Neos: Für die Psyche von Kindern und Jugendlichen muss mehr getan werden
LINZ/OÖ. Am Karfreitag, 2. April 2021, warnten Neos Oberösterreich vor den psychischen Folgen des Lockdowns für Kinder und Jugendliche. Jedes zweite Kind habe bereits depressive Symptome. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben die Neos einen 9-Punkte-Maßnahmenplan erarbeitet, der unter anderem ausreichend Therapie- und Betreuungsplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vorsieht.
Wie berichtet nehmen psychische Erkrankungen wie Essstörungen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen zu. Die Situation sei dramatisch, meint Neos-Landessprecher Felix Eypeltauer. „Kinder und Jugendliche leiden massiv unter den psychischen Folgen des Dauerlockdowns. Der Anstieg von Angst- und Schlafstörungen, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken schlägt sich in alarmierenden Zahlen nieder. Jedes zweite Kind hat depressive Symptome, fast jeder Fünfte Selbstmordgedanken. Und die Regierung schaut weg. Vom Gesundheitsminister hört man ‚Reißts euch zam‘, von der Landesrätin gar nichts. Für uns Neos ist klar, dass wir diese Generation von Kindern und Jugendlichen nicht allein lassen können, wir hören ihnen zu und vor allem wir werden für sie kämpfen“, führt der Politiker aus.
Triage auf Kinder- und Jugendpsychiatrien bereits Realität
„Von alarmierenden Zahlen“ spricht auch Neos-Jugendsprecher Yannick Shetty. Seit Wochen wisse man, dass sich auf Kinder- und Jugend-Psychiatrien mittlerweile Triage ereigne und damit genau das, was auf Intensivstationen vermieden werden soll. Laut Neos brauche es daher dringend ausreichend Therapie- und Betreuungsplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo Oberösterreich „gravierenden Nachholbedarf“ hätte. Derzeit gibt es laut Webseite der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) fünf Vertragsarztstellen für Kinder- und Jugendpsychiatrie in ganz Oberösterreich.
Zudem müssten finanzielle Zuschüsse für Psychotherapie angehoben werden. Zurzeit werden 28 Euro je Stunde Psychotherapie von der ÖGK übernommen, wobei die Kosten pro Sitzung meist zwischen 80 und 110 Euro liegen. Voraussetzung für den Zuschuss ist allerdings, dass eine psychische Störung vorliegt, die als Krankheit gewertet wird, was bedeutet, dass psychotherapeutische Beratung gänzlich selbst zu bezahlen ist. Laut Neos brauche es außerdem eine breite Informationskampagne über den Unterstützungsfond der ÖGK, der in Notlagen in Anspruch genommen werden kann. Vor allem sozial benachteiligte Bürger sollten alle Fördermöglichkeiten in Oberösterreich kennen. „Die geführten Chats der Chatberatung haben sich im Corona-Jahr versechsfacht. Das zeigt, wie wichtig kostenlose und niederschwellige Angebote, wie die der Telefonseelsorge der Diözese Linz, sind. Das sind alles geeignete Möglichkeiten, die Kinder und Jugendlichen vor weiteren dramatischen Auswirkungen zu schützen“, ist Eypeltauer überzeugt. Im Chat der Telefonseelsorge suchen vor allem 15- bis 30-Jährige Hilfe. Hinsichtlich der Themen war ein Wandel im Corona-Jahr erkennbar. Schule, Studium, Ausbildung oder Job waren viermal so häufig Gegenstand der Beratung wie im Vorjahr, über Einsamkeit wurde doppelt so häufig geschrieben.
9-Punkte-Notfallplan im Detail
Um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, haben die Neos einen 9-Punkte-Notfallplan erarbeitet. Dieser sieht neben der Schaffung von ausreichend Therapie- und Betreuungsplätzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie unter anderem den verstärkten Einsatz von psychologischem Personal in Schulen und Kindergärten, eine Sensibilisierung des pädagogischen Personals bezüglich psychischer Gesundheit sowie Betreuungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche wie Walk-and Talk-im Freien oder Picknicks vor. Bestehende Angebote sollen beworben und psychische Gesundheit unter Jugendlichen enttabuisiert werden. Das Gesundheitsministerium soll einen Gipfel zu Kinder- und Jugendgesundheit halten. Bisher sei der Notfallplan im zuständigen Ausschuss im Nationalrat von den Grünen und der ÖVP vertagt worden. „Die Politik muss hier schleunigst handeln. In unserem Land, das zwar vieles hat, fehlt etwas Entscheidendes, nämlich eine Lobby für unsere Kinder und Jugendlichen“, schließt Eypeltauer.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden