Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums an der Anton Bruckner Privatuniversität
LINZ. Sieben Jahre nach seinem Tod am 5. März 2016 ist es gelungen, den künstlerischen Nachlass des Musikers Nikolaus Harnoncourt für Oberösterreich nachhaltig zu sichern: die Anton Bruckner Privatuniversität und die Familie Harnoncourt haben die Gründung eines Nikolaus Harnoncourt gewidmeten Zentrums vereinbart, das garantieren wird, dass sein Leben und Werk weiter wirken.
2024 wäre Nikolaus Harnoncourt 95 Jahre alt geworden. Sein Lebensweg hat ihn von seiner Geburtsstadt Berlin, über Graz und Wien letztendlich nach St. Georgen im Attergau geführt, von wo aus er musikalisch und künstlerisch weltweit eine wegweisende Wirkung entfaltet hat. Dabei war er immer auch ein engagierter, beherzter Förderer des Kulturlandes OÖ, vor allem des künstlerischen Nachwuchses.
Digitalisierung und Aufarbeitung des Nachlasses sowie Pilotprojekt mit der LMS St. Georgen
Harnoncourts Nachlass besteht aus audiovisuellen Medien, circa 50 Regalmetern Notenmaterial sowie knapp zwei Kubikmetern Korrespondenzen, Essays, Notizen zu Werken und zur Aufführungspraxis, Vortragsmanuskripten sowie Material zu seiner jahrelangen universitären Lehre.
Auch im Sinne seiner kürzlich verstorbenen Ehefrau Alice Harnoncourt stellt die Familie „diesen reichen und umfangreichen musikalischen, musikwissenschaftlichen, historischen und philosophischen Schatz, trotz zahlreicher internationaler Anfragen, dem Land Oberösterreich und der Anton Bruckner Privatuniversität zur Aufarbeitung und als Impulsgenerator zur Verfügung, da meine Eltern hier ihren Lebensmittelpunkt und letzte Ruhe gefunden haben“, betont Franz Harnoncourt.
Aufgaben des Zentrums werden sein die Erfassung und Digitalisierung des Nachlasses, die wissenschaftliche Aufarbeitung durch Forschungsprojekte und (internationale) Kooperationen, eine kulturphilosophische Denkwerkstatt mit Veranstaltungen in St. Georgen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und dem Landesmusikschulwerk. Letzteres beinhaltet ein Pilotprojekt mit der Landesmusikschule St. Georgen als erste oberösterreichische Musikschule nach Nikolaus Harnoncourts Bildungsgedanken.
Gremialen Beschlüsse werden zeitnah gefasst
Die Grundlagenarbeit zur Vorbereitung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums wurde bereits geleistet: der Nachlass wurde gesichtet sowie die organisatorischen, inhaltlichen, rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Fragen bezüglich der digitalen Archivierung sowie der Archivnutzung des Materials evaluiert. Als Ergebnis dieser vorbereitenden Arbeiten erfolgt nun die offizielle Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums in der Anton Bruckner Privatuniversität.
Alle notwendigen gremialen Beschlüsse für die Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums werden zeitnah gefasst. Auf dieser Basis erfolgt in einem nächsten Schritt die Umsetzung organisatorischer Maßnahmen, sowie die Ausschreibung personeller Positionen. Das Budget des Nikolaus Harnoncourt Zentrums wird der Anton Bruckner Privatuniversität aus Mitteln des Landes OÖ zur Verfügung gestellt und beträgt pro Jahr etwa 460.000 Euro.
Platz wird nach Alice Harnoncourt benannt
Ausdruck der besonderen Verbindung der Anton Bruckner Privatuniversität zum Erbe von Nikolaus und Alice Harnoncourt ist zudem eine neue Straßenbenennung: der Platz vor der Anton Bruckner Privatuniversität wird nach Alice Harnoncourt benannt. Der Linzer Stadtsenat hat einen entsprechenden Beschluss bereits gefasst, die Umsetzung erfolgt in Kürze.
„Wissen bleibt für die Nachwelt verfügbar“
Franz Harnoncourt: „Mit der Gründung des Nikolaus Harnoncourt Zentrums kann das umfangreiche Schaffen Nikolaus Harnoncourts aufgearbeitet, sein Wissen für die Nachwelt verfügbar und seine künstlerischen und kulturphilosophischen Impulse weiter wirksam und lebendig bleiben. Er hat in seinem umfassenden Lebenswerk die Aufführungspraxis sogenannter alter Musik grundlegend revolutioniert und die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer Musiker maßgeblich beeinflusst. Er hat ein umfangreiches Wissen über Stimmungen, Phrasierungen, Artikulation, Instrumentenkunde, eine zuvor unbekannte Breite historischer Quellen und unendlich viel mehr erarbeitet und dokumentiert.“
„Andenken an sein Wirken bleibt lebendig“
„Nikolaus Harnoncourt war eine prägende Persönlichkeit, deren Strahlkraft und Präsenz weltweit wirksam war. Dabei ist er seiner Heimat immer eng verbunden geblieben. Wir freuen uns, dass es nun gelungen ist, seinen Nachlass für unsere Bruckneruniversität zu sichern. Damit stellen wir sicher, dass das Andenken an sein Wirken lebendig bleibt“, erklärt Landeshauptmann Thomas Stelzer.
„Alleinstellungsmerkmal der Anton Bruckner Privatuniversität“
Für die Anton Bruckner Privatuniversität stellt die Ansiedelung dieses Kulturschatzes und vor allem die daraus resultierende Arbeit des zu gründenden Zentrums eine substanzielle Aufwertung im Wissenschaftsbereich dar. Rektor Martin Rummel: „Das Nikolaus-Harnoncourt-Zentrum (NHZ) sieht sich als Fackelträger der Harnoncourtschen universellen Gedankenwelten und wagt die Betrachtung größerer Zusammenhänge anhand der Entwicklung der letzten Jahrhunderte, um einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen. Es dient nicht nur der Bewahrung des Erbes einer das 20. Jahrhundert prägenden Musikerpersönlichkeit, sondern wird als Alleinstellungsmerkmal der Anton Bruckner Privatuniversität ein interdisziplinäres Bildungsideal widerspiegeln, das seinesgleichen sucht.“
Landesmusikschulen werden eingebunden
Für Kulturdirektorin Margot Nazzal ist es wichtig, dass auch die Landesmusikschulen eingebunden werden: „Nikolaus Harnoncourt war dem Landesmusikschulwerk sehr verbunden, besonders natürlich seiner Musikschule in St. Georgen im Attergau, die er auch persönlich sehr unterstützt hat. Mit dem Nikolaus Harnoncourt Zentrum wird es nun möglich, die künstlerischen Anliegen dieses großen Musikers dauerhaft im Landesmusikschulwerk zu verankern und auch künftigen Generationen zugänglich zu machen.“
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