"Visionär in die Zukunft": Ars Electronica Festival feierlich eröffnet
LINZ. Zum 42. Mal findet heuer das Ars Electronica Festival in Linz statt – Mittwochabend wurde die 2021er-Ausgabe offiziell und feierlich eröffnet – mit einer kurzweiligen Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Zahlreiche Gäste wohnten der Feier im Innenhof des Schlosses Auhof am JKU Campus bei, bei der gleichzeitig der neue „Zirkus des Wissens“ der Kepler Uni Inauguration feierte.
JKU-Rektor Meinhard Lukas und der künstlerische Direktor der Ars Electronica Gerfried Stocker führten als Duo durch das Programm der Eröffnung, die dieses Jahr besonders groß gefeiert wurde. Von 8. bis 12. September lockt das Festival am JKU-Campus, in der Linzer Innenstadt, in zahlreichen „Gärten“ rund um den Globus und online mit umfangreichen Programm. Thema dieses Jahr: „A New Digital Deal“. Viele internationale Gäste sind wieder angereist, um das Festival mitzuerleben und mitzugestalten.
Hochrangige Gäste
Gäste des Eröffnungsabends waren Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Ehefrau Doris Schmidauer, Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, Vizebürgermeister Bernhard Baier und die Stadträtinnen Doris Lang-Mayerhofer (auch Ars Electronica Aufsichtsratsvorsitzende), Regina Fechter und Eva Schobesberger. Zu Gast waren auch Vertreter von Unterstützern des Festivals, darunter WKOÖ-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer, die österreichische Botschafterin im Vatikan Franziska Honsowitz-Friessnigg, Kunstuni-Rektorin Brigitte Hütter sowie Genoveva Rückert (OK Offenes Kulturhaus). Zahlreiche weitere Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft ließen sich den Abend nicht entgehen.
Herzensanliegen „Zirkus des Wissens“
Gleichzeitig mit der Eröffnung fand die Inauguration des JKU „Zirkus des Wissens“ statt – ein „Herzensanliegen“, so Rektor Lukas, eine neue, zukunftsweisende Einrichtung der JKU. Die neue Einrichtung sei ein Ort des Entdeckens für Kinder und Jugendliche, für einen bunten Zugang für alle Altersgruppen, um Interesse und Neugier zu wecken. „Wir wollen damit auch jene Kinder erreichen, die vielleicht nicht ganz selbstverständlich auf einen Uni-Campus kommen“, so Lukas. Schon jetzt ist der Zirkus ins Programm des Ars Electronica Festivals eingebunden, ab dem Sommersemester wird es dort mit Programm so richtig losgehen.
Ermöglicht wurde das Projekt durch das Engagement seines Vorgängers, dem JKU-Altrektor Richard Hagelauer, so Lukas. Entworfen wurde das Gebäude von Architekt Maximilian Rudolf Luger.
„Gemeinsames Baby“ Festival University
Heuer neu gibt es auch die Festival University - ein Projekt der Ars Electronica gemeinsam mit der JKU, das 100 junge Menschen aus über 40 Ländern nach Linz gebracht hat. Sie setzen sich auch damit auseinander, wie die neue Technische Universität für Digitalisierung und digitale Transformation, die in OÖ entstehen wird, gestaltet werden kann. Begleitet werden die Studierenden während des Projekts von Mentoren aus diversen Bereichen, darunter etwa Genetiker Josef Penninger. „Es geht darum, Strategien für Veränderung und Transformation zu entwickeln. Wir sind im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts angekommen und wir machen noch so viele Dinge wie im 20. oder 19. - und manche Dinge sogar wie im 18. Jahrhundert“, so Gerfried Stocker. „Bei vielen Dingen fangen wir wieder an, auf alte Dinge zurückzufallen, zum Beispiel wenn wir uns die Ordnung in der digitalen Welt anschauen, wo es wenige 'Landlords' gibt, die sich eigentlich so verhalten wie die großen Feudalherren einer langen Epoche zuvor. Darum geht es, dass wir gemeinsam die Welt verändern.“
Das Land OÖ und das Wissenschaftsministerium unterstützen das Projekt, wer Lust hat, zu erleben, was das Ergebnis ist: Am 17. September findet eine Schlusspräsentation am Linzer Hauptplatz statt.
