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Diagnose Darmkrebs: Mit Humor gegen den Tumor

Nora Heindl, 20.09.2025 15:02

LINZ. Das Leben von Johanna Wagmeier war das ganz normale Alltagschaos einer berufstätigen Mutter von zwei Kleinkindern. Bis sie mit 35 Jahren die Diagnose Darmkrebs erhielt. „Über den Scheiß sollte mal jemand reden“, was die gebürtige Linzerin hiermit in ihrem Buch „Unter der Gürtellinie“ tabulos und mit viel Humor auch tut.

Johanna Wagmeier (Foto: Lukas Fritzer)
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Blut im Stuhl und Verdauungsprobleme führten Johanna Wagmeier irgendwann zum Arzt, der ihr empfahl, zur Sicherheit eine Darmspiegelung zu machen, obwohl nichts sein werde. „Und dann war halt doch was, ein schon relativ großes Ding“, erinnert sich die zweifache Mutter, die in Urfahr aufwuchs, mit zehn nach Gallneukirchen zog und schließlich fürs Studium nach Graz ging, wo sie heute noch lebt.

Fast drei Jahre ist die Diagnose her. „Das war ein riesiger Schock, auch weil meine Kinder noch ganz klein waren, zwei und vier. Ich dachte, warum passiert das mir? Was habe ich falsch gemacht? Ich dachte, das ist eine Krankheit, die eher alte Leute betrifft, aber das stimmt nicht.“

Niemand spricht über Darmkrebs

5.000 Menschen in Österreich erhalten jährlich die Diagnose Darmkrebs, doch darüber sprechen will keiner. „Mit Brustkrebs gehen die Menschen mittlerweile offen um, reden darüber. Da hätte ich Leute gehabt, die mir sagen ‚ja, das ist eine depperte Krankheit, aber du schaffst das, weil ich das auch geschafft habe‘. Aber mit Darmkrebs steht man quasi allein da, zumindest war das mein Gefühl.“

Niemand scheint zu wollen, dass man es weiß. „Dabei habe ich festgestellt, dass die meisten gerne bereit sind, Rücksicht zu nehmen, nur müssen sie dazu wissen, was los ist. Etwa, dass ich nicht alles essen kann oder dass ich immer frage, wo denn das Klo ist und ob es gut erreichbar ist – und nicht im Nebenhaus im zweiten Stock.“ Denn auch wenn Therapien und Operation gut verlaufen sind, hat sie mit den Folgen wie etwa Verdauungsproblemen zu kämpfen. „Mir fehlt halt der halbe Dickdarm.“

Raus aus der Tabuzone

Mit ihrem Buch „Unter der Gürtellinie“ möchte sie helfen, Darmkrebs aus der Tabuzone zu holen – und zwar mit Humor. „Ich habe viele absurde Momente erlebt, in denen mir nicht klar war, ob ich besser lachen oder weinen sollte. Ich entschied mich meist für das Lachen.“ Einfach weil Humor es für sie und ihr Umfeld leichter gemacht hat. „Wenn mich jemand gefragt hat, welche Art von Krebs es denn ist, habe ich gesagt: Bei mir ist der Krebs im Arsch daheim. Und dann haben wir gelacht und es war für alle etwas weniger bedrückend.“ Die lustigen Sprüche hat sie beibehalten. Mittlerweile ist sie als Kabarettistin unterwegs, wie ihr Bruder Kabarettpreisträger Berni Wagner.

Wichtig ist ihr, Betroffenen ans Herz zu legen, dass man aus einer Krebserkrankung das Beste machen darf. „Ich zum Beispiel hätte wahrscheinlich nie ein Buch herausgebracht, was ein Kindheitstraum von mir war. Es ist ein hoher Preis, den man zahlt, aber wenn man sowieso zahlen muss, kann man wenigstens die positiven Dinge daraus mitnehmen.“

Neben umfassenden Informationen, was eine Darmkrebs-Diagnose für das weitere Leben bedeutet und welche Hilfestellungen es gibt, will sie mit ihrem Buch aber auch in Sachen Vorsorge wachrütteln. „Wenn ich nicht so lange vor einer Koloskopie zurückgeschreckt wäre, hätte ich mir vielleicht zumindest einen Teil der Therapie erspart.“ Darüber hinaus soll das Buch auch Angehörigen und Freunden Informationen liefern.

Wagmeier ist davon überzeugt, „dass es viele Menschen gibt, denen mein Buch weiterhelfen und neue Perspektiven eröffnen kann“. Und ja: „Dies ist ein Buch über Krebs – und trotzdem ein lustiges Buch. Und es geht gut aus, versprochen.“


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