargen
Christa Wirthumer-Hoche betont, dass bei den Zulassungen der Corona-Impfstoffe in Europa natürlich die Prinzipien wie Qualität und Sicherheit berücksichtigt wurden. „Mir ist es wichtig und es ist essenziell, dass die Bevölkerung weiß, dass dies höchstens bewertete Impfstoffe sind, mit einer nochmaligen Prüfung der Chargen vor der Anwendung zur Sicherstellung der Qualität.“ Österreich hat beim Moderna-Impfstoff hier eine besondere Rolle: Die Chargen für die EU werden jeweils von den Experten in Österreich kontrolliert, bevor sie verimpft werden können.
Bundesheer unterstützt
Die logistische Unterstützung bei den Impfungen durch das Bundesheer zugesichert hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. „Die Zulassung des ersten Impfstoffes gab uns vor allem Hoffnung auf baldiges Ende der Krise. Und gestern wurde die Hoffnung verdoppelt“, so Tanner. „Wir dürfen nicht vergessen: Impfstoffe sind unsere wirkungsvollsten Waffen im Kampf gegen das Virus – je mehr sich impfen lassen, desto stärker und schneller wird das zum Sieg gegen das Virus führen.
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