Erster Zwischenbericht zum Tod einer Patientin im Klinikum Rohrbach liegt vor
LINZ/ROHRBACH. Der tragische Tod einer 55-jährigen Patientin im Klinikum Rohrbach war Kernthema einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG). Ein vorläufiges Zwischenergebnis besagt, dass es keinen Anhaltspunkt für einen Fehler auf Ebene der behandelnden Ärzte oder des Pflegepersonals gibt.
Mehrere Stunden wurde in der Aufsichtsratssitzung diskutiert, das vorläufige Zwischenergebnis: Es gebe keinen Anhaltspunkt für einen Fehler auf Ebene der behandelnden Ärzte oder des Pflegepersonals. Im Gegenteil: Der im Detail präsentierte zeitliche Ablauf des tragischen Vorfalls habe gezeigt, mit welch großem persönlichen Einsatz auf Ebene der handelnden Ärzte sowie des Pflegepersonals versucht wurde, das Leben der Patientin zu retten. Die Patientin ist nach nur etwas mehr als zwei Stunden nach der Diagnose um 23.18 Uhr an einer sehr seltenen, schicksalshaften Erkrankung verstorben.
Die Salzburger Landesklinik hatte um 22.45 Uhr die Übernahme zugesagt, davor kam es jedoch bereits zu zwei Herzstillständen mit Reanimation, nach denen die Patientin nicht mehr transportfähig gewesen sei. Um 22.51 erfolgte ein neuerlicher Herzstillstand.
Man wisse nicht, ob die umgehende Operation des Aortenrisses ihr Leben hätte retten können. Ohne Zweifel habe der Geschehensablauf aber gezeigt, dass es notwendig ist, Schnittstellen sowie Kommunikationsabläufe - sowohl unternehmensintern als auch träger- und länderübergreifend - kritisch zu hinterfragen und laufend zu verbessern, heißt es in einer Aussendung.
Maßnahmenpaket präsentiert
Im Rahmen der Aufsichtsratssitzung wurden deshalb konkrete Maßnahmen präsentiert, die in Zukunft gewährleisten sollen, dass im Falle eines akuten Krankheitsgeschehens, das eine Spezialversorgung benötigt, die Abläufe besser gestaltet werden und die Versorgung sichergestellt wird.
Dazu gehört unter anderem die entsprechende Verbesserung der SOP (Standard Operating Procedure) bzw. Checkliste mit präzisierten Abläufen und dringende Telefonkontakte für die Notaufnahmen der Regionalspitäler und Schwerpunktspitäler.
Die vollumfängliche Unterstützung des Landes, einen 24/7-Notarzthubschrauber in Oberösterreich zu etablieren. Die dafür notwendige Infrastruktur ist bereits an allen Standorten der OÖG gegeben.
Zudem soll gemeinsam mit den Trägern der anderen Bundesländer geprüft werden, wie eine bundeslandübergreifende Kapazitätsabstimmung gestaltet werden kann, da dieser Fall zeigt, dass Versorgung solcher besonderen Notfälle in Zentren nur überregional sinnvoll zu gewährleisten ist.
Um die Kommunikationswege und Verlegungsmöglichkeiten auf eventuelle Verbesserungen zu durchleuchten, wurde bereits eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe der OÖG eingerichtet, die Prozesse evaluiert und allfällige Verbesserungsvorschläge erarbeitet („Rotes Telefon“).
„Der Aufsichtsrat hat in seiner heutigen Sitzung die Abläufe umfangreich analysiert. Es wurden konkrete Maßnahmen vereinbart, deren Umsetzung vom Aufsichtsrat weiter eng begleitet werden. Insbesondere gilt es Schnittstellen sowie Kommunikationsabläufe - sowohl unternehmensintern als auch träger- und länderübergreifend – im Falle von derart außerordentlich zeitkritischen Fällen - zu prüfen“ erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Franz Mittendorfer.
„Selbstverständlich werden wir alle Maßnahmen, die dazu beitragen können, so schicksalhafte Verläufe in Zukunft zu vermeiden, umsetzen. Sofortmaßnahmen wurden bereits getroffen“, betont Franz Harnoncourt, Vorsitzender der Geschäftsführung der OÖ Gesundheitsholding.
Bericht zu den OP-Kapazitäten
Auch das Thema der Einschränkungen des OP-Betriebes am Kepler Universitätsklinikum als Folge des Personalmangels im Bereich der Anästhesie sowie der OP-Pflege wurde diskutiert.
Für einen Normalbetrieb fehlen immer noch 23 Anästhesieärzte (Vollzeitäquivalente) bei einem derzeitigen Gesamtpersonalstand von 92 Anästhesieärzten (VZÄ). In der OP-Pflege fehlen 30 spezialisierte Personen (VZÄ), um den notwendigen Gesamtpersonalstand von 286 Personen in der OP-Pflege zu erreichen.
Das Krankenhausmanagement wurde aufgefordert, umgehend die erforderlichen Maßnahmen zu setzen, um möglichst rasch den von den Einschränkungen betroffenen Patienten OP-Alternativen in anderen Krankenhäusern anzubieten. Die Kommunikation habe proaktiv zu erfolgen.
Zudem ist eine Wiederaufnahme des Normalbetriebes sicherzustellen. Konkretes Ziel ist die Wiedereröffnung eines OPs mit Dezember, eines zweiten OPs mit April und des dritten OPs mit Juli 2026.
„Wir erwarten eine konsequente Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen, um die OP-Kapazitäten so rasch wie möglich wiederherzustellen. Die Patientinnen und Patienten müssen darauf vertrauen können, dass wir gemeinsam alles daransetzen, den Normalbetrieb Schritt für Schritt wieder zu erreichen“, erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Franz Mittendorfer.
„Wir werden die schon jetzt laufend gesetzten Maßnahmen mit voller Anstrengung und klarer Zielorientierung weiter fortsetzen, damit wir den betroffenen Patientinnen und Patienten rasch wieder den vollen Umfang an Operationen anbieten können und eine Entlastung der Situation erfolgt“, betont Harnoncourt, in diesem Fall als Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikums.
Überdurchschnittliche Kapazität für komplexe Herz- und Aortennotfälle
Der Tod der Patientin in Rohrbach führt verständlicherweise zu Diskussionen, ob und inwieweit die vorhandenen intensivmedizinischen OP-Kapazitäten und insbesondere die bestehenden herzchirurgischen Zentren für solche komplexen Herz- und Aortennotfälle in Oberösterreich ausreichend sind. Dazu wurde von Expertinnenseite mitgeteilt, dass Oberösterreich im österreichischen Vergleich sogar überdurchschnittliche Kapazitäten für derartige Erkrankungen hat.
Im vergangenen Jahr wurden 69 PatientInnen mit akuter Typ A Dissektion in Oberösterreich operiert, davon 20 (29 Prozent) aller derartigen Operationen aus anderen Bundesländern. Jede vierte derartige Notoperation österreichweit wird in Oberösterreich durchgeführt.
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