AK Jugendnetzwerk Linz: Erschwerter Berufseinstieg, mehr psychische Probleme
LINZ/OÖ. Warum sind so viele junge Menschen antriebs-, und perspektivlos? Inwiefern hat das vergangene Jahr dieses Problem verschärft und wie können Jugendliche sowie junge Erwachsene wieder motiviert werden? Dazu tauschten sich Netzwerkpartner der Arbeiterkammer Oberösterreich kürzlich online aus.
Ungefähr 60 Personen nahmen am Online-JugendNetzwerkDialog teil. Sie berichteten davon, dass sie in der Arbeit mit Jugendlichen immer wieder Stimmungsschwankungen, Frustration und Widerstand erleben würden. Nach einem Jahr der Pandemie habe sich die Situation verschlechtert. So hätten Motivationslosigkeit, soziale Isolation, Angstsymptome und Schlafstörungen zugenommen. Gestiegen seien zudem Aggressionen und sogar Suizidgedanken. Die Corona-Pandemie habe Jugendlichen auch den Berufseinstieg erschwert. Viele Jobs und Lehrstellen sind weggefallen. Nach vielen Absagen auf Bewerbungen seien Jugendliche häufig frustriert und würden die Motivation verlieren, hielten die Diskussionsteilnehmenden fest. Wer sich lange Zeit isoliert fühle, verliere oft ebenfalls Motivation und entwickle ein Gefühl der Sinnlosigkeit.
Motivation von Erwartung und Anreiz abhängig
Motivation von Jugendlichen für eine bestimmte Handlung hänge von der Erwartung und vom Anreiz ab, meinte Martin Heim, Leiter des Angebots freiraum+ der pro mente Jugend in Linz. „Wichtig ist es, den jungen Menschen positive Sichtweisen aufzuzeigen, ihnen zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken und Ziele mit ihnen zu vereinbaren. Je klarer die Ziele formuliert sind, je klarer der oder dem Betroffenen ist, wie wichtig ihr oder ihm das Ziel ist, und je kompatibler das Ziel mit dem Motivsystem ist, desto stärker ist die Veränderungsmotivation“, ist er überzeugt. Wichtig für antriebs,- und perspektivlose Jugendliche sowie junge Erwachsene seien Zuwendung, Empathie, Hilfe zur Selbsthilfe, Wertschätzung und eine intensive persönliche Beziehung zu ihnen. Diese habe aufgrund der Lockdowns in den vergangenen Monaten jedoch gelitten, befürchteten einige Netzwerkpartner.
AK fordert Ausbau von Jugendarbeit und Psychotherapie
Um die Situation für betroffene Jugendliche und junge Erwachsene zu verbessern, fordert die AK mehr kostenlose psychotherapeutische Angebote, den Ausbau sozialraumorientierter Jugendarbeit und niederschwellige Ausbildungs-, und Beschäftigungsformen. Darüber hinaus brauche es neben einer Ausbildungspflicht für junge Menschen bis 18 Jahre auch eine Ausbildungsgarantie für junge Erwachsene bis 24 Jahre. „In der Corona-Krise ist die Jugendarbeitslosigkeit massiv gestiegen und ihre entschlossene Bekämpfung ist eine gemeinsame Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte, die hohe Priorität hat. Gerade Jugendliche, die sich schwertun, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, müssen dabei besonders gefördert werden. AMS-Schulungen und die überbetriebliche Lehre müssen ausgebaut werden. Die Kürzungen in ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen und bei der Ausbildungsbeihilfe in der überbetrieblichen Lehrausbildung müssen wieder zurückgenommen werden. Und es muss im Herbst ausreichend Ausbildungsplätze geben“, betont AK OÖ Präsident Johann Kalliauer.
Die Jugendnetzwerke der AK OÖ wollen ausgrenzungsgefährdete Jugendliche beim Einstieg in den Beruf unterstützen. Dazu treffen sich soziale Organisationen, Institutionen, Betriebe und Schulen regelmäßig in den AK-Bezirksstellen zum Austausch. Diesmal wurde der Dialog online geführt.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden