LINZ. Wer zur „Kompositionswerkstatt: Komponieren in himmlischer Höhe“ eingeladen ist, darf eines nicht haben: Höhenangst. Denn die Einladung ist durchaus wörtlich gemeint: Sieben Komponierende unter 25 Jahren schaffen — inspiriert von einem Aufenthalt in der Türmerstube des Linzer Mariendoms — mehrstimmige Vokalwerke, die im Oktober uraufgeführt werden.
Ein einzigartiges Projekt wurde anlässlich der Jubiläen „100 Jahre Mariendom Linz“ und „200 Jahre Anton Bruckner“ von der Bischof-Rudigier-Stiftung aus der Taufe gehoben: die „Kompositionswerkstatt: Komponieren in himmlischer Höhe“, die jungen Komponierenden die Möglichkeit eines Austauschs mit professionellen Musikschaffenden sowie eine kompositorische Erfahrung für ihren Werdegang bietet.
Höhepunkt ist die Uraufführung der für den und im Mariendom entstandenen Werke durch das renommierte Vokalensemble Cantando Admont.
Klangexperimente für sieben junge Komponierende
Aus 14 internationalen Bewerbern wurden sieben Komponierende von der Jury unter dem Vorsitz von Bischofsvikar Johann Hintermaier zur Teilnahme eingeladen. Auf spannende Klangexperimente in und mit der größten Kirche Österreichs dürfen sich Lara Bäucker (Berlin), Jakob Böttcher (Berlin), Emma Ebmeyer (Salzburg), Tina Geroldinger (Kirchberg-Thening), Sarah Proske (Lübeck), Sara Stevanovic (Linz) und Anna Wielend (Linz) freuen.
„Es freut mich sehr, mitzuhelfen, die Kraft und Magie der Architektur des Mariendoms als Klang- und Erfahrungs-Raum mit einer jungen Generation von Komponisten auszuloten und mit ihnen gemeinsam Anton Bruckners Musik und ihre Bedeutung im Heute für ihr eigenes musikalisches Schaffen zu hinterfragen“, verleiht Klangkünstler Sam Auinger als einer der Köpfe der Kompositionswerkstatt seiner Freude über das Projekt Ausdruck.
395 Stufen auf dem Weg zur Komposition
Den Auftakt bildet ein Workshop von 9. bis 11. Februar mit Klangkünstler Sam Auinger, Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Domkapellmeister Andreas Peterl, der die jungen Komponisten nicht nur auf Anton Bruckners Spuren nach Ansfelden, St. Florian und Linz sowie in die Tiefen seines musikalische Schaffens entführen, sondern auch den Mariendom mit seinen auditiven Qualitäten und in all seinen Dimensionen erfahrbar machen will.
„In der räumlichen Dimension liegt ein besonderer Fokus des Projektes: Junge Komponisten schaffen Musik für diesen Raum, der in seiner Akustik einzigartig und durch seine Größe äußerst herausfordernd ist – insbesondere, wenn es darum geht, für diesen Ort, für ‚locus iste‘ zu komponieren“, betont Domorganist Wolfgang Kreuzhuber.
Hoch hinauf geht es für die sieben Tonschöpfer nach dem Workshop: 395 Stufen vom Trubel der Stadt entfernt, auf 68 Metern Höhe, ermöglicht ein mehrtägiger Aufenthalt in der Türmerstube zwischen Mai und Juni 2024 Abgeschiedenheit und Kontemplation für die jungen Komponierenden, um sich in den Raum einzuschwingen und sich dem Komponieren hinzugeben.
„Diese außergewöhnliche persönliche Erfahrung von Ort, Raum und Zeit kann so als Inspirationsquelle für dieses spezielle Vorhaben dienen“, zeigt sich Auinger von der Dom-Eremitage als Komponierstübchen begeistert.
Uraufführung von Vokalwerken aus himmlischer Höhe
Die mehrstimmigen Vokalkompositionen aus himmlischer Höhe, die auf der Grundlage von biblischen Texten im Frühling und Sommer für die größte Kirche Österreichs entstehen, werden im Rahmen eines Präsentationskonzerts am 17. Oktober 2024 vom renommierten Vokalensemble Cantando Admont unter der Leitung von Cordula Bürgi im Mariendom ihre Uraufführung erleben.
Domkapellmeister Andreas Peterl blickt den Werken schon voll Vorfreude entgegen: „Ich bin schon gespannt, zu welchen Kompositionen der Klangraum Mariendom die jungen Komponisten inspirieren wird.“
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