Van der Bellen eröffnete Festival
Erstmals seit 42 Jahren werde das Festival von einem Bundespräsidenten eröffnet, freute sich Gerfried Stocker. „Vor 42 Jahren sind hier Menschen auf die Idee gekommen, ein Festival zu gründen, dass sich dem Verhältnis von Kunst, Wissenschaft und Technologie widmet – einer Zeit, wo riesige Computer mit Lochkarten bedient werden mussten“, so Alexander Van der Bellen. „Den Gründern ist es gelungen, visionär in die Zukunft zu schauen, Möglichkeiten zu sehen, ohne wissen zu können, welche dieser Möglichkeiten eines Tages Wirklichkeit werden könnte.“ Einer dieser Menschen sei der am Jahresanfang verstorbenen Hannes Leopoldseder gewesen, dem „die Kulturstadt Linz so vieles verdankt.“
Van der Bellen sorgte bei seiner kurzweiligen Rede für viel Unterhaltung, schlug aber auch ernste Töne an. Er ging unter anderem auf Gendergerechtigkeit, aber auch auf die Spaltung der Gesellschaft, die „Bubbles“, in der „jeder in gewisser Weise“ lebe, ein. Das Zeitalter der Information, in dem wir uns befinden, löse die Kernfrage nicht: „Ist die Information, die ich bekomme, richtig, verlässlich, kontroversiell? Wir haben ein ganz akutes Beispiel dafür, dass das keine irrelevante akademische Frage ist: die Frage der Impfung. Wie zum Teufel kommen diese zwei Gruppen dazu, miteinander zu kommunizieren, und so, das ein Ergebnis herauskommt, mit dem beide leben können. Nicht leicht.“
„Ars Electroncia öffnet OÖ für die Welt“
Staatssekretärin Mayer gratulierte zu einem gelungenen Festival und wünschte inspirierende und fruchtbare Begegnungen. „Wir stecken inmitten einer digitalen Transformation, die, wenn nicht Furcht, so doch vielfach Verunsicherungen auslöst. Wenig Furcht, wenig Berührungsängste, so zeigt sich oftmals die Kunst im Umgang mit dem Neuen. Gleichzeitig konfrontiert die Kunst uns. Wir müssen einen Deal finden, der den Menschen und die Gesellschaft klar im Schaltzentrum positioniert - der Mensch, der sich die Technik zunutze macht, sie benützt.“
„Das Festivalteam schafft es jedes Jahr, seiner Zeit voraus zu sein“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer. Der 'Drive', der hier entwickelt werde, sei eine ordentliche Zukunftslokomotive für die Landeshauptstadt und ganz Oberösterreich. „Es sind viele zunächst oft gar nicht verwirklichbare Realitäten hier vorgestellt worden, von denen einige dann in unsere echte Realität Einzug gehalten haben und mittlerweile unsere Gesellschaft mitbestimmen und mitgestalten. Ars Electronica öffnet Oberösterreich für die Welt und bringt auch viel von der Welt nach Oberösterreich.“
Die heurige Ars Electronica sei eine der vielfältigsten, einer der vielschichtigsten, inhaltlich auch anspruchsvollsten, so Bürgermeister Luger. „Es werden jene Themen behandelt, die die Zukunft unserer Gesellschaften, des gesamten Planeten definierten.“ Es gehe darum, die Chancen der Digitalisierung ganz besonders in einer Stadt wie Linz und einer Industrieregion wie Oberösterreich zum Wohle der Menschen nutzen können. Luger nutzte die Eröffnung auch, um Werbung für Linz als neuen Standort der neuen Technischen Universität zu machen.
„Winterreise“ in neuem musikalischen Kleid
Mit einem Konzert von Oliver Welter, Frontmann der Band „Naked Luch“ und Ausnahmepianistin und Performance-Künstlerin Clara Frühstück fand der Festakt seinen musikalischen Abschluss. Die beiden brachten ihre Neuinterpretation von Schuberts „Winterreise“ auf die Bühne, begleitet von Visualisierungen der Ars Electronica (by Cori O’Lan).
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