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"Es ist bereits 15 nach 12: Das Krankenhauspersonal braucht Entlastung"

Nora Heindl, 15.12.2021 14:21

LINZ. Einen „Hilfeschrei“ setzten die Beschäftigten heute unter anderem vor dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz gemeinsam mit den Gewerkschaften ab. Sie fordern Entlastung durch mehr Personal, ein Ende von Zusatzaufgaben und eine Perspektive auf zeitnahe Erholungsphasen. Als Anhänger an einem Christbaum sollen alle Forderungen am 20. Dezember um 10.45 Uhr an Landeshauptmann Thomas Stelzer übergeben werden. 

 (Foto: Tips/Heindl)
photo_library (Foto: Tips/Heindl)

Die wichtigste Forderung: Mehr Personal! „Es ist bereits 15 nach 12! Die Beschäftigten im Gesundheitssystem gehen seit langem bis an ihre Grenzen und mittlerweile weit darüber hinaus. Erschöpfung ist spürbar. Dennoch gibt es noch immer keine Entlastungsmaßnahmen“ kritisiert Erwin Deicker, Betriebsratsvorsitzender im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. „Wir sind schon vor der Pandemie am Limit gefahren. Und das rächt sich nun. Ich mache mir Sorgen um meine Kollegen. Sie sind erschöpft. Will die Landespolitik weiter nur zuschauen, bis auf die Corona-Welle eine Burnout-Welle folgt?“, bringt Deicker die Lage auf den Punkt.

Eine Studie der Arbeiterkammer habe schon 2019 gezeigt, dass in den Krankenhäusern 20 Prozent an Personal fehlt. „Hätte man den Mahnruf der Arbeiterkammer und der Gewerkschaften ernst genommen, müssten wir nicht heute hier stehen“, ergänzt AK OÖ-Präsident Andreas Stangl. Zudem zeige der Arbeitsklimaindex, dass die Hälfte aller Beschäftigen in den Krankenhäusern, die in der Pflege arbeiten, mit dem Gedanken spielen, den Beruf zu wechseln, „aber wir brauchen euch, damit Oberösterreich gesund werden kann. Es reicht nicht, sich bei einer Weihnachtsfeier hinzustellen und zu sagen, wie wichtig jemand ist, es müssen auch Taten folgen.“

„Wir fordern unabdingbar mehr Personal“, betonte auch Helmut Woisetschläger, Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida: „Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass ihr euren Job machen könnt, dass ihr den Job auch gerne macht und dass ihr dabei selber nicht ausbrennt“, richtet er sich an die Beschäftigten. Man müsse gemeinsam eine Trendwende schaffen, um den Beruf wieder attraktiv zu machen, denn die Bilder, die aktuell in den Medien zu sehen sind, seien nicht attraktiv. Dazu müssten die Arbeitsbedingungen passen und man müsse in der Ausbildung zu so einem wichtigen Beruf auch etwas verdienen.

Auch Christian Jedinger, Landesvorsitzender von youunion, betont: „Schon bevor der Virus da war, hatten wir ein großes Problem, und zwar die Sparsamkeit in diesem Bundesland. Es war der Politik offensichtlich nicht mehr Budget wert, dass man die Situation verbessern könnte.“ Die Forderungen der Beschäftigten seien „berechtigte Erwartungen. Dass ein Dienstplan auch halten soll, dass das was ausgemacht ist, auch eingehalten wird, dass Zeit da ist, für die Aufgaben, die man zu tun und das ist auch der richtige Anspruch, den es braucht, wenn man die Arbeit ordentlich machen will.“ Man müsse gemeinsam laut und stark sein, denn nur so gehe es. „Eure Arbeit ist es wert, dass die Politik Maßnahmen setzt. Wir haben genug von Sonntagsreden, wo eure Arbeit hochgelobt wird, und wenn es darum geht, Geld in die Hand zu nehmen, passiert nichts.“

„Wir danken für Ihren enormen und unermüdlichen Einsatz in diesen schwierigen Zeiten“

„Seit über 600 Tagen kämpfen wir gegen das gefährliche Corona-Virus und insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gesundheits- und Sozialeinrichtungen leisten Tag für Tag unermüdlich einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft“, sagen LH-Stellvertreterin und Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander sowie Sozial- und Pflege-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer. „Wir haben auch Verständnis dafür, dass sie ihre Anliegen öffentlich kundtun - und wie so viele zurzeit das Mittel der Demonstration wählen. Seit Ausbruch der Corona-Krise sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders gefordert und wir danken für ihre Arbeit. Sie verdienen größten Respekt und Wertschätzung. Es liegt an uns allen, diesen Respekt und diese Wertschätzung auch zu leben, indem wir uns an die Schutzvorschriften halten“, so Haberlander und Hattmannsdorfer.

LH-Stellvertreterin und Gesundheits-Landesrätin Haberlander ergänzt: „Wir haben die Verpflichtung, das Virus bereits vor den Toren der Spitäler zu bekämpfen. Daher haben wir in Oberösterreich bewusst den Lockdown eine Woche länger belassen, um auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Spitälern eine Entlastung herbeizuführen. Je weiter die Fallzahlen sinken, je mehr die Impfungen in Anspruch genommen werden, desto mehr können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet werden“. Sozial-Landesrat Hattmannsdorfer kündigte für den Pflegebereich letzte Woche zudem die Entwicklung und Umsetzung einer eigenen Oö. Pflegekräftestrategie an: „Wir sehen genauso wie die demonstrierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Notwendigkeit, in der Bewältigung des Fachkräftemangels rasch voranzukommen. Aus diesem Grund werden wir im nächsten Jahr eine eigene oberösterreichische Pflegekräftestrategie entwickeln und auch mit der Umsetzung starten, um die Pflegekräfte zu entlasten.“

Das Land Oberösterreich habe bereits zahlreiche Schritte umgesetzt, um der besonderen Wertschätzung für die Mitarbeiter in den Gesundheits- und Sozialeinrichtungen Ausdruck zu verleihen: Sei es die steuerfreie Prämie in Höhe von 500 Euro für alle Vollzeitbeschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich im letzten Jahr, sowie die Corona-Zulage von November 2020 bis Jänner 2021 für all jene, die in Schutzausrüstung direkt mit Corona--Patienten gearbeitet haben oder das  einvernehmlich mit den Gewerkschaften ausverhandelte Pflegepaket, das heuer in Kraft getreten ist. Das Paket betrifft Mitarbeiter in der Pflege, in den Krankenhäusern, in den Alten- und Pflegeheimen, in den mobilen Diensten und jene, die Leistungen nach dem Chancengleichheitsgesetz erbringen. Damit erhalten seit 1. Februar 2021 rund 13.500 Mitarbeiter im Pflege- und Gesundheitsbereich deutlich mehr Entlohnung.

Zusätzlich zu den Lohnerhöhungen habe man auch verbesserte Arbeitsbedingungen vereinbart, wie etwa die Arbeitszeitverkürzung für das Pflegepersonal in den Alten-und Pflegeheimen auf eine annähernd 39-Stunden Woche, die Abgeltungen für kurzfristiges Einspringen wurden angehoben, oder die Abgeltung der Anwesenheitsbereitschaft in Krankenhäusern wurde erhöht. Die Gesamtkosten des Pflegepakets betragen rund 34 Millionen Euro jährlich. 

Unabhängig von den Schritten des Landes Oberösterreich haben auch jene Mitarbeiter, die die Voraussetzungen des Bundes erfüllen, mit dem Gehaltszettel vom Dezember den Corona-Bonus des Bundes in Höhe von 500 Euro erhalten.

Darüber hinaus habe das Land Oberösterreich die erzielte Vereinbarung über den Gehaltsabschluss zwischen dem Bund und der Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD) für die Landesbediensteten und die Mitarbeiter der OÖ Gesundheitsholding GmbH übernommen. Konkret sieht der Gehaltsabschluss eine durchschnittliche Erhöhung von 3 Prozent vor. 


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